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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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die Ärmelabschlüsse an den Handgelenken üppige Spitzenvolants, jetzt jedoch nicht mehr. Elyssa hatte die schmucken Einfassungen gleich beim ersten Mal kurzerhand abgeschnitten, als sie bei der Arbeit am offenen Herd Feuer fingen und drohten, das Kleid zu verbrennen und sie gleich mit dazu.
    Sie summte leise einen Walzer vor sich hin, während sie Mehl siebte und wog. Ihre Bewegungen waren rhythmisch und geschmeidig, als ob sie tanzte. Ihr Rock bauschte sich leicht bei jeder Bewegung und schmiegte sich dann um ihre Hüften. Die breite, geraffte Bogenkante des Rocksaums war mit roten Seidenrosetten verziert, in deren gleichem Farbton ihr rüschenbesetzter Unterrock unter dem gerafften Stoff hervorschimmerte.
    Elyssas englische Cousinen wären schockiert darüber gewesen, daß sie nur ein scharlochrotes Unterkleid unter ihrem weiten Rock trug statt der üblichen Krinoline. Wie die hauchdünne irische Spitze, so waren auch die Reifen und der steife Stoff unbestreitbar hinderlich bei der Rancharbeit.
    Andererseits entsetzten sich meine hochnäsigen Cousinen ohnehin über alles, was ich getan habe, erinnerte Elyssa sich trocken. Mary Elizabeth wäre fast in Ohnmacht gefallen, als sie mich damals im Kräutergarten des Gutshauses erwischte.
    Als ihre Cousine entdeckt hatte, daß Elyssa Kräuter statt Blumen pflückte, und - Schrecken aller Schrecken - obendrein auch noch vorhatte, sie in einem Brotteig zu verarbeiten, den sie eigenhändig zu kneten gedachte, erscholl ein Aufschrei der Empörung.
    Wenn sie mich nackt mit einem Stalljungen auf dem Heuboden ertappt hätten, hätten sie wahrscheinlich nicht so ein Geschrei veranstaltet.
    Ein Geräusch aus der unteren Schlafkammer neben der Küche ließ Elyssa aufblicken. Wenige Augenblicke später eilte Penny in die Küche. Ihr Kattunkleid war fadenscheinig und vom häufigen Tragen verblaßt und fleckig geworden; aber wie Penny selbst, so war auch der Stoff so sauber wie eine neue Mütze.
    Hastig griff Penny nach einer Schürze und band sie sich um die Taille.
    »Tut mir leid, ich habe verschlafen«, sagte sie.
    »Ist schon in Ordnung. Du bist ja auch in letzter Zeit ziemlich angeschlagen gewesen. Sei so gut und mach schon mal den Kaffee, ja? Ich kann mich nie dazu überwinden, genügend Bohnen hineinzutun, um ihn in Missouri-Schlamm zu verwandeln.«
    Lächelnd griff Penny nach der Blechdose, die die Kaffeebohnen enthielt. Sie gab eine Handvoll in eine Mühle und drehte die Kurbel. Bald erfüllte das harte und doch anheimelnde Knirschen die Ranchküche.
    Wie immer köchelte ein großer Topf mit Bohnen auf dem hinteren Teil des Herdes, eines der Grundnahrungsmittel für die Männer auf der Farm. Aber die Ladder S hatte eine Tradition, ihre Arbeitskräfte besser und nahrhafter zu verpflegen als die meisten anderen Ranches; deshalb brutzelte Frühstücksspeck in einer Pfanne, in einer Schale weichten getrocknete Früchte ein, im Ofen buken gerade die Semmeln, und frisches Brot war in Vorbereitung.
    Weil Elyssa eine Küche und einen Kräutergarten führte, die der Neid so manchen kleinen Landguts gewesen wären, geriet die Kost auf der Ladder S wesentlich schmackhafter als allgemein üblich. Einige der Hilfscowboys mochten sich des Unterschieds vielleicht nicht bewußt sein, aber Elyssa schon.
    Ihr leises Summen wurde vom Geräusch der Kaffeemühle übertönt, als sie eine letzte Prise Rosmarin zu dem Brotteig hinzufügte, das Ganze gut vermischte und die Masse dann aus der Schüssel auf die mit Mehl bestäubte Anrichte kippte, um sie durchzukneten.
    »Eine hübsche Melodie, die du da summst«, meinte Penny, als sie einen Moment im Kaffeemahlen innehielt. »Was ist das für ein Lied?«
    »Nur ein Walzer, den ich gehört habe, bevor ich aus England abgereist bin. Ich erinnere mich nicht mal mehr an den Namen, aber heute morgen beim Aufwachen habe ich mich dabei ertappt, wie ich ihn vor mich hin summte.«
    »Wünschst du dir nicht manchmal, du wärst noch in London mit all den Dinnerpartys und eleganten Bällen?«
    »Nein«, erwiderte Elyssa. »Ich habe dort nicht hingepaßt.«
    »Manchmal denke ich, Gloria hat das gesellige Leben sehr vermißt.«
    »Meine Mutter wurde dort geboren. Ich bin hier auf die Welt gekommen.«
    »Aber du siehst genauso aus, wie sie damals ausgesehen hat.«
    »Nicht wirklich.« Elyssa knetete energisch den Teig. »Jedenfalls ist die Ähnlichkeit nur äußerlich.«
    »Das ist mehr als genug, um die Blicke aller Männer auf dich zu ziehen«, erklärte Penny

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