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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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bleibt er stehen, blickt zu mir empor, streckt die Arme aus. Auf beide Handflächen gestützt, lasse ich mich behutsam heruntergleiten. Er bekommt meine Waden zu fassen, hält mich fest. Ich spüre die Kraft seiner Arme, rutsche noch ein Stückchen tiefer. Dann stoße ich mich ab. Er fängt mich auf; ich breche über ihm zusammen, werfe beide Arme um seinen Hals. Ein paar Atemzüge liege ich auf ihm, matt und schwer wie eine Decke. Langsam, ganz langsam, gleite ich an ihm herunter, bis ich stehe.
    Mein Rock ist hochgerutscht, er umfaßt meine nackten Schenkel, zum erstenmal spüre ich seinen Körper, spüre ihn ganz, es ist zum Sterben schön. Er taumelt leicht und preßt mich gegen die Mauer, mit seinem ganzen Gewicht; es ist, als ob sein Herz in meiner Brust schlägt. Wir küssen uns nicht, wir sehen uns nur an. Seine Hand bewegt sich auf meinem Gesicht, ich bette meine Wange hinein, ich stöhne leise zwischen seinen Fingern. Unseren unklaren Vorstellungen von Liebe wurde Leben und Gestalt verliehen. Gefühle, zu tief, um sie in Worte zu kleiden, zu tief fast für Gedanken, bringen die Saiten unseres Seelengeheimnisses zum Schwingen. Wir erkennen in uns das Traumgeschöpf unserer Phantasie –
    das Wesen, das ganz in unserem Herzen lebt.
    »Ist es wahr?« keuche ich. »Ist es wirklich wahr?«
    »Es ist wahr«, flüstert er.
    Ich hänge mich an seinen Hals. Er hebt mich hoch, er trägt mich, er wirbelt mich herum. Ich reibe mich gegen ihn, er bedeckt mein Gesicht mit Küssen, preßt seine Lippen auf meinen Mund. Meine Erfahrung in diesen Dingen ist rein theoretisch, ich bin lediglich von dem Drang besessen, ihn noch näher, noch tiefer zu spüren. Ich öffne die Lippen, ich spüre seine Zunge in meinem Mund. Ich halte sie mit den Lippen fest, ich sauge an ihr.
    Meine Knie werden weich, ich habe das Gefühl, daß ich nur stehe, weil er mich festhält. Ich entdecke seinen Mund, den unbekannten Geruch, den unbekannten Geschmack. Ich kann nicht sagen, wie lange wir uns küssen, es ist ein Hinabgleiten in eine andere Welt. Er verliert sich in meinem Mund, wie ich mich in seinem verliere. Wir erkunden diese neue Schwelle, zitternd im Taumel der Entdeckung. Plötzlich – ein schrilles, anhaltendes Hupen. Wir schrecken hoch, blinzeln im Licht der Scheinwerfer. Ein Wagen fährt dicht an uns vorbei. Hinter den Scheiben grinsende Gesichter, bleich wie Phantome. Amadeo nimmt meine Hand.
    »Komm!«
    Wir laufen über die Straße. Auf dem Quai de l’Hôtel de Ville funkelt die Kette der Scheinwerfer. Jeder Wagen fährt mit dem gleichen hastigen Zischlaut an uns vorbei. Wir warten, bis eine Lücke entsteht, rennen auf die andere Seite, hasten eine Steintreppe hinunter. Am Ufer gibt es kein direktes Licht, nur seinen Widerschein, von seltsamen Schatten bevölkert.
    Ein beleuchtetes »bateau mouche«, beladen mit Touristen, zieht vorbei. Der Wind trägt Akkordeon-Musik über den Fluß. Wir sitzen auf den Steinen, mit dem Rücken an der Mauer. Der Lärm des Verkehrs kommt von oben, ein stetiges Summen. Amadeo hält mich in den Armen, er streicht mein Haar aus dem Gesicht. Wir sehen uns an, wir lächeln. Er sagt, seit unserer Begegnung könne er nicht mehr schlafen; er denke unentwegt an mich. Ich sage, mir gehe es ebenso: »Ich kann auch nichts essen, ich tu nur so, ich bringe nichts mehr herunter.« Er sagt, er könne sich in der Manege nicht konzentrieren, das sei schlecht, vor allem, wenn man mit Tieren arbeitet.
    Ich habe Angst, daß ihn die Raubkatzen verletzen, aber er beruhigt mich. Er hilft dem Dompteur als Käfigjunge und Requisiteur, aber er arbeitet lieber mit Pferden. Ich sage, ich weiß, du reitest den Schecken, in der Indianernummer. Er zeigt sein helles, hartes Lächeln.
    »Und ich mache den Feuerschlucker.«
    »Ich weiß.« Er lacht. Wir lachen beide. Er sagt:
    »Aber da ist ein Trick dabei.« Ich frage, welcher? Er erklärt ihn mir. Ich sage, ich mache das ganz ohne Trick. Er nickt; er hat es ja miterlebt. Ich erzähle ihm von Nonna. Er sagt, daß ich besonders bin, einzigartig.
    »Das ist eine Gabe, die man hat oder nicht. Etwas Angeborenes. Man kann die Tricks mit dem Feuer lernen, so wie ich, zum Beispiel, aber das hat damit nichts zu tun. Ich kenne einige Romanos, die diese Macht besitzen. Aber selten so stark wie du. Du besitzt diese Gabe von Geburt an.«
    Ich lege den Kopf an seine Schulter. Ich bin glücklich, daß er mich versteht. Er erzählt mir, daß er Geld sparen konnte und seit ein paar Monaten ein

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