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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Annecy.«
    Abermals Stille. Dann sagte er:
    »Okay, ich habe einen Fehler gemacht, ich hätte mich da nicht einmischen sollen. Aber ich lasse mich auch nicht in den Dreck ziehen.«
    »Du hast Streit gesucht.«
    »Dein Freund ist ein verdammt übler Halunke.«
    »Er hatte sich gut im Griff, sonst lägst du jetzt im Krankenhaus. Und an deiner Stelle würde ich nicht so von ihm reden. Das ertrage ich nämlich nicht.«
    »Setzt du unser Verhältnis seinetwegen aufs Spiel?«
    »Wenn es sein muß, setze ich alles aufs Spiel.«
    Ich hörte, wie er kurz und bitter auflachte.
    »Ich verstehe dich nicht. Ist es jetzt eigentlich aus mit uns?«
    »Das hängt von dir ab.«
    »Bildest du dir ein, daß das in Ordnung ist?«
    »Ich bilde mir überhaupt nichts ein.«
    Ich legte den Hörer auf die Gabel und saß da, versunken in die Betrachtung der Diagramme. Meine Aufmerksamkeit ließ nach, ich sah alle Dinge aus vernebelter Perspektive, nicht scharf umrissen. Sehr unerfreulich, alles in allem. Die Aufzeichnungen mußten stimmen; eine Ungenauigkeit merkte jeder, da half keine Routine. Hinter den Trennwänden klackten die Tastaturen. An den Telefonen sprachen Mitarbeiter mit lauter Stimme, um sich Gehör zu verschaffen. Es gab viel zu tun, zuviel, und nichts war dringend. Zu dieser Stunde, dachte ich, bist du bei den Pferden. Dreiunddreißig Tiere, nach denen du täglich siehst. Die meisten hast du selbst trainiert. Du weißt alles über sie, kennst ihre Begabungen und Schwächen. Du überwachst ihre Nahrung, ihre Streu, ihre ersten Ritte und ihre Dressur. Du bestimmst, wann das Tier zum ersten Mal in einer Vorstellung auftritt. Du beobachtest sie genau, nichts entgeht dir; du läßt ihre Unarten verbessern, ihre besonderen Fähigkeiten weiterentwickeln. Mit Hilfe von Wassilio pflegst du ihre Wunden, ihre Knochenbrüche. Du weißt, wie man die Pferde beruhigt, wie ihre Körper, ihre Muskeln auf neue Spiele vorbereitet werden. Du bist dabei, wenn die Stute ihre Fohlen zur Welt bringt. Auch du bist ein ›Kaku‹ – ein Magier –, wenn du es auch nicht zulassen würdest, daß man dir diesen Namen gibt.
    Ich rieb mir die müden Augen. Die Zeit dehnte sich dahin, gleichgültig.
    Was konnte ich tun, damit sie schneller vergeht? Ich sah das Zelt, die flackernde Aura am Nachthimmel, hörte die Gongschläge, summend wie das Blut in den Arterien…
    Einmal sagte ich dir, Amadeo, wenn du abreist, bin ich erleichtert. Ich mauere dich in meiner Erinnerung ein, du wohnst im Zentrum von allem, fest eingeschlossen, wie ein Denkmal aus Eisen. Ich lebe um dich herum, spüre bisweilen Schmerzen in meinem Körper; sehr ferne Schmerzen nur, die ich manchmal mit Feuer verwechsle. Dann kommt es nur noch auf den Willen an. Ich bringe Kenntnisse auf den Monitor, finde auf theoretische Fragen angemessene Antworten, und was ich sage, klingt sachverständig.
    Aber solange du da bist, bin ich von dir besessen, streife durch Zonen der Unachtsamkeit, meine Gedanken flattern unablässig um dich, wie Nachtschmetterlinge um das Licht. Du sagtest, dir ginge es ebenso, ich weiß, sagtest du, daß ich daran zugrunde gehen muß, und lächeltest dabei, wie ein Sieger. Dann fingen wir an zu zittern, ich entsinne mich deutlich, und fielen wie Tollwütige übereinander her. Ja, so ist es, Amadeo. Wir wissen nicht, wo die Liebe aufhören muß, um dem anderen keinen Schaden zuzufügen. Wir beobachten mit klarem Verstand, wie wir verrückt werden.
    Erst wenn sich unsere Körper nach der Umarmung entspannen, wenn unsere Herzen ruhig schlagen, können wir logisch denken. Dann kommt es sogar vor, daß wir über uns lachen. Kann man verschiedene Welten mit den Fäden der Liebe verbinden? Unsere Welten nicht, sie sind unvereinbar. Wir begegnen uns auf einer anderen Ebene. Aber die Erinnerungen schwächen sich nie ab; sie sind im Gegenteil schmerzlich lebendig, sie wachsen und werden übermächtig, je länger wir getrennt sind; es kommen ja ständig neue hinzu. Wir haben uns in diesem Leben zueinander verirrt; wir tragen die Konsequenzen. Die Frage, wer wen foltert, stellen wir nie. Mein Kopf wurde immer schwerer. Ich spürte deinen Geruch in den Poren meiner Haut, ich war erschöpft vor Gier. Ich schob meine Hand zwischen meine Schenkel; stellte mir vor, daß es deine war, die meine Beine teilte. Das Verlangen zog alle Lebenssäfte aus meinem Körper; mein Schoß wurde schwer wie eine Frucht, angefüllt mit Süße und Wärme und Dunkel. Ich war allein hinter der Trennwand, der

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