Feuerherz
genau, wann es zu heftig wurde. Seine Haut wurde heiß und der Geschmack nach Rauch wurde intensiver. Er wich zurück und nahm einen Schluck Bier. Auch ich nutzte die Gelegenheit und setzte mein Glas an. Mann, war das lecker!
Ilians Bier war leer und er sah mich amüsiert an. »Ich glaube, ich habe jetzt genug Alkohol zum Tanzen drin«, gluckste er und ich musste lachen.
»Dann auf«, sagte ich, nahm noch einen Schluck und stellte mein Glas auf der Theke ab. Culcha Candelas »Von allein« begann und mein Herz machte einen Sprung. Ich liebte dieses Lied! Wir drängelten uns zu Arva und Milda durch und begannen uns zum Takt der Musik zu bewegen. Zu sagen, dass Ilian nicht tanzen konnte, war die Untertreibung des Jahrhunderts! Er konnte nicht nur nicht tanzen, nein, er negierte jeden Rhythmus mit seinem Gezappel, aber was soll ich sagen? Ich hatte noch nie, wirklich noch nie mit jemandem so viel Spaß auf der Tanzfläche gehabt! Arva, Milda und ich hatten Tränen in den Augen vor Lachen und irgendwann passte ich mich Ilian einfach an.
»Du tanzt wie ein Holzfäller!«, sagte ich und schüttelte meinen Kopf. Aua, ich hatte Bauchweh vor Lachen.
»Warte mal ab, es wird besser, je mehr ich trinke.«
»Ilian, soviel kannst du gar nicht trinken!«
Irgendwann kickten wir unsere Schuhe von den Füßen und zappelten ohne Rücksicht auf Verluste im Sand durch die Menge. Mein persönliches Highlight des Abends war, als Ilian auf ein Knie herunterging und ich an einem seiner Finger um ihn herumtanzte, als seien wir beim Mitsommerfest und er der Baum, den es mit bunten Bändern zu schmücken galt.
»Ich bin eine Elfe!«, jubelte ich und tanzte weiter um Ilian herum, welcher daraufhin so lachen musste, dass er fast vornüberkippte. Ich zog ihn hoch und ging lachend mit ihm zur Seite. Wir stützten uns gegenseitig, weil wir beide nicht mehr konnten. Arva und Milda kamen dazu und wirkten verschwitzt vom Tanzen.
»Ilian, du wirst nie ein Tänzer«, gluckste Arva und klopfte ihrem besten Freund auf die Schulter. Eifersucht biss mich kurz in den Nacken, löste sich aber in Nichts auf, als Arva Milda mit einer Hand an sich heranzog und ihr einen langen, ausgiebigen Kuss gab. Hui, da wurde auch mir heiß! Aber hatte sie Ilian auch so geküsst, als sie Roran gezeugt hatten? Ich musste schlucken, nein, wohl eher nicht. Sie hatte ihm im Eifer des Gefechts den Arm gebrochen und ich erinnerte mich noch dunkel daran, dass Ilian sehr mitgenommen ausgesehen hatte. Ob ihre Freundschaft das unbeschadet überlebt hatte? Ich konnte es mir nicht so richtig vorstellen?!
Arva kam zu mir und legte einen Arm um mich. »Möchtest du mal richtig tanzen?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Milda leiht mich dir bestimmt mal aus, oder?«
Sie nickte, Ilian ebenfalls.
»Ich muss doch mal das Mädel meines besten Freundes antesten.«
Leider war die Musik zu laut, als dass ich ihren Tonfall hätte genau hören können, aber ich schwöre bei Gott, sie hatte das in einem sehr tiefen, anzüglichen Ton gesagt. Es heißt, dass man beim Tanzen offenbart, was man für eine Persönlichkeit hat. Ilian war ohne Frage ein Chaot, aber Arva war genau das, was ich mir unter einer Drachenfrau vorgestellt hatte. Wild, elegant und sehr autoritär. Es schien so, als würde sie den Takt vorgeben. Als würden ihre Augen meine Muskeln bewegen und mich so formen, wie sie mich brauchte. Hätte sie nicht dabei gelächelt, hätte es mir Angst einjagen können. Sie war eine starke Tanzpartnerin und ich ließ mich gerne von ihr leiten und versuchte mich ihren Bewegungen, so gut es ging, anzupassen. In meinem Kopf rauschte es vor Energie, als das Lied endete und wir zurück zu den anderen gingen. Ilian starrte mich mit offenem Mund an. Er hatte sich auf einen Barhocker gesetzt und hielt ein neues Bier in der Hand. Milda unterhielt sich angeregt mit dem Barkeeper.
»Sie kann sich gut bewegen, Ilian«, summte Arva vor sich hin und gab dann Milda einen Klaps auf den Po, bevor sie sich von hinten an sie heranschmiegte.
»Du solltest öfter ohne mich tanzen!«, rief mir Ilian ins Ohr, um gegen die Musik anzukommen. Ich lächelte ihn an und lehnte mich an seine Brust. Sein Geruch nach Seife hatte sich in Schweiß verwandelt, was mir aber nicht weniger gefiel. Im Gegenteil!
»Sex on the beach!«, rief Milda und hielt mir ein neues Glas voll von flüssigem Sommer vor die Augen. Ich nahm es ihr noch leicht verträumt ab. Das hier würde definitiv mein letzter Cocktail sein.
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