Feuergipfel
auf.
»Was sagst du dazu?« fragte Mickey herausfordernd.
»Das kommt auf Hunter an!«
»Er will mir seine Entscheidung mitteilen, bevor die Woche zu Ende ist.«
»Schön, damit bin ich einverstanden.«
»Hmmm.«
Elyssa ignorierte Mickey, während sie fortfuhr zu melken. Als sie zu hören glaubte, wie er kehrtmachte und den Gang hinuntertrottete, stieß sie einen stummen Seufzer der Erleichterung aus und begann erneut, vor sich hin zu summen. Schließlich drückte sie den letzten Rest von Milch aus Creams Euter heraus.
Als Elyssa von dem kleinen Melkschemel aufstand, stemmte sie die Fäuste ins Kreuz und streckte sich. Langsam dehnte sie ihren Rücken, um die verkrampften Muskeln zu lockern, die nach einer Woche harten Reitens über Ladder-S-Gebiet steif und schmerzhaft verspannt waren.
»Verdammt, Frechdachs, aber du weckst in einem Mann das Bedürfnis, sich hinzustellen und den Mond anzuheulen!«
Erschrocken wirbelte Elyssa herum.
Mickey war immer noch da und hing über der halbhohen Boxentür. Er starrte auf ihre Brüste, als gehörten sie ihm.
Ärgerlich wandte sie ihm den Rücken zu und zog den Schal zurecht, den sie umgebunden hatte, um den tiefen Ausschnitt ihres Kleides zu bedecken. Das Tuch war beim Melken zur Seite gerutscht und enthüllte ihre schwellenden Rundungen.
»He, nun komm schon, deck sie nicht wieder zu«, beklagte sich Mickey. »Wenn du nicht gewollt hättest, daß ich sie sehe, hättest du gar nicht erst dieses Kleid da angezogen, stimmt’s?«
»Du elender kleiner ...«
Hunters Stimme schnitt Elyssa das Wort ab.
»Mickey, wenn du nichts Besseres zu tun hast, als dich im Stall zu räkeln, kannst du gleich mal die Bewässerungsgräben im Garten überprüfen.«
Mickey richtete sich so hastig auf, daß er stolperte. Elyssa wußte, daß er ebenso erschrocken war, Hunter im Stall anzutreffen, wie sie über den herumlungernden Mickey
»Ich könnte sehr ungemütlich werden, wenn wir die Gartenernte verlieren würden«, sagte Hunter, »nur weil du verrückt nach einem Weiberrock bist. Sieh zu, daß du deinen Hintern in Bewegung setzt!«
»Tz, tz, was bist du doch mißgünstig«, meinte Mickey kopfschüttelnd. »Ein richtiger Spielverderber. Du bekommst nichts von ihr, also willst du auch nicht, daß sonst irgend jemand was von ihr bekommt!«
Ein einziger Blick in Hunters Augen ließ Elyssa ein Frösteln über den Rücken laufen.
»Kümmere dich um den Garten«, sagte Hunter täuschend milde. »Sofort.«
»Was, wenn ich mich statt dessen auf mein Pferd schwinge?«
»Dann würde ich dich als Dieb erschießen. Jedes Pferd und jedes Rind in dieser Gegend trägt ein Ladder-S-Brandzeichen.«
»Nicht jedes«, erwiderte Mickey mit einem gehässigen Grinsen. »In letzter Zeit habe ich eine Menge gesehen mit einem
Slash-River-Brandzeichen. Ab Culpeppers Markierung. Verhüllt das Ladder-S-Zeichen wie eine Decke, stimmt’s?«
»Wirst du nun arbeiten, oder wäre es dir lieber, die Ranch auf der Stelle zu verlassen?« fragte Hunter.
Mit einem wüsten Fluch auf den Lippen marschierte Mickey zum Stall hinaus. Auf seinem Weg zur Tür schnappte er sich eine Schaufel.
»Ich habe Sie davor gewarnt, was passiert, wenn Sie mit den Männern flirten«, sagte Hunter, nachdem Mickey verschwunden war.
Die Verachtung in seiner Stimme ließ Elyssas Inneres zu Eis erstarren.
Dann siegte ihre Wut.
»Ich habe diese verdammte Kuh gemolken«, fauchte sie.
»Nicht, als ich Sie gesehen habe. Sie hatten den Rücken durchgebogen wie eine Tänzerin oder eine Geliebte, und Ihre Brüste ...«
Abrupt wechselte Hunter das Thema.
»Hören Sie auf, mich herauszufordern, Frechdachs. Ihnen wird bestimmt nicht gefallen, was passiert, wenn ich die Geduld verliere.«
Hunters Gebrauch ihres albernen Spitznamens brachte Elyssa nur noch mehr in Rage.
»Dann hören Sie auf, mich anzustarren«, erwiderte sie eisig. »Denn Sie starren mich an, Hunter. Sie wissen es ebensogut wie ich.«
»Und Sie starren geradewegs zurück.«
»Stimmt. Warum unternehmen Sie nicht etwas dagegen?«
»Haben sie nicht gehört, was ich gesagt habe? Es würde Ihnen nicht gefallen.«
»Probieren Sie’s doch mal.«
Draußen jenseits des Stallhofs begann einer der Hunde zu bellen. Das Gebell war so laut und hektisch und alarmierend, daß es einen plötzlichen Adrenalinschub durch Elyssas Adern jagte. Sie schaffte es nur mit knapper Not, nicht den Milcheimer umzustoßen, als sie einen Satz nach der Schrotflinte machte, die sie in eine Ecke der
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