Feuergipfel
eigentlich erschaffen?«
»Ich könnte das gleiche über Frauen sagen.«
»Ja, vermutlich könnte ein Mann auch so empfinden.«
Penny öffnete wieder die Augen. Ihr Ausdruck war derart kummervoll und desillusioniert, daß Hunter unwillkürlich zusammenzuckte.
»Was ist mit Bill Moreland?« fragte er abrupt, um das Thema zu wechseln.
Der Schock auf Pennys Gesicht war deutlich zu erkennen. »Was meinen Sie damit?«
»Ich habe Sie beide vorhin über Bill sprechen hören. Darüber, daß er früher oft hergekommen ist, aber jetzt nicht mehr. Und daß er die Ladder S und Elyssa wollte.«
»Er wollte Gloria.«
»Mag sein, daß es so war - früher einmal. Aber nach dem, was Sie sagen, habe ich den Eindruck, daß er jetzt hinter Elyssa her ist.«
Pennys Finger gruben sich erneut in ihre Schürze. Zu hören, wie Hunter ihre schlimmsten Befürchtungen laut aussprach, war der reinste Dolchstoß in ihr Herz.
»Ich weiß, wie es sein kann, wenn ein Nachbar scharf auf ein Mädchen ist«, sagte Hunter klipp und klar. »Wenn diese Dame obendrein noch eine leichte Beute ist, dann können Sie sich darauf verlassen, daß er bekommt, wonach es ihn gelüstet, egal, wie sehr alle anderen darunter leiden.«
Die Bestürzung auf Pennys Gesicht verriet ihm, daß sie fürchtete, er könnte recht haben.
Nun, sagte er sich zynisch, das erklärt das Netz von Geisterpfaden zwischen der Ladder S und der Bar B.
Genau wie die Pfade zwischen meiner Ranch und der meines Nachbarn damals in Texas, Spuren von zwei Leuten, die sich heimlich trafen.
Die Erklärung für die vielen Fährten durch Wind Gap war alles andere als eine Beruhigung für Hunter. Der Gedanke, wie Elyssa sich heimlich davonschlich, um in den Armen eines Rivalen zu erbeben und vor Leidenschaft wild zu stöhnen, wurmte Hunter auf eine Art, über die er lieber gar nicht lange nachdenken wollte.
Jemand sollte diesem leichtfertigen Geschöpf wirklich mal eine Lektion erteilen. Nach dem Aussehen jener Fußspuren zu urteilen hat sie bereits einen Liebhaber - warum, zum Teufel, muß sie alle anderen Männer in Reichweite verführen?
Hunter hatte niemals eine Antwort gefunden, ganz gleich, wie oft er sich diese Frage auch stellte. Bis zum heutigen Tag war ihm völlig unverständlich, warum Belinda nach ihrer Eheschließung ebenso unersättlich hinter anderen Männern hergewesen war, wie sie zuvor ihm nachgelaufen war.
»Verzeihung«, sagte er zu Penny »Es war nicht meine Absicht, Sie aufzuregen. Ich weiß, daß Sie in letzter Zeit nicht ganz auf dem Posten sind.«
Penny lächelte resigniert.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, fügte Hunter mit sanfter Stimme hinzu. »Morgan und ich werden uns schon um die Culpepper-Jungs kümmern. Keiner soll Ihnen Ihr Zuhause wegnehmen.«
Wieder lächelte Penny, aber die feinen Linien der Anspannung um ihren Mund glätteten sich nicht.
»Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden«, sagte er. »Ich will noch einmal nach den Pferden sehen. Wir sind wirklich verdammt knapp mit Reittieren. Wenn jemand eine Stalltür oder ein Korraltor offen läßt, werden wir alle zu Fuß gehen müssen.«
»Selbstverständlich. Gute Nacht, Hunter.«
»Gute Nacht, Ma’am. Schlafen Sie gut. Und keine Sorge - die Culpeppers haben hier keine Chance, auch nur einen Schritt Land zu gewinnen.«
»Wie? Ich verstehe nicht.«
»Sie mögen zwar von Zeit zu Zeit aus dem Hinterhalt auf die Jungs schießen, aber die Culpeppers sind Banditen und Plünderer, keine Rancher. Sie können das eine Ende einer Kuh nicht vom anderen unterscheiden.«
»Warum wollen sie dann unbedingt die Ladder S haben?«
»Weil sie verfolgt und gejagt werden aufgrund der Dinge, die sie nach dem Krieg angestellt haben.«
Obwohl sich Hunters Ausdruck nicht veränderte, schwang in seiner Stimme ein derart drohender Unterton mit, daß Penny froh war, nicht den Namen Culpepper zu tragen.
»Sie werden darauf warten, daß wir sämtliche Rinder zusammentreiben und die Mustangs zureiten«, sagte Hunter.
»Und dann?«
Sein Mund verzog sich zu einem trägen Lächeln. Es sah jedoch nicht sehr einladend aus.
»Dann werden die Culpeppers einen bösen Fehler machen«, fuhr er fort. »Also schlafen Sie beruhigt, Ma’am. Es dauert noch Wochen, bis es zu einer Schießerei kommt.«
Damit wandte Hunter sich ab und ging hinaus. Er nahm an, daß er Elyssa im Stall finden würde, in Leopards Nähe. In der Zeit, seit er auf der Ladder S war, hatte er herausgefunden, daß sie oft Trost bei ihrem Pferd
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