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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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besitzen eine ziemliche Ausdauer.«
    »Wozu?«
    »Um zu warten, bis die Zeit einen Bogen macht. Bis sie den Punkt erreicht, wo sie zurückschlägt, wie eine Spirale. Dorthin, wo sie für uns den höchsten Stellenwert erreicht.«
    »Warten, in alle Ewigkeit? Darin sind wir Weltmeister, Amadeo.«
    »Gott, wie ich dich liebe!« stöhnte er. »Ich kann es nicht ertragen, daß du einsam bist. So etwas hält niemand aus.«
    Ich wälzte mich auf ihn, schlang beide Arme um seinen Hals.
    »Ich darf mir schon einiges zumuten.«
    Ich lag auf ihm, schwer und matt, trank seine Wärme mit allen Poren. Er zeichnete mit dem Finger meine Brauen nach.
    »Wie ist es, wenn du mit anderen Männern schläfst?«
    »Ich schließe die Augen. Ich begehre dich wie eine Durstende. Mein Körper ist da, irgendwo, und hat sein eigenes Denken. Ich spüre meine Haut, meine Haut als Mauer…«
    Er preßte mich an sich, mit beiden Armen.
    »Mir geht es nicht anders. Schon möglich, daß meine Augen manchmal Löcher in das Kleid einer Frau brennen. Dann schlafe ich mit ihr, in allen möglichen Stellungen, aber mir ist es gleich, was sie denkt oder fühlt. Und wenn sie sich anklammert, schicke ich sie weg, egal wie. Für viele Menschen ist Liebe gleichbedeutend mit physischem Begehren, und Gewalt eine bequeme Tarnung für falsche Gefühle. Aber Liebe ist ein geistiger Vorgang, verbunden mit der Geschichte, die wir in uns tragen. Du bist mit mir verwachsen, Herzblume. Ich mußte ein Stück von mir abhacken, mit einem Beil, um von dir loszukommen.«
    »Sei still«, flüsterte ich.
    Wir lagen Mund an Mund; er öffnete die Lippen. Meine Zunge tauchte in ihn ein, fand den Geschmack und die Wärme von früher. Diesen Mund, den ich im Traum hundertmal erforscht hatte, im Schlaf oder auch wachend, am Tag, wenn ich nicht arbeiten konnte, weil ich besessen war von diesem Küssen, diesem Gesicht mit der strengen Symmetrie der Züge, diesen pechschwarzen Augen, die so weich schimmern konnten. Überhitzte Empfindungen sanken tief in uns hinein, entzündeten Brände. Wir waren die ersten und letzten Liebenden, wir traten in eine labyrinthische Welt, das Wunder war vollkommen. Er brauchte sich nicht mehr den Weg zu erzwingen, er tauchte in mich ein, mühelos; er legte beide Hände auf meinen Bauch, als ob er fühlen wollte, wie tiefer in mir war, wie fest ich ihn gefangen hatte. Es war eine jedesmal andere Lust, immer stärker, kaum auszuhalten.
    »Bewege dich nicht«, sagte er kehlig. »Ich sehe dich an.«
    Ich fürchtete, weinen zu müssen. Ich besaß ihn nun, besaß ihn für die Ewigkeit. Mein Haar schleifte über sein Gesicht, seine Hände brachten meinen Atem aus dem Gleichmaß. Ich spürte den Krampf, der von dem Zentrum meines Körpers aus bis in die Hüften, Schenkel und Knie strahlte.
    Jede Pore war ein Licht, ein pulsierendes Flüstern. Ich umklammerte seine Hände, hielt sie fest, preßte sie an meinen Bauch, fühlte seine Wärme in mir pochen. Mein weit gewordener Leib war ganz von ihr erfüllt. Ich wollte, daß er den Lebenssaft aus meinem Körper zog, daß er mich verhexte. Vor unseren Augen tanzten die schwarzen Wellen von früher, flossen auseinander und blieben in der Luft hängen, und das Glühen in uns stieg mit ihnen, unaufhaltsam. Ich bin du und du bist ich, wir sind ein einziges Wesen. Ich trage dich in mir, ich bewache und beschütze dich. Ich bin deine vier Wände. Du suchst meine Seele in den tiefen Schichten meines Körpers. Du wohnst in meinem Speichel, in meinem Blut, in jedem Knochen und in jeder Zelle. Du atmest mich, die Frau von heute und das Kind von früher. Die höchste Lust ist schmerzhaft bis zu den Grenzen des Unerträglichen, ein Empfinden jenseits von Bewußtsein und Vernunft.
    Die warmen Wellen hüllten uns ein, überströmten uns, wie die phosphoreszierenden Fluten des Meeres über mitternächtliche Sandbänke strömen. Die Brandung kam, Woge um Woge, hob uns in schwindelnde Höhen. Ich klammerte mich an ihn wie eine Ertrinkende. Er preßte seinen Mund auf den meinen, schenkte mir den Atem aus seinen Lungen, bevor er mich mit lähmender Kraft in seine Arme schloß.
    Dann wieder Stille, das Klatschen des Regens, und hinter den Tropfen am Fenster das erste schwache Morgenlicht. Wir wußten, daß es ein neuer Tag war, unausweichlich. Mit dem Regen rieselte auch die Zeit, ein Übel, das erduldet werden mußte.
    Amadeo streichelte meine klamme Stirn.
    »Sei ruhig, Herzblume. Uns bleiben zwei Nächte.«
    Mein Körper war heiß von

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