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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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wasche mir Hals und Ohren – was viele Mädchen versäumen –, trage blütenweiße Unterwäsche und wechsle täglich die Socken. Es kommt zwar vor, daß ich Verbote übergehe, aber so selbstverständlich und nebensächlich, daß es kaum auffällt. Kaum jemand empfindet es als störend, außer Mademoiselle Liard, die mir von Anfang an mit Mißtrauen begegnete. Ich hörte sie mal in der Pause mit der Musiklehrerin von mir sprechen. Beide hatten nicht bemerkt, daß ich hinter ihnen am offenen Fenster stand und sie – ohne es zu wollen – belauschte. »Das heimtückische Biest aus der siebten Klasse«, sagte Mademoiselle Liard, »um die wird es nicht schade sein.«
    »Ach, sie gehört hier nicht hin«, erwiderte die Musiklehrerin.
    Ich wußte nicht, was sie eigentlich meinten, aber wie üblich hörte ich nur mit halbem Ohr zu.
    Carmilla möchte erfahren, warum die Direktorin sie sprechen wollte.
    Sie wirft einen Blick auf die Uhr. Sie will noch auf den Markt, Erdbeeren einkaufen. Madame Poniatowska sagt, das Gespräch läge ihr seit langem am Herzen: Die Frage, ob ein anderes Gymnasium nicht geeigneter für mich sei, ließe sich nicht mehr umgehen. Langjährige Erfahrung im Erziehungswesen befähigten sie, meiner Mutter sinnvolle Vorschläge zu unterbreiten. Und was sie noch sagen will – bevor sie es wieder vergißt –, das Schulgeld für die letzten zwei Monate sei noch fällig. Ein kleines Versäumnis, nicht wahr? Nichts dringendes… Carmilla bekommt ein rotes Gesicht. Madame Poniatowska möge entschuldigen: Sie habe den Dauerauftrag gekündigt. Das Geld würde von nun ab direkt aus Italien überwiesen.
    Ich treibe mich mit Eleni in den Toiletten herum. Der Gestank nach Desinfektionsmitteln ist uns vertraut, wir riechen ihn nicht mehr. Die Holzsitze sind immer blank, neu abgeseift, die Kette schaukelt neben dem dunklen Wasser. Kommt jemand, kann man das Streichholz sofort hineinwerfen, die Spülung ziehen.
    »Los, es ist gerade keiner da«, sagt Eleni.
    »Ich kann das nicht auf Befehl.«
    »Tu nicht so dumm. Meine Mutter stammt aus einem Dorf, wo das keine Sensation ist. Sie hat das früher auch gekonnt.«
    »Warum jetzt nicht mehr?«
    »Weil mein Vater es ihr verboten hat.«
    »Der ist doch schon lange tot.«
    »Sie hat ihm versprochen, es nie mehr zu tun.«
    »Warum?«
    »Weil die Leute Angst vor ihr hatten.«
    »Und du?«
    Eleni schüttelt den Kopf, so daß das feine blonde Haar ihr über die Augen fällt.
    »Ich habe es mal versucht und mich dabei verbrannt. Meine Mutter sagt, das kommt, weil mein Vater ein Ausländer war. Sie sagt, die Veranlagung überspringt manchmal eine Generation. Vielleicht sind meine Kinder wieder dazu fähig.«
    »Nonna konnte es auch nicht. Aber ihre eigene Großmutter, ja. Das hat sie mir erzählt.«
    »Siehst du.«
    Eleni beugt sich hinaus aus der Tür. Wir lauschen. Alles ist ruhig.
    »Nun mach schon!«
    Ich ziehe die Streichholzschachtel aus der Tasche. Ich habe ein bißchen Herzklopfen.
    »Schnell!« sagt Eleni.
    Ich schnipse mit dem Fingernagel ein Streichholz an, halte es hoch. Ich betrachte die winzige Flamme, strecke meinen Willen nach ihr aus. Es ist ganz einfach, man muß sich nur konzentrieren. Die Flamme wächst, dehnt sich aus. Eine rosa Aura entfaltet sich, der Kern, safran und ocker, flackert immer heller. Es ist wunderschön anzusehen. Ich denke an eine sich öffnende Blume, die im Windhauch ihre Blätter kräuselt, größer, immer größer wird… Ein paar Atemzüge lang schwebt sie dicht vor meinen Augen in der Luft, ich spüre nicht die geringste Hitze. Dann ertönt ein kleines Geräusch – plop – wie ein springender Korken. Die Feuerblüte fällt in sich zusammen und erlöscht. Ich lasse das Streichholz über das WC-Becken fallen. Es berührt mit leisem Zischen das Wasser, jetzt riecht es ein wenig nach Rauch.
    Nach dieser Sache bin ich sofort müde. Meine Knie werden weich und zittern, ich habe das Gefühl, als rutsche der Boden unter meinen Füßen weg. Es dauert ein paar Sekunden, bevor ich, mit einem hörbaren Rauschen, wie mir scheint, und Sternen vor den Augen, wieder zu mir komme. Ich gähne ein paarmal. Elenis Gesicht ist wachsbleich, ihre Nasenflügel beben.
    »Noch einmal!«
    »Hör auf, das macht müde.«
    »Still! Da kommt jemand!«
    Eleni stößt mich in die Toilettenkabine, zieht den Riegel vor. Wir halten den Atem an. Eilige Schritte auf dem Boden. Das Mädchen rüttelt an unserer Tür, betritt die Toilette nebenan. Wir hören ihr hastiges

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