Feuerherz
Kopf. »Drachen kommen von nirgendwo her und unsere Sprache ist eine richtige Zigeunersprache, ohne feste Grammatik oder Regeln. Sie ist abgefärbt von allen Ländern, in denen sich Drachen niedergelassen hatten.« Irgendwie fand ich das unheimlich interessant und wollte mehr wissen, aber Ilian war damit beschäftigt, Mayla zu helfen, die Kleinen zurechtzuweisen und den großen Tisch zu decken. Wo war eigentlich der kleine Roran? Pippa stand immer noch vor mir und himmelte mich an, also ging ich runter zu ihr in die Hocke und begrüßte sie. Quietschend rannte sie weg und umklammerte Ilians Beine. Ooookay? Ein protestierendes Schreien drang aus … Ilians Hose. Teufel-Lissy hatte dazu eine Menge zu sagen, aber ich sagte ihr, dass sie die Klappe halten sollte.
»Ilian, in deiner Hose klingt jemand sehr verzweifelt«, raunte ich ihm schließlich ins Ohr und biss mir auf die Unterlippe. Na ja gut, Teufel-Lissy ist stärker als ich. Ilian gluckste und sah mich unter dichten Wimpern an.
»Das ist das Babyphone. Roran ist wach.« Er fasste in die Tasche seiner weiten Jogginghose und zog ein kleines Gerät heraus. Roran klang schon richtig beleidigt. Mayla winkte uns zu und verschwand, um sich um ihn zu kümmern. Schon kurze Zeit später hörte ich sie in der mir fremden Sprache über das Babyphone auf das Baby einreden. Ein Mann mit blonden Haaren kam herein, eine brünette Frau mit einem vertrauten Gesicht im Schlepptau. Ich erkannte den Mann als Ilians Vater. In der Kantine hatte ich gar nicht wirklich Zeit gehabt, ihn mir genauer anzusehen. Pippa kam am ehesten nach ihrem Vater, die anderen sahen eher aus wie die Mutter. Hinter der Frau standen Maylas Freundin und die Kleine mit den Zöpfen. Felicia schoss, ohne ein Wort zu sagen, an mir vorbei und setzte den kleinen Nino etwas ruppig auf einen Stuhl. Herrje, die mochte mich immer noch nicht. Ilians Vater kam auf mich zu und reichte mir die Hand. Ich ergriff sie und schenkte ihm ein freundlichen Lächeln.
»Das ist mein Vater«, erklärte Ilian.
»Ich weiß, ich habe ihn schon in der Schule gesehen.«
»Schön, dich kennenzulernen, Elisabeth.« Ilian hatte seine liebe Stimme von seinem Papa.
»Bitte nennen Sie mich Lissy, Herr Balaur.«
»Okay, wenn du mich Gerome nennst.« Ui, das würde irgendwie merkwürdig für mich werden, aber ich nickte tapfer.
»Frau Dragão, Lissy«, erklärte Ilian weiter und deutete auf die brünette Frau. »Sie ist Mendels Mutter und das sind ihre Töchter Amber und Alizee.« Amber war die Größere. Mendels Mutter, daher kam sie mir so bekannt vor … uff. Sie beäugte mich kritisch und nickte mir kurz zu, bevor sie eine Verabschiedung in die Runde rief.
»Sie ist die Geliebte meiner Mutter«, flüsterte Ilian mir ins Ohr und mir wurde schlecht. Ausgerechnet Mendels Mutter!
Die Familie Balaur versammelte sich um den Tisch, als auch Mayla mit Roran im Arm dazustieß. Irgendwie war es seltsam, den Kleinen zu sehen, jetzt wo ich wusste, wer wirklich sein Vater war. Ich musste ihn so angestarrt haben, dass Mayla mit ihm auf mich zukam.
»Du siehst so aus, als würdest du ihn mal haben wollen«, lachte sie und drückte mir das kleine Bündel in den Arm. Ilians braune Augen sahen mich skeptisch aus einem süßen, runden Babygesicht an. Sein Vater hatte original den gleichen Blick aufgesetzt.
Mayla schob in der Zeit einen Hochstuhl mit einem leicht in die Liegeposition gekippten Sitz heran. »Leg ihn einfach da rein, wenn wir essen.«
Ich nickte gedankenverloren. Ilians Baby.
»Möchtest du Suppe?«, fragte er mich. Ich sah ihn etwas verwirrt an, nickte dann aber.
»Alles okay?«
»Ja, es ist nur so komisch, jetzt wo ich weiß, dass er – du weißt schon.«
Roran gähnte und zeigte mir seinen zahnlosen Mund. Es war für mich unverständlich, dass Drachen keine wirkliche Bindung zu ihren eigenen Kindern hatten. Schön und gut, sie zogen sie gemeinsam auf, aber gerade jetzt, wo es nur noch so wenige gab, und sie genau wussten, welches Kind von wem war, mussten sie doch etwas empfinden? Ich verfrachtete das kleine Bündel in den Hochstuhl und lächelte Ilian an. Er durchbohrte mich kurz mit seinen Augen, machte dann jedoch weiter und verteilte Essen an seine Familie.
Ich muss zugeben, dass es mir richtig Spaß gemacht hat, mit den Balaurs am Tisch zu sitzen und beim Essen den Geschichten der anderen zu lauschen. Nur Felicia schwieg sich aus, sah mich aber hin und wieder wütend an.
»Gehst du mit Lissy heute Abend auch zur Beach
Weitere Kostenlose Bücher