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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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nicht mehr ausgestreckt da. Amadeos legte seine Arme unter meinen Rücken und hob mich hoch, so wie er es schon oft getan hatte. Er kannte meinen Körper, seinen Rhythmus, seine Bedürfnisse. Ich schlang die Beine um seinen Hüften, sein Haar fiel über mein Gesicht, während er in mich hineinglitt, meinem Körper Zeit gab, mich wieder an ihn zu gewöhnen. Er trug ein Gummi; ich wollte nicht, aber er bestand darauf.
    »Früher war das nicht nötig gewesen…«
    »Früher war nicht heute, verdammt! Ich will dir nichts anhängen. Ich schlafe mit vielen Frauen, Herzblume, und weiß im seltensten Fall, mit wem die vorher geschlafen haben.«
    Bisweilen hielt er inne; dann tat mein Herz einen Sprung. Er überwachte sein Vordringen in mir, heftete seine ganze Aufmerksamkeit daran, mich auszufüllen, bis ich hilflos diesem Gefühl überlassen war, keuchte und schluchzte und flehende Worte an seinen Lippen hervorstieß. Er wartete, bis die Raserei uns schüttelte, bewegte sich dann, die Augen geschlossen, weil er mein Angesicht im Dunkel kannte, eingeformt in einer Vision. Ich jedoch sah vor mir sein entrücktes Gesicht, die zusammengezogenen Nasenlöcher, die Falten um seinen Mund. Ich sah die Bewegung der Augäpfel hinter den geschlossenen Lidern, das Aufleuchten der Zähne, atmete den Geruch der Erinnerung in seinem Haar. Ein Geruch nach Eichenblättern, nach Holunderholz, gemischt mit der warmen, schweren Ausdünstung der Pferde, die seine Haut wie Salböl tränkte, schon seit Jahren. Ich klammerte mich an ihn, wie eine Ertrinkende, spürte seine Schultern, glatt und rund wie Kiesel. Sonne und Wind hatten seine Haut poliert, obwohl seine Unterarme und Beine behaart waren. Ich spürte der Form seines Kopfes nach, dem hohen Nacken; meine Fingernägel glitten tiefer herab, seinen Rücken herunter, über die Lenden hinaus, weckten Empfindungen aus früheren Träumen. Er trug die Narbe meines Namens an der Schläfe, die war längst verheilt, aber in seinem Herzen würde sie ewig bluten. Wir suchten das Licht unter der Maske des Fleisches, belauerten das Mysterium in uns, das den Rhythmus unserer Körper verstärkte: Die Wellen stiegen und sanken. Wir verloren uns völlig in dem Gefühl, Fleisch und Haut und Muskeln und Knochen des anderen zu spüren.
    Schweißtropfen fielen von seiner Stirn auf meine Lippen; ich leckte sie, trank sie, wie ich damals seine Tränen trank. Er stöhnte, als er die Schwelle der Erfüllung erreichte und sein Herz in diesem Stöhnen zu zerspringen schien. Ich suchte seinen Hals, umfaßte ihn mit beiden Händen, drückte zu.
    Mein Leib bäumte sich auf, rieb sich an ihm, warf sich ihm entgegen, als ob er die richtigen Bewegungen kannte, seit Anbeginn.
    Dann Schweigen, eine tanzende Dunkelheit, und das Rauschen des Regens. Amadeo lag dicht neben mir; ich hörte, wie sein Atem allmählich zur Ruhe kam. Als er sich behutsam auf die Seite rollte, öffnete ich die Augen. Wir lächelten uns an. Er lehnte das Gesicht an meine Schulter, unsere Beine waren ineinander verschlungen.
    »Ich habe zu lange gewartet«, sagte er.
    So oft waren wir ganz nahe gewesen, eins und schon bald getrennt.
    Unser Leben war voller solcher Augenblicke; ein Wiederfinden, ein Sichumarmen. Im Wohnwagen. In Hotels, irgendwo. In Paris, in Roubaix, in Lüttich oder in Barcelona. Ein Tag oder eine Nacht nur, und wenn wir Glück hatten, drei oder vier. Aber die Fäden, die uns verbinden, waren wie aus Stahl. Und immer das gleiche Rezitativ in uns, die gleichen Worte: Wir werden allein bleiben, du und ich, die Nacht wird niemals enden. Für uns wird kein Tag mehr anbrechen. Niemals mehr, weil wir es nicht wollen.
    Im Helldunkel sah ich die Tätowierung auf seiner Schulter, zeichnete mit den Lippen das violette Muster nach.
    »Sie verblaßt«, sagte ich.
    »Ja. Nach so langer Zeit…«
    »Bist du nicht müde?« fragte ich.
    Er warf sein Haar aus dem Gesicht, stützte sich auf den Ellbogen, um mich zu betrachten.
    »Glaubst du, ich will den Rest der Nacht mit Schlafen vertrödeln?«
    »Wir vertrödeln Jahre«, sagte ich. »Es ist zum Kotzen.«
    Er lächelte unfroh.
    »Wir können uns nicht ändern. Wir sind Präzisionsinstrumente, aufeinander abgestimmt.«
    »Wer zählt denn für dich, außer mir? Sag Namen, einen wenigstens…«
    »Quasimodo.«
    »Und wenn er mal nicht mehr da ist?«
    »Quasimodo wird immer dasein. Er ist unsterblich.«
    Ich schwieg.
    »Woran denkst du?« fragte er.
    »An Coralie. Sie hätte mich am liebsten

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