Feuerherz
Ich wollte mich ja nicht gleich vor Ilian blamieren! Den anderen war das aber anscheinend egal, sie tranken lustig weiter, während ich auf Cola umstieg.
***
Auf dem Heimweg zur Bahn stützen Ilian und ich uns gegenseitig. Nicht unbedingt weil wir betrunken waren, sondern viel mehr vor Lachen. Die letzte Runde Tanzen hatte uns den Rest gegeben. Milda und Arva liefen gackernd hinter uns her. Irgendwie schafften wir es in die Bahn hinein. Ich verfrachtete Ilian ans Fenster und lehnte mich dann gegen ihn. Arva und ihre Freundin nahmen uns gegenüber Platz. Nachdem unser Lachanfall verebbt war, drohte mir Ilian einzuschlafen. Ich stieß ihn mehrmals an, damit er mir nicht einfach so wegdriftete.
»Weißt du Lissy«, begann Arva vom Alkohol angeheitert, »ich bin so froh, dass Ilian dich jetzt hat.« Sie hickste. »Er ist ein guter Junge, weißt du? Er hat was Besseres verdient als ein Leben als … du weißt schon.« Zum Glück besaß sie noch die Geistesgegenwart, nicht lauthals ihr Geheimnis in die Welt zu schreien, aber etwas merkwürdig war das schon. Sie freute sich, dass Ilian ein Mädchen aus einer Jägerfamilie liebte? Ein paar Türen weiter stiegen ein paar Leute ein, die der Kleidung nach zu urteilen ebenfalls auf der Beach Party gewesen waren. Musik plärrte laut aus einem ihrer Handys. Ilian schien, im Gegensatz zu mir, das Lied zu kennen. Seine treuen, braunen Augen sahen mich alkoholgeschwängert an, als er begann lauthals mitzusingen. Lachend strich ich ihm über den Kopf.
»Zu deinem Glück bist du klug und hübsch«, gluckste ich, »denn du kannst nicht nur nicht tanzen, Singen ist auch nicht dein Ding.«
»Komm sing mit mir, Lissy!«, flehte er nuschelnd.
»Ich kenne das Lied nicht!«
»Oh Gott, Arva, sie kennt ACDC nicht!«, maulte mein Freund.
»Du kennst Thunderstruck nicht?«, fragte Arva amüsiert.
Ich schüttelte meinen Kopf.
»Oh je, dann wirst du es mit Ilians Musikgeschmack aber schwer haben!«
Milda fiel in das Lied mit ein und Arva zog nach. Ich konnte nur dasitzen und mit einem Lächeln auf den Lippen meine lustige Gefolgschaft beim Abrocken beobachten. Wenigstens drohte Ilian jetzt nicht mehr einzuschlafen. Besonders nicht, als die anderen mit der Musik sich zu uns gesellten. Ich unterhielt mich mit einem der Jungs angeregt über Musik. Er wollte mir nicht glauben, dass es durchaus auch im Pop-Bereich gute Mucke gab. Alle meine Einwände wehrte er ab und fand darin Ilians totale Zustimmung. Als wir uns der Haltestelle näherten, an der wir raus mussten, verabschiedeten wir uns und standen auf. Müdigkeit hatte sich heimlich in meine Knochen gestohlen und machte es mir am Anfang schwer, mich zu bewegen. Meine Uhr verriet mir, dass es bald schon wieder hell werden würde.
»Der frühe Vogel fängt den Wurm«, sagte Milda, als wir ausgestiegen waren, und klatschte in die Hände.
»Morgenstund hat Gold im Mund«, meinte Arva.
Ilian hatte ein Fragezeichen über dem Kopf, um welches lauter kleine Schwipps-Seifenblasen platzten. »Sagen wir jetzt jeder einen klugen Spruch?«, wollte er wissen und stützte sich an einem Laternenpfahl ab. Er schwankte ein klein wenig und ich musste kichern.
»Wer abends saufen kann, kann am nächsten Morgen arbeiten«, fügte ich hinzu und Ilian lachte.
»Genau, und wer abends vögelt, kann am Morgen fliegen«, sagte er daraufhin. Ich konnte nicht mehr – ungelogen, ich hätte mich fast bepinkelt. Wir mussten ganz, ganz dringend ins Bett. Es war höchste Eisenbahn! Wir verabschiedeten uns von Milda und Arva auf dem Innenhof und Ilian kramte seinen Schlüssel hervor. Er brauchte mehrere Versuche, ihn in das Schloss zu stecken.
»Ich hoffe, nüchtern triffst du besser«, gluckste ich angeschickert. Ilians Lache, die er daraufhin von sich gab, machte mir klar, wie betrunken er war. Irgendwie schafften wir es in sein Zimmer, ohne gleich das ganze Haus zu wecken. Ich bahnte mir meinen Weg durch seine Unordnung und ließ mich auf sein Bett fallen.
»Was dagegen, wenn ich so schlafe?«, murmelte ich in sein Kopfkissen. Er ließ sich neben mich fallen und legte einen Arm um meine Taille. Das war ein unglaublich schönes Gefühl. Ich fühlte mich so geborgen und seine Nähe ließ mich ein klein wenig erschauern.
»Nein«, säuselte er und zog mich näher an sich heran. »Gott, so viel habe ich doch gar nicht getrunken!«
»Du bist liebestrunken!«, triumphierte ich und seine Augen funkelten mich freudig an. Unsere Lippen fanden sich und ich ließ mich
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