Feuerfrau
mich hochreißt. Er preßt sein Gesicht an meines, er atmet mich ein. Seine Augen glänzen wie schwarze Gewässer. Ich werfe den Kopf zurück und trinke seinen Kuß. Auf der Ile St. Louis bläht die Kathedrale Nôtre-Dame ihre leuchtenden Segel, ein gleitendes, schwebendes Geisterschiff, das ein Wirbel in den Strudel der Nacht zieht.
Die Temperatur sinkt: Es wird kalt unter der Brücke. Amadeo hüllt mich in seine Jacke ein; sie hat den Geruch der Manege an sich, gemischt mit der Wärme seiner Haut. Wir wandern am Ufer der Seine entlang; wir halten uns bei der Hand. Wir sagen uns Albernheiten, wir lachen, wir sind verzweifelt. Es gibt keinen Ausweg, wir werden getrennt sein, schon bald.
Wir tappen in Gefühlen und Gedanken herum, wir sehen nur Finsternis, nur Lichtloses, nirgendwo eine Hoffnung. Wir teilen einander unsere Furcht mit, unterbrechen den panischen Kreislauf mit wirren, gedankenlosen Worten.
»Wir getrennt?« sagte er. »Das geht doch nicht.«
»Könntest du es aushaken?«
»Nein. Und du?«
Ich verrenke ihm die Handgelenke.
»Ich würde wahnsinnig.«
Unsere Verzweiflung drückt sich in Emphase aus. Wir sind hilflos und entsetzt, stehen vor der Zukunft wie vor einem Abgrund ohne Boden.
»Das ist einfach zum Kotzen«, sagt er.
Er bringt mich vor Tagesanbruch zum Internat zurück. Der Mond schwebt tief über der Seine, Paris ist stumm und grau und leer. Er hebt mich hoch, damit ich die Mauer erreiche. Ich stehe auf seinen Schultern, er hält mich fest, bis ich oben sitze. Meine Beine hängen herab. Er steht dicht an der Mauer, er streichelt meine nackten Beine, so hoch er kann, bis über die Knie. Er küßt meine Waden, preßt meine beiden Füße an sein Gesicht.
Er küßt meine Söckchen, meine Schuhe. Ich stöhne, wiege mich leicht hin und her. Ich spüre ein Gewicht heißen Wassers im Unterleib, ein pulsierendes Aufflackern, bis in das Mark meiner Knochen.
Er sagt:
»Herzblume, ich liebe dich.«
Es geschieht vier Nächte lang; jede Nacht steige ich aus dem Toilettenfenster, und Eleni hilft mir auf die Mauer. Er ist da, auf der anderen Seite, fängt mich in seinen Armen auf. Wir steigen hinab zum Ufer der Seine, umarmen uns im Schatten der Brückenpfeiler. Das Wasser kräuselt sich in silbrigen Schuppen, gesprenkelt von tausend Spiegelbildern. Lastkähne und Boot-Restaurants liegen vor Anker.
Gestalten schlendern vorbei; ihre Schatten sind noch dunkler als die Nacht selbst. Schwule auf dem Strich oder afrikanische Dealer. Amadeo ignoriert sie. Schleichen sie sich zu nahe an uns heran, sagt er: »Verpißt euch.« Er redet nicht lauter als sonst, er schaut sie nicht einmal an. Ich frage ihn, ob er niemals Angst hat. Er schiebt die Schultern hoch. Wer im Zirkus arbeitet, sieht auch die Welt als Menagerie.
Er drückt mich gegen die Wand, er hält meine Hände mit seinen Handflächen fest. Meine Brauen streicheln die seinen. Manchmal tritt er zurück, nimmt meine Hände, um mich ganz anzuschauen. Vor dem Hintergrund des Wassers sehe ich seine dunkle Gestalt, den leuchtenden Spalt seiner Augen, den Schimmer seiner Zähne. Sobald er sich von mir löst, spüre ich, wie mein Bauch und meine Brust kalt werden. Dann werfe ich beide Arme um ihn, ziehe ihn eng an mich heran. Er wühlt seinen Mund in mein Haar, reißt meine Bluse aus dem Rock. Mein Busen ist klein, er wird auch nicht viel größer werden. Im Gegensatz zu anderen Mädchen komme ich ohne Büstenhalter aus. Amadeos warme Hände gleiten unter mein Hemdchen; sobald er meine nackten Brüste umfaßt, spüre ich ein seltsames Ziehen; die Warzen werden hart. Ich reibe mich an seinen Hüften, fühle deutlich die Schwellung unter den Jeans und wie er mich begehrt. Er tastet unter meinen Faltenrock, schiebt mein Baumwollhöschen ein Stück weit über die Schenkel herunter. Seine Finger kreisen um meinen Nabel, liebkosen meinen flachen, hastig atmenden Bauch; sie wandern tiefer, streicheln meine Schamhaare, berühren mich zwischen den Beinen.
Er flüstert:
»Hast du es noch nie gemacht?«
Ich schüttle den Kopf. In mir ist eine wunderbare Angst, ein Zittern der Erwartung. Er teilt behutsam meine Schamlippen, streicht über die feuchten Innenseiten, preßt die Finger ganz langsam in meine Scheide. Ich halte den Atem an. Seine Finger regen sich stärker, finden eine besonders empfindliche Stelle, streicheln und reiben sie. Das Gefühl ist nicht zu beschreiben. Mein ganzes Wesen scheint in dieser Stelle gefangen, die in meinen ganzen Körper
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