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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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umgebracht.«
    Er schüttelte den Kopf, leise lachend.
    »Nein, mich.«
    »Wie ist sie im Bett?«
    »Nicht unbegabt. Sie ist siebzehn und etwas dumm. Ich werde ihre Zähne zu spüren kriegen.«
    »Ich war fünfzehn, als ich zum ersten Mal mit dir schlief. Ein halbes Kind noch.«
    »Du? Du warst schon damals, wie du heute bist: einzigartig.«
    Ich rieb meine Lippen an seinen Hals.
    »Wo warst du in diesen fünfzehn Monaten?«
    »Türkei. Pakistan. Indien und Thailand. Nicht immer in bester Gesellschaft.«
    »Keine Drogen mehr, in letzter Zeit?«
    »Nie mehr, seit mir Quasimodo fast den Schädel gespalten hat. Pferde ertragen keine Fixer. Und du? Wo bist du gewesen?«
    »Griechenland. Sizilien. Island. La Reunion.«
    »Überall dort, wo Vulkane sind.«
    »Du weißt, warum…«
    »Und daraus folgte das andere…«
    Er hielt mich fest umschlungen; seine Stimme vibrierte in mir.
    »Und was kommt als nächstes?«
    »Santorin. Ich soll Bimssteinablagerungen untersuchen.«
    »Kennst du die Gegend?«
    »Ich war schon zweimal da. Die Regierung zeigt sich wenig kooperativ.
    Einheimische Forscher grenzen ihren Bereich ab. Das ist für sie Ehrensache. Griechenland, die Wiege Europas: das alte Lied. Deshalb schickt man mich. Bei einer Frau sind sie konzilianter.«
    »Und was hat dein amerikanischer Zuchthengst damit zu tun?«
    »Er macht gute Fotos, weißt du. Die Lagune von Santorin bietet interessante Ausblicke. Und er ist kein Feigling. Bricht irgendwo auf der Welt ein Vulkan aus, nimmt er das nächste Flugzeug. Aber Feuer ist für ihn nur ein Plasma mit niedriger Temperatur, ein Motiv für Farbaufnahmen.
    Von seinen Geheimnissen will er nichts wissen.«
    Amadeo zeigte sein flüchtiges Grinsen.
    »Das Unheimliche, ach ja. Totem und Tabu.«
    »Er hat nicht viel Sinn für Humor.«
    »Ich habe ihn ein wenig brüskiert.«
    »Du hast dich nahezu vorbildlich benommen.«
    »Ich war zu glücklich, um ihm eine zu scheuern. Solche Männer sind wie Hummer: außen hart und innen weich.«
    Ich lachte, das Gesicht an seine Schulter gedrückt, immun geworden gegen den kommenden Schmerz durch eine Stunde der Liebe. Er streichelte mein Haar, geistesabwesend.
    »Kommst du gut mit ihm aus?«
    »Er ist kein Dummkopf. Aber er erhebt Besitzansprüche.«
    »Das liegt an den Hormonen. Männer haben diesen albernen Zug.«
    »Du nicht.«
    »Ich trage mein Gehirn nicht zwischen den Beinen.«
    »Laß nur, Amadeo, ich werde schon mit ihm fertig.«
    »Das traue ich dir zu.«
    Wir lachten beide. Er fuhr mit der Zungenspitze über meine Lippen, langsam und immer wieder.
    »Ich liebe dein Lachen. Ich habe es schon immer geliebt. Es klingt so selbstsicher. Erinnerst du dich, damals, in Les-Saintes-Maries-de-la-Mer, als wir zum ersten Mal zum Strand gingen?«
    »Ob ich mich daran erinnere? Ich brauche nur die Augen zu schließen und alles kommt wieder. Der Vollmond, die Dünen, das silberne Meer. Ich wollte unbedingt schwimmen…«
    »Der Mistral wehte seit zwei Tagen, die Dünung brauste. Ich sah dich kopfüber in die Wellen tauchen, kraulte hinter dir her, wie ein Idiot, und dachte, gleich ertrinkt sie. Mir ging vor Angst die Luft aus.«
    »Das Meer war durchsichtig, Amadeo. Der Mond warf bewegliche Schatten auf den Grund, Funken tanzten wie Glühwürmchen. Es war wie im Märchen…«
    »Welche Gier zu leben du hattest, Herzblume!«
    »Und du?«
    »Es ist niemals die Liebe, die schmerzt, sondern ihr Fehlen. Ich war tot, du hast mich zum Leben erweckt. Ich lernte das Gute und Schöne kennen, durch dich. Weißt du noch, in jener Nacht, als wir uns liebten?«
    »Ja. Der Sand leuchtete. Es roch nach Holzkohle und Ginster. Wir legten uns zusammen auf unsere Kleider. Mir war kalt…«
    »Ich habe dich in meine Jacke gewickelt und abgerieben. Es war so aufregend, dich zu berühren. Deine Brüste waren noch klein, mit winzigen, zartrosa Knospen. Sie lagen wie Tauben in meiner Hand. Ich fühlte, wie sie atmeten. Du hattest einen besonderen Geruch an dir, nach Sonne und Lavendel. Den Geruch eines Kindes…«
    »Ich begehrte dich so. Ich konnte es fast nicht aushaken. Du machtest es langsam, ganz langsam…«
    »Du warst überaus eng. Du bist es heute noch, das mögen die Männer gerne. Aber ich wollte dir nicht weh tun.«
    »Es war kein Schmerz, nein. Daß es so schön sein konnte, ahnte ich nicht. Es war etwas, das ich nie wiederfinden werde. Niemals.«
    Er drückte sein Gesicht in meine Achselhöhle.
    »Wer weiß? Die Zeit fließt durch unsere Erinnerung, aber wir

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