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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Verlangen schoß hinauf in uns, in Kaskaden von Hitze, nicht aufzuhalten.
    Wir zerrten uns die Kleider vom Leib, schleuderten sie irgendwohin. Ich fiel ihn an wie ein Tier, schlug ihm die Zähne in den Nacken, krallte mich in seinem Haar fest. Er tauchte in mich ein wie in einen Brunnen. Ich hielt ihn fest, mit den Armen und Beinen und mit dem Schoß, der immer härter und enger wurde.
    Manchmal ruhte er in mir, bewegte sich erst dann wieder, wenn ich ihn anschrie, daß er es tun sollte, ihm die Nägel in die glatten Schultern krallte.
    Wir tauschten unsere geheimen Wünsche; ich nahm, was er mir gab, besitzergreifend und unersättlich. Meine Wildheit weckte die verborgene Sanftheit in ihm; ich wurde die Herrin seiner Lust, er unterwarf sich ganz meinem Willen. Jeder Stoß verfeinerte mein Empfinden, ich impfte ihm meine Raserei ein. Ich wollte ihn mein Eigentum nennen, ihn verschlingen, in meiner Haut einnähen, mit meinem Körper gefangennehmen. Er sagte, daß ich ihn festhalten müsse, daß er gefangen sein wollte, auf diese Art, sein Leben lang. Wir keuchten und stammelten, wir starrten uns an, wie zwei Irrsinnige. Als ich schrie, von pulsierender Hitze erfüllt, biß er meine Lippen blutig, leckte das Blut von meinem Mund, erstickte meine Schreie mit Küssen. Wir fielen beide in Schlaf, noch miteinander verbunden.
    Wir schliefen, nicht lange, vermutlich, doch ich träumte von früher.
    Möglicherweise war es kein richtiger Traum, sondern nur eine Erinnerung, auseinandergerissen und dahinhuschend, wie Regentropfen auf einem Draht.
    Ich bin im Büro der Direktorin. Madame Poniatowska hat meine Mutter zu sich gebeten. Carmilla trägt ein geblümtes Kleid, lang und durchsichtig.
    Dazu weiße Turnschuhe; in der Hand hält sie einen Korb. Ihre Haut leuchtet in der Farbe frischer Aprikosen, ihre mit indischem Kajal ummalten Augen glänzen. Seit einer Woche hat sie einen neuen
    »Lebensgefährten« – Serge, einen jungen, talentierten Drehbuchautor. Was Madame Poniatowska ihr zu sagen hat, interessiert sie – wenn überhaupt –
    nur mäßig. Darüber hinaus hat sie ein schlechtes Gewissen, und zwar mit gutem Grund.
    Madame Poniatowska trägt, wie immer, Schwarz. Ihr sorgfältig onduliertes Haar schimmert malvenfarbig. Sie ist großgewachsen, vollbusig, mit einem römischen Profil und einer gebieterischen Haltung. Ihr ungeschminktes Gesicht ist farblos wie Radiergummi, ihre Augen blicken ruhig und kalt. Sie spricht mit wohlklingender Stimme und methodisch gewählten Worten. Sie sagt, die Kleine habe zuviel Selbstvertrauen, es sei fast unmöglich, sie zu unterrichten. Carmilla spielt gedankenlos mit dem Korb, den sie auf ihren Knien hält.
    »Ja, was haben Sie ihr denn vorzuwerfen?«
    Die Direktorin geruht zu lächeln.
    »Vorzuwerfen? So einfach läßt sich das nicht formulieren. Ariana ist fast drei Jahre hier. In dieser Zeitspanne habe ich sie gut im Auge gehabt.
    Nein, sie ist weder aufsässig noch vorlaut. Es ist etwas anderes: Sie widersetzt sich jeder Autorität, und zwar auf eine Art, die ich bei einer Schülerin noch nie beobachtet habe. Sie hat einen guten Wortschatz, wirklich außergewöhnlich für eine Ausländerin. Sie sagt zu allem freundlich ja, fügt die passenden Adverbien hinzu, gewiß, natürlich, oder selbstverständlich, und tut immer nur das, was sie will. Es geht ihr nicht einmal darum, etwas zu erreichen, sondern lediglich darum, aus dem Rahmen zu fallen.«
    Carmilla seufzt und nickt. Sie sagt, Ariana sei schon immer so gewesen.
    Ein reizendes Kind, aber unberechenbar. Man käme nicht an sie heran.
    Ich stehe, während die Damen sitzen. Ich zeige keine respektlose Unbekümmertheit, mein Ausdruck ist abwesend. Es ist warm, ich trage weiße Ringelsöckchen, eine Bluse mit kurzen Ärmeln. Meine Zöpfe sind mit Spangen hinter den Ohren festgesteckt. Der Haaransatz bildet eine flaumige Spitze auf der Stirn, so daß mein Gesicht herzförmig erscheint.
    Ich weiß, an mir ist etwas, das manche Leute dazu bringt, verkrampft und von oben herab von mir zu sprechen. Ich finde es ungerecht, aber es ist eine Tatsache, die ich erlebe, wie den Geschmack von Nudelsuppe oder Bratkartoffeln, keine Gegebenheit also, über die man sich den Kopf zerbrechen müßte. Gleichwohl frage ich mich, womit ich solchen Unmut errege. Meine Box ist stets ordentlich aufgeräumt, mein Bett sorgfältig gemacht. Meine Bücher sind mit geblümtem Papier eingebunden, meine Hefte mit akkurater Schrift gefüllt, ohne Fettflecken. Ich

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