Feuergipfel
euch kann hier als Viehtreiber mitarbeiten«, erklärte Hunter, »oder sein Glück bei dem Culpepper-Gesindel versuchen beziehungsweise gleich ganz aus dem Ruby Valley verschwinden.«
Die Männer nickten.
Sie verstanden, was Hunter nicht ausgesprochen hatte. Wenn die Männer nicht für die Ladder S arbeiteten, und er sähe sie wieder, würde er wissen, daß sie sich mit dem Culpepper-Pack zusammengetan hatten.
Kurz gesagt: mit dem Feind.
»Wenn es zu einer Schießerei kommt, sorge ich dafür, daß ihr einen Bonus bekommt«, fügte er hinzu, »aber es kann nicht soviel wie der Kampflohn sein.«
Einer der drei Mexikaner meldete sich mit einer weichen Stimme zu Wort, in der ein spanischer Akzent mitschwang. »Wir sind die Herrera-Brüder, Senor. Wir haben gehört, was mit Ihrer Familie in Texas passiert ist. Unsere Familie hat es genauso getroffen. Wir brauchen keinen Kampflohn, um los diablos zu bestrafen.«
Einen Moment lang war Hunter ganz still. Dann nickte er.
»Nach dem Anblick eurer Ausrüstung zu urteilen«, sagte er, »seid ihr kundige Hilfscowboys. Die Ladder S kann euch gebrauchen.«
»Gracias, Senor.«
»Sucht euch eine Koje aus und füttert eure Pferde. Wir werden nach dem Mittagessen damit anfangen, Vieh und Mustangs zusammenzutreiben. Ihr könnt Strohhalme ziehen, um auszulosen, wer heute nacht die erste Wache übernimmt.«
Als die Männer zum Korral hinüberritten, wandte sich Hunter zu Morgan um und streckte ihm die Hand hin. Morgan schüttelte sie und schlug Hunter dann herzhaft auf die Schulter mit der Vertraulichkeit eines alten Freundes.
»Bin verdammt froh, daß Case Sie aus dem Gefangenenlager herausgeholt hat«, sagte Morgan. »War kein Ort für Mensch oder Tier.«
»Dem Himmel sei Dank.«
Elyssa stand ganz still da in der Hoffnung, die Männer würden ihre Anwesenheit vergessen und fortfahren, über die Vergangenheit zu sprechen. Sie brannte darauf zu erfahren, was Hunter gemacht hatte, bevor er auf der falschen Seite des Sezessionskrieges gekämpft hatte.
»Hab’ gehört, du hättest es übernommen, eine der ersten Herden von Texas zum letzten Bahnhof in Kansas zu treiben«, sagte Hunter zu Morgan.
»Stimmt, Sir. Gute Bezahlung, aber verdammt anstrengend. Ein paar von den Jungs waren dämlicher als Kühe.«
»Du würdest lieber kämpfen, als im Zuckeltempo neben einer Herde herzureiten, richtig?«
»Darauf können Sie wetten, Herr Oberst.«
»Nenn mich einfach Hunter. So nennen mich alle ... in meiner Gegenwart. Nur der Teufel weiß, wie sie mich nennen, wenn sie in der Schlafbaracke sind.«
Lachend wandte sich Morgan zu Elyssa um und tippte an seine Hutkrempe.
»Sie können sich glücklich schätzen, Hunter Maxwell als Vorarbeiter zu haben, Ma’am. Er wird sich um den Culpepper-Abschaum kümmern, denken Sie an meine Worte.«
Elyssa beobachtete, wie Morgan zu seinem Pferd ging, sich in den Sattel schwang und zum Korral trabte. Dann drehte sie sich mit einem nachdenklichen Ausdruck zu Hunter um.
»Hunter Maxwell«, sagte sie. »Aus Texas.«
Er nickte knapp.
»Danke, Hunter Maxwell.«
»Wofür?«
»Dafür, daß Sie meine Ehre verteidigt haben.«
»Ich habe nicht die Ehre eines leichtsinnigen Frauenzimmers verteidigt«, gab Hunter schroff zurück, »sondern die Disziplin. Ein solcher Mangel an Respekt kann eine Truppe schneller unterminieren als schlechte Ernährung.«
Wut stieg in Elyssa empor.
»Es hat Ihnen wohl nicht gefallen, als mein Liebhaber bezeichnet zu werden, wie?« fragte sie scheinheilig.
Die schmale, grimmige Linie von Hunters Lippen besagte mehr als genug.
Elyssa ignorierte die Warnung.
»Machen Sie sich nichts draus«, sagte sie leichthin. »Sie werden sich schon daran gewöhnen, Bettgenosse, genauso wie ich mich daran gewöhnt habe, Frechdachs genannt zu werden.«
9
Mit einem Seufzer und einem verstohlenen Griff ihrer Hand an ihr schmerzendes Kreuz richtete sich Elyssa von der Küchenspüle auf. Es war harte Arbeit, für elf zusätzliche Männer Brot zu backen, besonders wenn man den ganzen Tag damit zugebracht hatte, das unwegsame, ausgedörrte Grasland und die zerzausten Kiefernwälder der Ladder S auf der Suche nach Vieh zu durchkämmen.
Gleich am ersten Tag nach der Ankunft der Männer hatte Hunter Gimp angewiesen, das Kochen für die Bewohner der Schlafbaracke zu übernehmen. Hunter selbst war so klug, seine Mahlzeiten weiterhin im Ranchhaus einzunehmen. Gimp mochte als durchaus akzeptabler Lagerkoch durchgehen, aber die Fähigkeiten des
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