Feuerfrau
Figur auf ihm machen. Aber in der Manege explodierte er, wie eine Bombe. Absolut untauglich. So etwas kommt eben vor. Naja, wir konnten ihn jedenfalls als Deckhengst verwenden.«
»Ich polier diesem Kerl die Fresse«, zischte Martin.
»Ein Mann soll immer das tun, was er für richtig hält«, sagte Amadeo.
»Lassen Sie uns beide hinausgehen. Aber ich warne Sie: Ich schlage nur einmal zu.«
Amadeos Haltung war zu ruhig, zu gleichmütig. Etwas in seinem Verhalten verriet allzuviel Vertrautheit mit solchen Situationen. Martin war auch im betrunkenen Zustand kein kompletter Narr. Er überprüfte seine Chancen, und das, was er sah, gefiel ihm nicht. Eleni und ich lasen es auf seinem Gesicht. Eleni seufzte mit komisch herabgezogenen Mundwinkeln, und ich sagte:
»Ach, Amadeo, hab Geduld mit ihm.«
Der Mann mit der kaffeebraunen Haut sah Martin drei lange Sekunden an, ehe er sich emotionslos von ihm abwandte.
»Ich habe Geduld mit ihm. Außerdem ist er mein Gast. Aber er ist nicht selbstkritisch genug. Und beim nächsten Mal werde ich weniger Geduld haben.«
Martin starrte ihn an; die Worte waren nachlässig gesprochen worden, aber selbst durch den Schleier des Alkohols fehlte er die Gefahr. Sein Blick trübte sich. Er verlor das Gleichgewicht und fiel gegen den Tisch.
»Ich fühle mich scheußlich!«
»Das hast du davon«, sagte ich.
»Komm jetzt, Martin! Wir bringen dich nach Hause«, sagte Eleni, halb lachend, halb zerknirscht. »Ariana ist hier gut aufgehoben. Sie kennt Amadeo schon lange.«
»Okay, Ariana«, murmelte Martin. »Dein Wunsch sei mir Befehl. Ich gehe also nach Hause. Alles klar, Darling! Aber verdammt noch mal, das ist nicht fair. Und das weißt du auch. Wir reden noch darüber. Du mußt nicht denken, daß du immer deinen Kopf durchsetzt. Jedenfalls nicht so, wie du glaubst.«
Er versuchte aufzustehen, brachte es jedoch nicht fertig.
»Ich bin ganz schön angeschlagen!«
Jorge ging auf ihn zu, ein ironisches Funkeln in den sanften braunen Augen, und half ihm auf die Beine zu kommen.
»Alles in Ordnung, Martin? Das macht nur der Wein. Los, gehen wir.
Die frische Luft wird dir guttun.«
Amadeo zog gleichgültig die Schultern hoch.
»Der Wein schadet ihm nicht. Wir nennen ihn den ›Schnauzenbetrüger‹.
Man sollte nicht zuviel davon trinken.«
»Fuck you, bastard«, sagte Martin.
7. KAPITEL
S ein Körper war eine Landschaft aus Licht und Schatten, meinen Händen wohlvertraut. Unsere Liebe war nicht in dieser Nacht entstanden; sie kam von weither, sie hatte ihre Geburt, ihre Kindheit, ihre Geschichte.
Mit jeder Geste, mit jeder Bewegung kehrte das Gestern, das nie Vergessene zurück. Meine Kraft war seine Schwäche, seine Stärke war meine Lust. Unser Atem schmeckte nach dem süßen Wein der Romanos, dem man Thymian beigemischt hatte. Wir warfen uns Fragen zu, die keine Antwort forderten, wir schauten uns an, die Zärtlichkeit machte uns blind.
Wir suchten uns in unserem Haar, in unseren Lippen, zwischen den Fingern, wir schlossen zwei Leben zu einem einzigen zusammen. Seine Hände streichelten meine Brüste, fühlten darüber hin, unendlich langsam.
Er ließ die Finger um meine Brustwarzen kreisen, das Zittern seiner Handmuskeln sandte glühende Schauer über meine Haut. Die Flut kam von unten; schwoll heran, stieg empor, aus meinen Schenkeln und Hüften, eine Wärme voller Erinnerungen, ein eigenartiger Frieden. Sein Gesicht tauchte hinab, glitt unter meiner Brust abwärts. Die dunklen Wasser in meinem Leib brachten meinen Atem aus dem Gleichmaß. Ich bewegte mich sanft und stöhnend, vollkommen seiner Berührung hingegeben. Mein ganzer Körper pulsierte. Sein Leben, sein Geist waren in mir gefangen.
Schwerer, harter Regen klatschte auf das Dach des Wohnwagens. An der Wand zeichnete sich das schmale, blauschimmernde Rechteck des Fensters ab. Draußen wieherte ein Pferd. Es roch nach Butangas, alten Kleidern und Feuchtigkeit, aber diese Gerüche waren mir vertraut. Ich fühlte mich jenseits der Wirklichkeit, in einer anderen Welt, für mich war sie real: eine sinnliche Wahrnehmung, ein Traum, lebendiger als das wache Dasein. Tausend unsichtbare Fäden verbanden mich mit ihr. Ich fand die nächtlichen Farben und Geräusche wieder, die Wärme und den Geruch des Schlafsacks, die Art, wie Amadeo mich liebte. Es ließ sich nicht genau erklären, warum ich hierher gehörte, in diese Umarmung, es war kein rationales Gefühl, lediglich das Empfinden, daß es so sein mußte. Danach lag ich
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