Feuergipfel

Hunter wissen.
    In seiner Stimme schwang Strenge und gleichzeitig sinnliche Erregung mit, an seinem Hals pochte deutlich sichtbar eine Ader. Er hoffte nur, daß Elyssa nicht auf seinen heftig klopfenden Puls aufmerksam wurde oder auf das pralle männliche Fleisch, das mit jedem Herzschlag stärker unter seiner Hose anschwoll.
    »Ich habe Sie eingestellt, um die Ladder S zu beaufsichtigen, nicht mich«, gab Elyssa zurück. »Wenn ich ausreiten möchte, dann tue ich das auch.«
    »Nein«, sagte Hunter grimmig, bevor er sich zurückhalten konnte.
    »Ich bitte um Verzeihung?«
    »Also, das ist etwas, was ich zu gerne sehen würde - wie Sie mich bitten.«
    »Es wird nicht passieren«, säuselte sie. »Meine Cousinen und ihre adligen Freunde haben jahrelang vergeblich versucht, mich kleinzukriegen. Und sie hatten die Zeit und die Grausamkeit auf ihrer Seite. Hingegen Sie haben keine Chance, Hunter.«
    »Nicht genug Zeit?«
    »Nicht genug Grausamkeit.«
    »Seien Sie sich dessen nur nicht zu sicher, Frechdachs.« »Wie lange haben Sie Bugle Boy schon?«
    Hunter blinzelte, überrascht über den plötzlichen Themenwechsel.
    »Sein ganzes Leben lang«, antwortete er langsam. »Wieso?«
    »Man sieht an ihm keinerlei Spuren von Peitsche oder Sporen. Auch nervös ist er nicht oder kopfscheu. Er besitzt das Vertrauen und das ruhige Wesen eines Tieres, das von Geburt an gut versorgt und mit Liebe behandelt wurde.«
    Wieder reagierte Hunter überrascht. Er sah die Mühelosigkeit, mit der Elyssa Leopard lenkte, ohne Zaumzeug, Sattel oder auch nur ein Stück Schnur benutzen zu müssen.
    Das Wissen, daß sie ganz einfach davongaloppieren und ihn im Staub hätte zurücklassen können, war mehr als ärgerlich.
    Was immer sie auch sonst sein mag, sie ist eine phantastische Reiterin, gestand Hunter sich widerwillig ein.
    »Kurz und gut«, fuhr Elyssa fort, »Sie sind unverschämt, arrogant, störrisch und hoffnungslos dickköpfig, aber grausam sind Sie nicht.«
    Leopard machte einen kleinen Satz, als wäre seine Geduld am Ende. Es war offensichtlich, daß der Hengst erneut über den Zaun springen und in vollem Galopp über die Weiden preschen wollte.
    Eben dieses hatte auch Elyssa im Sinn. Ein leichter Druck ihrer Hand lenkte Leopard wieder auf den Zaun zu.
    »Halt, warten Sie!« rief Hunter. »Nur weil Sie wütend sind, können Sie nicht einfach Hals über Kopf davonrasen.«
    Elyssas Beherrschung schwand rapide dahin.
    »Ach nein?« fragte sie kalt. »Wie wollen Sie mich daran hindern?«
    »Penny ist von Ihnen abhängig«, erklärte er in eisigem Ton. »Wenn Sie sich den Hals brechen, während Sie mit diesem verdammten Gaul über Stock und Stein hetzen, wird Penny der Gnade von Fremden ausgeliefert sein, um ein Dach über dem Kopf zu haben und ein Stück Brot auf ihrem Teller.«
    Penny, dachte Elyssa zornig. Natürlich. Darauf hätte ich auch gleich kommen können. Hunter war überhaupt nicht um mich besorgt.
    Mit scheinbarer Ruhe konzentrierte sie sich so lange auf das goldgelbe Grasland, das sanft von den Bergen zu dem braunen Sumpfgebiet darunter abfiel, bis sie sich nach ein paar tiefen, langsamen Atemzügen sicher war, ihren Zorn im Griff zu haben.
    Ich brauche diesen arroganten, aufgeblasenen Kerl, erinnerte Elyssa sich energisch. Das muß ich mir immer wieder sagen.
    Ohne Hunter schaffe ich es nicht.
    Und wenn das bedeutet, daß ich dabei zuschauen muß, wie er Penny den Hof macht, dann soll es eben so sein, ln England habe ich sehr viel Schlimmeres durchgemacht und niemals geheult - also, warum trifft mich Hunters Verachtung dann so tief ?
    Weil ich möchte, daß er mich mag, deshalb. Ich möchte, daß er jene verführerischen Samttöne auch bei mir anschlägt.
    Aber es war kein Gedanke, den Elyssa jemals laut aussprechen würde.
    »Hören Sie mir überhaupt zu?« erkundigte Hunter sich.
    Elyssa nickte kühl. Die leichte Kopfbewegung genügte, um ihr gelöstes Haar wie silbriges Mondlicht über die grüne Seide ihres Kleides fließen zu lassen.
    »Ich werde nicht für ein verzogenes Mädchen arbeiten, das auf alles, was ich sage, wütend reagiert«, erklärte Hunter.
    Wieder nickte Elyssa schweigend.
    Und wieder ließ die Bewegung ihr Haar wie eine silberne Woge über ihre Brüste gleiten. Mit schnellen, ungeduldigen Handgriffen raffte sie die hellen Strähnen zusammen und drehte sie erneut zu einem Knoten im Nacken fest.
    »Ich werde auch nicht für ein Mädchen arbeiten, das ewig schmollt«, fügte Hunter hinzu.
    Elyssa drehte