Feuergipfel
Licht des Mondes wirkten Cases Augen genauso wie Hunters - wie gehämmertes Silber.
»Du springst ziemlich hart mit mir um«, sagte Hunter nach einem Moment. »Warum?«
»Und du setzt Frechdachs noch härter zu.«
»Wenn dich das derart aufregt, dann heirate du sie doch.«
»Daran habe ich auch schon gedacht«, entgegnete Case gelassen.
»Was?«
»Verdammt noch mal, sprich leise, wenn du keine ungebetenen Besucher haben willst.«
»Was höre ich da über dich und Elyssa?« fragte Hunter mit wutbebender Stimme.
»Nichts als ein paar Fakten.«
»Und die wären?«
»Frechdachs ist eine Frau, die ganz auf sich selbst angewiesen ist in einem Land, in dem alleinstehende Frauen verdammt hart zu kämpfen haben«, erklärte Case. »Sie hat eine schöne Ranch und den Wunsch, sie zu einem florierenden Unternehmen zu machen. Wenn sie nicht an etwas so verdammt Blödsinniges wie Liebe glauben würde, würde ich ihr so schnell einen Ring an den Finger stecken, daß sich dir der Kopf dreht.« »Nein!«
»Warum nicht? Hast du vor, sie zu heiraten?«
»Es ist das einzig Anständige, was ich tun kann«, erwiderte Hunter aufgebracht. »Aber sie will davon nichts wissen.«
Diesmal grunzte Case. »Dann war sie also noch Jungfrau. Ich hatte mich schon gefragt, ob sie wohl noch unberührt ist.«
Es sollte gar keine Frage sein, aber Hunter antwortete dennoch.
»Jawohl«, betonte er. »Elyssa war noch Jungfrau.«
»Zumindest weißt du nun, mit wem sie zusammengewesen ist«, meinte Case. »Bei einem Mädchen wie Belinda konnte man nie wissen, wie viele Nachbarn sie ansahen und sich daran erinnerten, wie es war, in ihren Sattel zu klettern.«
Hunter zog eine Grimasse, widersprach jedoch nicht.
Einige Minuten lang standen die beiden schweigend da und horchten auf die Geräusche der Nacht. Dann wandte Case seine Aufmerksamkeit erneut seinem Bruder zu.
»Mit Ab wird es immer schlimmer«, sagte er. »Gaylord war einer seiner Lieblinge.«
»Na, ist das nicht jammerschade!«
»Bereitest du dich darauf vor, Ab zu überfallen?«
»Ich habe wohl kaum eine andere Wahl«, erwiderte Hunter. »Die Armee wird ihr Vieh in weniger als einer Woche haben wollen.«
»Wie viele Stück habt ihr für sie?«
»Mastbullen? Weniger als fünfzig. Und vielleicht noch circa hundert Zuchtkühe.«
»Die Ladder S wird nicht lange überleben ohne Zuchtviehbestand«, hielt Case ihm vor.
Hunter gab keine Antwort.
»Aber das ist nicht unser Problem, oder?« fuhr Case fort. »Unser Problem sind die Culpeppers.«
»Hast du herausgefunden, wo die gestohlenen Rinder versteckt gehalten werden?« fragte Hunter barsch.
»Also, das ist wirklich eine komische Sache. In letzter Zeit habe ich ein paar erstklassige Ladder-S-Rinder entdeckt, die sich auf Bar-Land verirrt hatten.«
»Verirrt?« Hunter klang scharf.
Case nickte. »Es hat ganz den Anschein, als ob einige der Rinder stets weiterwandern, wo auch immer sie gehalten werden.«
»Verfolge ihre Spuren zurück!«
»Das habe ich getan. Sie scheinen von den Weiden nördlich der Bar B zu kommen.«
Hunter verschränkte seine Arme. »Ein verdammt rauher Landstrich, nach allem, was ich gehört habe.«
»Du hast richtig gehört. Es gibt dort viele Schluchten, die bis hinauf in die Rubies führen. Ein Mann könnte dort problemlos jede Menge Vieh verstecken.«
»Das reicht nicht. Ich muß genau wissen, wo das Vieh ist, bevor ich einen Überfall riskiere.«
»Ich bin kurz davor, es herauszufinden.«
»Du hast noch drei Tage.«
Case nickte.
»Falls du vorher schon entdeckst, wo das Vieh ist, warte nicht erst bis zum Einbruch der Dunkelheit mit deiner Nachricht«, wies Hunter ihn an. »Reite einfach so schnell wie möglich her. Wir werden dich auf der Ranch dringender brauchen als im Lager der Banditen.«
»Was, wenn ich das Vieh nicht finden kann?«
»Im Morgengrauen des vierten Tages werde ich die Bar B überfallen, komme, was da wolle.«
»Wo willst du mich haben?« fragte Case.
»Jedenfalls nicht in der Gefahrenzone meiner Männer!«
Case nickte. Dann zog er seinen Revolver aus dem Holster, drehte den Zylinder, um zu überprüfen, ob genügend Patronen in den Kammern steckten, und schob die Waffe mit einer geschickten Bewegung wieder an ihren Platz.
»Paß auf dich auf, wenn du zurückgehst«, sagte er.
»Was ist mit dir?«
»Mach dir darüber keine Sorgen. Mich lenkt schließlich kein Mädchen ab, hinter dem ich her bin und das so wütend wie eine halb ersäufte Henne auf mich ist.«
»Ich bin
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