Feuergipfel
Sache.«
»Und was ist das?«
»Alkohol. Ich werde keinen Mann einstellen, dessen Atem nach Fusel stinkt. Solange ich Vorarbeiter bin, wird es keinen Säufer in der Schlafbaracke geben. Ein Mann, der trinkt, gerät leicht in Gefahr, getötet zu werden, und eine Menge guter Männer müßten dank seiner Unachtsamkeit mit ihm ins Gras beißen.«
Elyssa betrachtete Mickey unter einem neuen Blickwinkel.
»Ja«, sagte sie knapp. »Der Meinung bin ich auch.«
»Probieren Sie das mal, und Sie werden erleben, daß Sie bis Sonnenuntergang keinen einzigen Mann mehr hier auf der Ranch haben«, sagte Mickey kriegerisch.
»Oh, ich werde schon noch einen Mann auf der Ranch haben«, entgegnete Elyssa. »Sein Name ist Hunter.«
»Wie ich schon sagte«, murmelte Hunter, während er Mickey einen Blick zuwarf, »ist es wirklich überflüssig, sich wegen einer kleinen Koketten verrückt zu machen. Diese Erfahrung lehrt einen das Alter, mein Junge.«
Elyssas Lippen wurden zu einer schmalen Linie.
Mickey versuchte aufzutrumpfen: »Ich bin Vorarbeiter auf der Ladder S.«
»Jetzt nicht mehr«, verbesserte ihn Hunter.
»Er ist es nie gewesen!« warf Elyssa ein. Sie fuhr zu Mickey herum. »Ich habe dir nie erlaubt, dich als Vorarbeiter aufzuspielen, Mickey. Deine Art, wie du mit den Mexikanern umgesprungen bist, hat mir ganz und gar nicht gefallen.«
»Chilifresser«, fauchte Mickey verächtlich. »Ich hätte sie viel früher davonjagen sollen.«
Erst jetzt begriff Elyssa, was mit ihren besten Rancharbeitern passiert war, und die Erkenntnis versetzte sie in Rage. »Du bist entlas ...«, begann sie.
Hunter fiel ihr blitzschnell ins Wort. »Du bist einer der drei Arbeiter, die wir noch haben«, sagte er, »deshalb werde ich dir eine Chance geben, deinen Fehler bei Miss Sutton wiedergutzumachen. Erledige die Arbeit von zwei Männern, kipp den Schnaps in den Abort, und du behältst deinen Job. Hast du mich verstanden?«
Mickey holte tief Luft, um zu widersprechen, blickte in Hunters stählerne Augen und entschied sich, den Mund zu halten.
»Mach dich darauf gefaßt, daß ich die Schlafbaracke durchsuche«, fügte Hunter hinzu. »Wenn ich auch nur einen Tropfen Schnaps dort finde, werde ich gründlich die Schnauze voll von dir haben, und du wirst ohne einen Penny Lohn in der Tasche von hier verschwinden, ist das klar?«
Mickey nickte mürrisch.
»Und jetzt geh in die Schlafbaracke und sieh zu, daß du wieder nüchtern wirst«, sagte Hunter. »Den anderen Arbeitern kannst du sagen, daß ich morgen früh mit ihnen sprechen werde.«
Mickey warf Elyssa einen giftigen Blick zu, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte und den Gang hinuntertrottete.
Sobald das Geräusch seiner Schritte verhallt war, wandte sich Elyssa zu Hunter um.
»Mir ist es egal, selbst wenn Mickey der einzige Rancharbeiter zwischen hier und dem Großen Salzsee ist«, sagte sie gepreßt. »Ich werde mir das nicht mehr gefallen lassen, daß er jeden schikaniert, der kleiner oder gutmütiger ist als er oder von einer anderen Hautfarbe. Wenn ich gewußt hätte, was er mit Shorty und Gomez und Raul gemacht hat, dann hätte ich ...«
»... hätten Sie es am Ende geschafft, daß Leichen dabei herausgekommen wären«, beendete Hunter den Satz barsch. »Oder konnten die Männer mit einer Waffe umgehen?«
»Nein.«
»Nun, Mickey kann es.«
Elyssa blickte verdutzt drein.
»Woher wollen Sie das wissen?« fragte sie.
»Die Soldaten drüben in Camp Halleck haben davon gesprochen. Sie sagten, Ihr junger Galan wäre schnell bei der Hand, seinen Revolver zu ziehen und noch schneller im Schießen.«
»Mickey? Mein Galan ? Niemals!«
»Das ist aber nicht das, was die Männer drüben in Halleck sagen.«
»Ich bin nicht verantwortlich für das dumme Geschwätz anderer Leute.«
»Kokette kleine Mädchen müssen das Gerede nehmen, wie es kommt.«
Elyssa holte tief Luft, während sie ihren Zorn zu bändigen suchte. Als sie erneut sprach, war ihre Stimme kühl und distanziert, die Stimme, die sie so wirkungsvoll gegenüber ihren englischen Cousins und Cousinen einzusetzen gelernt hatte.
»Sie können von mir aus glauben, was immer Ihnen beliebt«, sagte sie ruhig. »Aber Sie werden mich nicht noch einmal im Beisein anderer beleidigen.«
»Sonst bin ich auf der Stelle gefeuert?« fragte Hunter anzüglich.
»Richtig.«
Seine grauen Augen verengten sich zu Schlitzen. Er hatte ausgezeichnete Menschenkenntnis - wenn es um Männer ging. Es war eine der Fähigkeiten, die ihn zu einem
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