Feuergipfel
wurden abrupt vom Anblick eines sechsschüssigen Revolvers abgeschnitten, den Morgan in seine linke Hand praktiziert hatte.
»Morgan ist der erste, den Miss Sutton hiermit einstellt«, erklärte Hunter. »Er wird mich unterstützen und mein segundo sein. Falls einer von euch Jungs nicht bereit ist, Befehle von einem schwarzen Mann entgegenzunehmen, trennen wir uns jetzt in bestem Einvernehmen.«
Keiner der Reiter machte Anstalten, sein Pferd herumzuziehen und davonzureiten, einschließlich des Jungen, der Morgan immer noch in einer Mischung aus Empörung und Respekt anstarrte.
»Johnny, Reed, Blackie«, sagte Hunter und nickte drei Männern zu, die Reste von Südstaatenuniformen trugen, »ihr seid angeheuert. Bringt eure Sachen in die Schlafbaracke und eure Pferde in den Korral hinterm Stall.«
Die drei nickten und trieben ihre Pferde auf den Korral zu.
»Johnny?« sagte Hunter.
Der schlanke Mann mit dem dichten, kastanienbraunen Haar blickte zurück. »Ja, Sir?«
»Besteht irgendeine Chance, daß dein Bruder Alex auftauchen wird?«
»Alex ist letztes Jahr von Comancheros ermordet worden. Er jagte irgendeiner Geschichte mit einem rothaarigen Mädchen nach ... Wollte einfach nicht glauben, daß Susannah mit den anderen gestorben war.«
»Verdammt«, murmelte Hunter leise. »Tut mir aufrichtig leid, das zu hören. Alex war ein prima Kerl.«
»Stimmt, das war er, auch wenn’s ihm verdammt wenig genützt hat.«
Als Hunter sich wieder zu den wartenden Männern umwandte, war sein Ausdruck verloren.
Neugierig ließ Elyssa ihren Blick zwischen Johnny und Hunter hin- und herschweifen. Sie spürte eine innere Verbundenheit zwischen ihnen, Gefühle, die keiner der beiden in Worte faßte. Sie fragte sich, ob sie es jemals getan hatten.
Oder ob so etwas überhaupt nötig war ...
»In Ordnung«, kam Hunter wieder zur Tagesordnung. »Ich kenne keinen von euch, also werde ich euch fragen müssen, wer von euch Jungs die lange Flinte bevorzugt.«
Fünf der verbleibenden Männer meldeten sich.
Hunter und Morgan tauschten einen Blick. Der schwarze Reiter hob die Zügel, worauf sein drahtiges Pony aus dem Stallhof sprang und zu den Pyramidenpappeln hinübergaloppierte.
Als Morgan ungefähr dreihundert Meter zurückgelegt hatte, zog er die Zügel an, richtete sich in den Steigbügeln auf und stellte die leere Whiskyflasche auf einen breiten Ast. Das Glas glitzerte im hellen Sonnenlicht.
»Jeder von euch hat einen Schuß«, sagte Hunter. »Schießt auf den Ast und versucht, so nahe wie möglich an die Flasche heranzukommen, ohne sie zu treffen. Du da, ganz links. Fang an.«
Der Mann zielte und feuerte mit einer Leichtigkeit, die von langjähriger Vertrautheit im Umgang mit Gewehren zeugte.
Kleine Rindenstückchen flogen in alle Richtungen, aber nur Morgan sah es.
»Weniger als zwei Zentimeter!« brüllte Morgan.
»Gut. Der nächste«, befahl Hunter.
Der zweite Mann feuerte.
Der obere Rand der Flasche zerbarst in tausend Splitter.
Verdrießlich knurrend schob er die Waffe mit einem angewiderten Gesichtsausdruck in ihr Futteral zurück.
»Der nächste«, sagte Hunter.
Das Probeschießen ging weiter, bis der vierte Mann fertig war. Zwei der Schützen trafen den Ast weniger als einen Fingerbreit von der Flasche entfernt.
»Falls sich einer von euch Jungs auch für einen Experten im Umgang mit ’nem sechsschüssigen Revolver hält«, sagte Hunter, »dann soll er zu der Pappel da drüben gehen.«
Wiederum zwei marschierten zu der Pyramidenpappel, einschließlich des Mannes, der den Flaschenhals zerschossen hatte.
Schweigend blickte Elyssa von Hunter zu den Männern und wieder zurück, während sie sich fragte, was er als nächstes plante.
»Ich schätze, wenn ich zu den Männern gehe, werden Sie mir einfach folgen«, bemerkte er.
»Natürlich werde ich das. Die Ladder S ist schließlich meine Ranch. Ich werde mich Ihrem Rat beugen und die Männer einstellen, die Sie auswählen, aber ich habe wohl zumindest das Recht zu sehen, wie tüchtig sie sind.«
»Sie werden sich Ihr feines Seidenkleid ganz schmutzig machen.«
Elyssa sah Hunter ungläubig an.
»Die Kuh hat bereits dafür gesorgt, daß mein >feines Seidenkleid« ruiniert ist. Mit einem einzigen Schlag ihres feinen Schwanzes«, erläuterte sie.
Hunter blickte auf die Schrotflinte in seinen Händen und verkniff sich ein Lächeln. Die kunstvollen Gold- und Silbereinlegearbeiten auf dem Kolben erinnerten ihn daran, daß es Elyssas Flinte war, die er trug,
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