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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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mit einem Anflug von Neid.
    »Nicht aller Männer«, erwiderte Elyssa, während sie an Hunter dachte. »Nicht die Blicke der Männer, die es wert sind, daß man sich für sie interessiert.«
    Die schmale Linie von Pennys Lippen verriet, daß sie anderer Meinung war, aber sie äußerte sich nicht weiter zu dem Thema. Sie leerte die kleine Schublade der Kaffeemühle in eine Kanne und machte sich an die nächste Portion.
    Elyssa siebte noch etwas Mehl auf die Anrichte und fuhr fort, mit schnellen, geschickten Bewegungen den Teig zu kneten.
    Bis der Teig soweit gediehen war, um in einzelne Laibe unterteilt zu werden, hatte Penny eine dritte Portion Bohnen gemahlen und setzte den Kaffee zum Kochen auf. Gelegentlich warf sie Elyssa einen Blick von der Seite zu, als warte sie darauf, daß diese zu sprechen begann. Schließlich konnte Penny es nicht mehr aushalten.
    »Ich dachte, ich hätte gestern Abend nach Einbruch der Dunkelheit jemanden auf die Ranch reiten hören«, sagte sie mit leicht angespannter Stimme. »War das Bill?«
    »Nein. Es handelt sich um einen Mann namens Hunter. Unser neuer Vorarbeiter.«
    Im Sprechen zerschnitt Elyssa den Brotteig in vier Laibe.
    »Tatsächlich?« fragte Penny »Wird er uns helfen können?«
    »Schon möglich ... wenn ich ihn nicht vorher umbringe.«
    Penny blickte verdutzt vom Herd auf. Ihre braunen Augen waren weit aufgerissen.
    »Wie bitte?« fragte sie ungläubig.
    »Der Mann ist ausgesprochen unverschämt.«
    »Oh! Warum hast du ihn dann eingestellt?«
    »Was meinst du wohl, warum?« entgegnete Elyssa, während sie energisch die Laibe formte. »Weil wir ihn brauchen.«
    »Wenn Bill doch nur ...«
    Pennys Lippen wurden ein Strich, und ihre Stimme erstarb.
    »Wenn Wünsche Pferde wären, würden Bettler hoch zu Roß reiten«, sagte Elyssa kurz und bündig.
    Penny starrte auf den Herd und schwieg.
    »Verdammt noch mal!« murmelte Elyssa vor sich hin. Dann fügte sie versöhnlich hinzu: »Entschuldige, Penny. Ich habe es nicht so böse gemeint, wie es vielleicht geklungen hat.«

Sie eilte zum Herd hinüber und umarmte Penny.
    »Es ist doch leider so, daß Bill im Moment niemandem helfen kann, nicht einmal sich selbst«, sagte Elyssa sanft. »Ich weiß, wie hart es dich ankommt, mitansehen zu müssen, wie sich dein alter Freund wie ein verfluchter, dämlicher Bas ... äh, so störrisch aufführt.«
    Penny nickte und gab einen erstickten Laut von sich. Strähnen von glänzendem braunen Haar glitten unter der Kattunhaube hervor und klebten an ihren Wangen. Ihre Augen schwammen plötzlich in Tränen.
    Elyssa fühlte eine überwältigende Zärtlichkeit für die ältere Frau in sich aufwallen. Normalerweise war Penny emotional so unerschütterlich wie ein Fels. Aber je länger Bills Trinkerei weiterging, desto angespannter und nervöser war Penny geworden. Dann war sie von dem schleichenden Fieber befallen worden, unter dem sie lange Zeit litt.
    Und schließlich, um das Maß voll zu machen, waren die Culpeppers aufgetaucht, um sich wie hungrige Geier um die verendende Ladder S zu versammeln.
    Denk jetzt nicht daran, befahl Elyssa sich. Das Problem mit den Culpeppers kannst du im Moment nicht aus der Welt schaffen. Aber du kannst Penny trösten, die ebensoviel von ihrer Kindheit verloren hat wie du selbst in den vergangenen beiden Jahren.
    »Nun beruhige dich«, sagte Elyssa beschwichtigend. »Es wird schon alles wieder in Ordnung kommen. Nur weil Bill seit einer Weile fort ist, bedeutet das nicht, daß er die ganze Zeit sinnlos betrunken in seiner Hütte liegt.«
    Penny nickte, sagte jedoch nichts.
    Behutsam tupfte Elyssa der Freundin die Tränen mit einem Zipfel ihrer Schürze ab.
    »Oh je«, sagte sie. »Ich habe überall auf deinem Gesicht Mehlspuren hinterlassen.«
    Einen Moment lang schloß Penny die Augen. Dann holte sie zitternd Luft und umarmte Elyssa.
    »Vielleicht wird das Mehl ja die Sommersprossen abdecken«, murmelte sie.
    »Dann werde ich jedes einzelne Fleckchen Mehl wieder abwischen. Ich liebe deine Sommersprossen.«
    »Das sagst du nur, weil du selber keine hast. Obwohl du so oft ohne deinen Hut in die Sonne hinausgehst.« »Nicht sehr oft«, widersprach Elyssa. »Zuviel Sonne läßt mich wie einen von Lord Harrys gekochten Hummern aussehen.«
    »Was für eine wunderschöne Haut du hast!« Penny musterte die jüngere Frau aufmerksam.
    »So elfenbeinweiß und rosig«, fuhr Penny fort. »Wie die deiner Mutter. Haare wie gesponnener Flachs und Augen wie blaugrüne Edelsteine.

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