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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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sich um und blickte ihn an.
    Ihre Miene sagte Hunter deutlich, daß sie nicht schmollte. Ihr Blick war kühl und gedankenverloren, ihre Augen hatten einen
    Ausdruck elementarer Reserviertheit, der Hunter irgendwie an Leopard erinnerte.
    Gut, sagte er sich. Es wird aber auch höchste Zeit, daß sie aufhört, mich anzusehen, als frage sie sich, wie es wohl wäre, mich zu besteigen und zu reiten.
    »Woran denken Sie gerade?« fragte er.
    Hunter hätte gern gewußt, ob Elyssa ebenso überrascht über die Frage war wie er selbst. Es sollte ihn eigentlich nicht kümmern, was sie dachte, und er wußte es auch.
    Falls diese Frage Elyssa unvorbereitet traf, so ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Ihr Gesicht hatte einen distanzierten, fast hochmütigen Ausdruck angenommen, der Hunter ärgerte.
    »Sie wollen sicher nicht wirklich wissen, was ich denke«, erwiderte sie nach einem Moment.
    Hunters Lippen wurden schmal.
    »Genau wie ich dachte«, gab er zurück. »Sie sind immer noch wütend. Es gibt eine Sache, die verzogene Dämchen nicht ertragen können, und das ist die Wahrheit.«
    »Wenn Sie meinen ...«
    »Ich habe Ihnen gerade die Wahrheit vorgehalten, stimmt’s?«
    Elyssa sagte nichts.
    »Verdammt«, knurrte Hunter schließlich. »Ich hasse es, wenn ein Mädchen die Beleidigte spielt! Was, zum Teufel, geht hinter Ihren Meeraugen vor?«
    »Ich denke nach.«
    »Worüber?«
    »Über meine Wahrheit.«
    Er wartete darauf, daß Elyssa ihm erklärte, was sie meinte.
    Und wartete.
    Und wartete.
    »Na schön«, sagte er barsch. »Wie lautet nun Ihre Wahrheit?«
    »Ich brauche einen Mann, der sich unbemerkt an den Culpeppers vorbeischleichen kann, der Mickey kontrolliert, Penny und mich beschützt und die Rinder bei der Armee abliefert. Kurz ge-sagt, ich brauche Sie, Hunter. Deshalb werde ich Ihre ungerechtfertigten Tiraden notgedrungen über mich ergehen lassen müssen, bis ich Sie entlassen kann.«
    Die ruhige, nüchtern vorgebrachte Zusammenfassung der Fakten überraschte Hunter. Wenn Belinda wütend gewesen war, war sie zu nichts anderem mehr fähig gewesen als zu Tränen, Übelnehmen und beleidigtem Aus-dem-Zimmer-Rauschen.
    »Werden Sie mir bei jeder Gelegenheit eins auswischen?« fragte Hunter.
    Elyssa musterte ihn gelassen.
    »Werden Sie mich bei jeder Gelegenheit beleidigen?« stellte sie die Gegenfrage.
    »Nur, wenn Sie sich wie ein verzogener Kindskopf aufführen.«
    »Ich habe den Verdacht, daß ich in Ihren Augen unfähig bin, mich auf irgendeine erwachsene Art zu benehmen, ganz gleich, was ich tue.«
    Hunter schob mit einer ungeduldigen Bewegung seinen Hut zurecht.
    »Wollen Sie damit sagen, daß mein Urteil über Sie falsch ist?« fragte er mit trügerischer Unterwürfigkeit.
    »Genau das.«
    »Der Meinung bin ich nicht.«
    »Ich weiß. Genauso wie ich weiß, daß Sie von dem Moment unserer ersten Begegnung an eine Abneigung gegen mich gefaßt haben.«
    Hunter erwiderte nichts darauf. Wenn Elyssa noch immer nicht gemerkt hatte, daß er sich heftig zu ihr hingezogen fühlte
    - und daß er sich ebenso vehement gegen diese sinnliche Anziehung sträubte -, dann würde er sie bestimmt nicht darauf hin-weisen.
    »Leider verstehe ich nicht«, fügte sie hinzu, »warum Sie überhaupt zugestimmt haben, für mich zu arbeiten.«
    Hunter stand völlig reglos da. Er brauchte den äußeren An-schein, der Vorarbeiter der Ladder S zu sein, brauchte ihn als Tarnung. Sonst würden die Culpeppers sofort Wind davon bekommen, daß die Texaner, die ihnen zwei Jahre lang auf den Fersen gewesen waren, sie nun doch aufgestöbert hatten.
    »Ich brauche den Job«, erklärte er kurz angebunden.
    »Warum?«
    »Geld.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    Wieder verblüffte ihn Elyssas kühle, sachliche Einschätzung der Tatsachen.
    »Sie haben mich ja noch nicht einmal gefragt, wieviel ich Ihnen zahlen werde«, erläuterte sie.
    »Ich werde mein Geld schon bekommen.«
    »Indem Sie mir die Ranch wegnehmen?«
    Zorn wallte jäh in Hunter auf. Er erschrak geradezu, welch enorme Anstrengung es ihn kostete, seine Wut im Zaum zu halten.
    Er, der immer stolz auf seine eiserne Selbstdisziplin gewesen war.
    »Hören Sie zu, Mädchen«, sagte Hunter mit gefährlich leiser Stimme. »In Texas hatte ich eine Ranch, die fünfmal so groß wie die Ladder S war, eine Ranch, die mein Bruder und ich eigenhändig erbaut hatten. Ich habe es nicht nötig, Waisenkinder zu bestehlen.«
    Der fast greifbare Zorn in Hunter ließ Elyssas Mund trocken werden. Sie

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