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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Computer surrte. Keiner hörte, wie ich stöhnte.

8. KAPITEL

    I ch saß unter den Zuschauern, in meinen roten Steppmantel gehüllt.
    Ganz allein saß ich da, die Hände in den Taschen zu Fäusten geballt. Unter dem Zelt, wo die Scheinwerfer fächerförmig strahlten, schien das Licht in der Schwebe zu hängen, und Staubteilchen zitterten in diesem Schein. Zum Klang der Flöten und der Sitar, zum fiebrigen Trommelschlag jagten die Pferde im Kreis; unter ihren Hufen wehten Schatten, wie flatternde Vögel.
    Die halbnackten Reiter schwangen sich aus dem Sattel, glitten unter die Leiber ihrer Pferde, tauchten wieder empor, eine Hand um den Sattelbogen geklammert. Amazonen, von bunten Seidenstoffen umweht, standen hoch aufgerichtet, wie Skulpturen, von goldschimmernden Pferden davongetragen. Auf der Netzhaut des Wassers flimmerten Doppelbilder, wie im Schein zuckender Blitze gesehen. Beifall brandete durch die Reihen der Zuschauer; tiefe Schatten, hoch oben in den Stoffbahnen, antworteten mit Geisterstimmen. Meine Gedanken schwebten unter die Kuppel der Schattenhaut, diesem magischen Zentrum der Welt, unerforschlich in seinen Geheimnissen. Die Scheinwerfer vermittelten den Eindruck von Schneefeldern und Eisflächen. Die Flächen zogen sich in verschiedene Winkel, und aus dem Spiel von Licht und Schatten trat der Speerträger, schwarzgekleidet, mit seinem Rappen aus dem Nichts hervor. Die Manege ist ein Ort, der danach verlangt, daß man eine konkrete Sprache sprechen läßt. Eine Sprache, nur für die Sinne bestimmt. Du weißt, daß die Tiere ein Bewußtsein haben, daß der Mensch selbst das Erbe des Tieres in sich trägt.
    Du nutzt die Magie, die Mensch und Tier im verzauberten Gleichgewicht hält, du schaffst einen Akt des Lebens, wirklich und präzis, und hart wie Diamant.
    Deine Schenkel preßten den Pferdeleib. Die Netzhaut des Wassers nahm das Bild auf: ein Reiter und sein Pferd, von Feuerflügeln getragen.
    »Quasimodo ist unsterblich«, hast du gesagt. Ich glaube dir, ich will dir glauben. Du reitest Quasimodo wie ein Adler den Wind, du überspringst die Grenzen deiner Körperlichkeit, du erzählst eine Fabel. Deine Augen richten sich auf ferne Dinge, auf Sehnsüchte und Visionen. Ich aber sehe die Glanzlichter auf deiner Haut, deinen Schulterblättern, dunkel wie Seide und blankpoliert wie Sattelleder, deine festen Lenden, die Kurve deiner Hüften. Du bohrst einen Schaft aus funkelndem Metall in mein Fleisch.
    Mein Unterleib empfängt diese Wunde, mein Sterben hat längst begonnen; die Nacht kommt wie ein Traum, bald werde ich dich besitzen.
    Es war die Nacht, in der ein kleines Fohlen zur Welt kam. Salima, die schwarze Araberstute mit einer Blesse auf der Stirn, wurde von Wassilio massiert, mit Koseworten beruhigt. Wir standen um sie herum, sorgenvoll, gerührt und voller Ehrfurcht vor dem ewigen Wunder der Geburt. Amadeo war noch für die Vorstellung gekleidet, der Oberkörper nackt unter der schwarzen Lederjacke. Auch Lola war da, völlig durchnäßt, und steckte sich die Haare auf. Sie war durch den Regen gelaufen, ihre Stiefel waren mit Schlamm bespritzt, der Saum ihres geblümten Rocks klebte an ihren Waden. Neben ihr stand Jean, freudig ergriffen, mit Perfektojacke und Schiebermütze auf dem Kopf. Stallburschen kümmerten sich um die Pferde, rieben sie trocken, sahen nach, ob sie Verletzungen hatten.
    Inzwischen wurde das Fohlen geboren, aus seiner Plazenta befreit, ein winzig kleines Pferd, nackt und feucht und zittrig, das unbeholfen und schwankend seine Beine streckte. Süßlicher Blutgeruch erfüllte die Luft.
    Jean ging, um frisches „Wasser zu holen, kam mit einem Eimer zurück.
    Wassilio rieb Salima mit einer großen Decke ab. Er lobte die Stute, als sei sie eine Frau, die ihr erstes Kind zur Welt gebracht hatte, nannte sie meine Tapfere, meine Schöne, meine Tochter. Im warmen Schattenspiel des Zeltes, in der schalen Ausdünstung schwitzender Pferde spürte ich die Verbindung zwischen Mensch und Tier, den Austausch, ein tiefes Vertrauen. Wir waren füreinander geschaffen, Wesen aus Fleisch und Blut, Kreaturen des Erdensterns, Seite an Seite stehend auf der unendlichen Leiter der Schöpfung. Und nun, während die Stute das im Stroh kauernde Fohlen in ausholenden Zügen beleckte, begann Wassilio mit Worten aus einer mir fremden Sprache zu singen. Die Melodie stieg und fiel, leise und beruhigend, wie ein Wiegenlied. In jenem Augenblick, da ein Neugeborenes beginnt, in den Farben, Lauten, Berührungen

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