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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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ihre Beine viel zu stark, um zu irgend etwas anderem nütze zu sein, als sie aufrecht zu halten.
    Hunter, wo bist du ? rief Elyssa innerlich verzweifelt. Kannst du denn die Hunde nicht hören? Nicht die entfernteste Antwort erfolgte auf ihr stummes Flehen, nicht einmal das Scharren einer verstohlenen Bewegung im Inneren des Stalls.
    Sie war mutterseelenallein, und im Hof wimmelte es von Banditen.
    Hunter! Ich brauche dich!
    Dennoch drang kein Laut über Elyssas Lippen. Wenn Hunter taub für das hektische Gebell der Hunde war, dann würden ihre eigenen Hilfeschreie ihn auch nicht herbeizaubern.
    Es kostete sie ihren gesamten Mut, ruhig stehenzubleiben und eine entspannte, selbstbewußte Miene aufzusetzen, während der Wind durch die Latten des Korralzauns blies und ein Culpepper auf den Stall zugeritten kam, als gehörte ihm die Ladder S und alles darauf.
    Die Kleidung des Mannes war abgetragen und schmutzig. Un-ter der Schmutzschicht zeichneten sich Jacke, Hosen und Stiefel der Konföderierten Armee ab. Wie das Maultier, so war auch der Reiter langknochig, sehnig und staubbedeckt.
    Anders als sein Gaul hatte der Culpepper jedoch blaßblaue Augen und einen verfilzten Bart, der es dringend nötig hatte, gestutzt zu werden. Seine Manieren hätten ebenfalls etwas Schliff vertragen können. Der Blick, den er Elyssa zuwarf, war so ordinär, als ob er mit der Hand unter ihren Rock gefaßt hätte.
    »Gehört Ihnen die Ranch hier?« fragte er näselnd.
    »Allerdings«, erwiderte Elyssa in demselben Ton.
    »Ich bin Gaylord Culpepper. Bin gekommen, um sie aufzukaufen.«
    »Nein.«
    Der Reiter senkte die Lider. Er beugte sich leicht im Sattel vor, als könne er nicht glauben, daß er richtig gehört hatte.
    Das Maultier stampfte mit den Vorderhufen. Seine langen Ohren zuckten und drehten sich vor und zurück, während es das Gebell der Hunde verfolgte, als diese zwischen den Eindringlingen und den Pyramidenpappeln entlangsprangen, die den nahegelegenen Bach säumten.
    »Ich werd’ nicht lange fragen, Missy«, knurrte Gaylord.
    »Gut, weil ich nämlich nicht verkaufen werde.«
    Gaylord blickte sich suchend um, wobei er sein besonderes Augenmerk auf den Stall richtete. Offensichtlich konnte er sich nicht vorstellen, daß Elyssa sich so viel herausnahm, wenn nicht irgendwo in der Nähe eine Armee auf der Lauer lag.
    Elyssa wünschte sich inständig, es wäre so. Aber leider hatte sie keinerlei Unterstützung. Alles, was sie hatte, waren ihre Schlagfertigkeit, ihre zittrigen Beine und der ausgeprägte Wunsch, anderswo zu sein.
    Irgendwo auf dieser Welt. Nur möglichst weit weg.
    »Tja, das is’ aber verdammt schade«, erklärte Gaylord. »Wir ham’ nämlich unser Herz an diese Ranch gehängt, und was Culpeppers haben wollen, kriegen Culpeppers auch.« »Ihr Dilemma ist durchaus verständlich.«
    »Häh?«
    Elyssa sagte das erste, was ihr in den Sinn kam, in der Hoffnung, die Banditen irgendwie ablenken zu können, bis sich einer ihrer Leute ein Gewehr schnappen und sie auf handfestere Weise in Schach halten konnte.
    »Ich liebe die Ladder S auch sehr«, sagte sie hastig, »und könnte es nicht ertragen, die Ranch zu verlassen. Das verstehen Sie doch sicherlich, nicht?«
    »Äh...«
    »Genau«, erwiderte sie rasch. »Sie sollten Ihre Zuneigung in eine andere Richtung lenken. Ich habe gehört, daß die nördlichen Gebiete recht lohnend für, äh, Interessenten wie Sie sind.«
    »Zu kalt.«
    Die Versuchung, die Hölle als warme Alternative vorzuschlagen, war groß, doch Elyssa widerstand ihr.
    »Texas gilt als...«, begann sie.
    »Nee, nich’ Texas«, unterbrach er ungeduldig. »Da war’n wir schon. Hat uns gar nich’ gefallen. Die Leute da sind mächtig unfreundlich.«
    »Vielleicht kannten Sie sie einfach nicht gut genug.«
    »Verdammt gemeines Volk, die Texaner. Regen sich maßlos auf, wenn ein Mann mal ’n bißchen Spaß hat. Heften sich an seine Fersen und verfolgen ihn, komme, was da wolle, und geben niemals auf. Ist verflucht lästig, so verfolgt zu werden, das kann ich Ihnen flüstern.«
    Elyssa versuchte, mitfühlend auszusehen. Sie bezweifelte, daß es ihr überzeugend gelang.
    »Also werd’ ich Ihnen Ihren Willen lassen und es so machen, wie Sie’s wollen«, erklärte Gaylord. »Obwohl ich jetzt schon weiß, daß mich die Jungs bis ans Ende meiner Tage verspotten werden.«
    Elyssa blinzelte verdutzt. Sie hatte nicht erwartet, einen Culpepper von irgend etwas abbringen zu können, geschweige denn von seinem

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