Feuergipfel
Box gestellt hatte.
Hunters Hand schoß vor und schlang sich um ihr Handgelenk.
»Was haben Sie vor?« erkundigte er sich barsch.
»Ich will nachsehen, was den Hund so aufregt.«
»Bleiben Sie hier. Darum kümmere ich mich.«
Elyssa wollte schon protestieren, dann überlegte sie es sich anders.
Hunter nickte knapp, nahm ihr die Flinte ab und eilte zum Ausgang des Stalls. Bevor er in Sonnenlicht und Herbstwind hinaustrat, blickte er sich wachsam nach allen Seiten um.
»Wird aber auch langsam Zeit«, sagte er.
Damit marschierte Hunter entspannt in den Sonnenschein hinaus. Einen Moment später kam Mickey mit einem Gewehr in der Hand aus dem Garten herbeigerannt. Hunter bedeutete ihm mit einer Geste, wieder zu seiner Arbeit zurückzukehren, und strebte weiter über den Hof.
Drei kleine Gruppen von Männern zu Pferd warteten in der Nähe des Ranchhauses. Ihre Kleidung war schäbig und voller Staub. Einige der Männer trugen wie Hunter Reste von Uniformen der Konföderierten Armee. Andere steckten in blauen Hosen der Nordstaatenarmee.
Die übrigen hatten die Wildlederhosen der Flachlandbewohner oder die enganliegenden Lederhosen und breitkrempigen Hüte von mexikanischen Hilfscowboys an. Männer, die aus der dornbuschreichen Savanne von Texas gekommen waren, trugen lederne Cowboyhosen.
Überbleibsel von abgerissenen blauen oder grauen Uniformen fanden sich zu gleichen Teilen in jeder der drei buntgemischten Gruppen, ebenso wie großkarierte Hemden und Wildlederleggings, Cowboyhosen, Flanell und Wolle. Nicht einer hatte sich entsprechend seiner Zugehörigkeit zum Norden oder Süden oder zur Ebene ausgerüstet.
Die ehemaligen Soldaten hatten den Krieg in jeder Hinsicht hinter sich gelassen - bis auf eines: Alle waren sie bis an die Zähne bewaffnet. Flachlandbewohner, Heimatlose und Soldaten trugen ihre Waffen gleichermaßen unbefangen wie ihre Stiefel.
Die Pferde, die die Männer ritten, waren teils klein und zierlich, teils groß und stämmig und wiesen alle möglichen Farben auf außer einer. Weiß. Ein weißes Pferd machte einen Mann in jeder Landschaft unweigerlich zur Zielscheibe, ob es nun Wüste oder Grasland, buschbestandenes Gelände oder Bergwiese war.
Vier schwarz-weiße Hunde umkreisten die Männer in einiger Entfernung und bellten wie wild.
Hinter Hunter ertönte ein Stakkato-Pfiff. Sofort verstummten die vierbeinigen Wächter, als hätten sie Schüsse getroffen. Einträchtig wirbelten sie herum und rannten davon, um sich wieder um das Vieh zu kümmern, das sie bewacht hatten, bevor sich der Hof mit Fremden füllte.
Hunter warf einen Blick über seine Schulter. Wie erwartet, folgte Elyssa ihm.
Zumindest hat sie ihren Ausschnitt wieder verhüllt, dachte er.
Die Erinnerung an Elyssas cremeweiße, halb entblößte Brüste über schimmernder, violetter Seide durchzuckte Hunter wie ein heißer Blitz und bewirkte, daß sich jeder einzelne Nerv in seinem Körper anspannte.
Ich werde ihr eine gepfefferte Strafpredigt über ihre Aufmachung halten müssen. Die Männer hier draußen sind es nicht gewohnt, eine Frau wie sie frei herumlaufen zu sehen.
Hunter selbst hatte ebenfalls große Schwierigkeiten, sich an den atemberaubenden Anblick zu gewöhnen.
»Ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, Sie sollen im Stall bleiben«, sagte er unfreundlich.
»Warum? Es besteht doch keine Gefahr.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
Elyssa zuckte die Achseln. Die Bewegung lockerte ihren
Schal und enthüllte eine kußgroße Stelle samtiger Haut knapp oberhalb der Linie ihres tiefen Dekolletes.
Hunter versuchte angestrengt, nicht daran zu denken, wie sich diese perlmuttzarte Haut unter seinen Lippen, seiner Zunge, seinen Fingerspitzen anfühlen würde. Er versuchte nicht daran zu denken, wie hungrig sich ihre Knospen aufgerichtet hatten bei seiner zufälligen Berührung an jenem ersten Abend im Stall.
Er schaffte es nicht, das anziehende Bild aus seinen Gedanken zu verdrängen.
Mit einem stummen Fluch zwang Hunter sich, den Blick von jenem reizvollen Stückchen Haut abzuwenden.
»In dem Moment, als Sie den Stall verließen, habe ich sofort gemerkt, daß die Luft rein ist.«
»Wie denn?«
»An der Art, wie Sie sich bewegt haben.«
Die Worte ließen Hunter so abrupt stehenbleiben, als wäre er gegen eine Wand geprallt. Er hatte bisher nicht bemerkt, daß Elyssa ihn allmählich durchschaut.
Belinda war jahrelang meine Ehefrau, und sie hat sich nie die Mühe gemacht, aus mir schlau zu werden.
Die Erkenntnis
Weitere Kostenlose Bücher