Feuerhimmel (German Edition)
ersten Stock.
Dort trainierte er eine Stunde lang an einem Gerät nach dem anderen, bis sein T-Shirt schweißdurchtränkt war. Zum Schluss stemmte er noch seine üblichen hundertdreißig Kilo, bis er kaum noch die Arme heben konnte.
Endlich entspannt, nahm er sein Handtuch vom Haken, legte es sich um die Schultern und kehrte in sein Apartment zurück. An allen anderen Tagen joggte er. Es war ihm wichtig, dass er in Form blieb. Heute hatte er gehofft, durch das harte Krafttraining dieses ständige Verlangen nach Mattie ein bisschen mindern zu können.
Bisher hatte es leider nicht funktioniert.
Seufzend stieg Gabe aus der Dusche, zog sich Jeans und T-Shirt an und ging hinunter zu seinem Truck. Wenn Mattie den ganzen Nachmittag neben ihm saß, würde das ein höllischer Nachmittag werden. Es war nicht unbedingt spaßig, ständig scharf auf sie zu sein und zu wissen, dass er noch warten musste.
Aber morgen Abend hatte er fest vor, sie zu verführen.
Und eins wusste er genau:
Auf Mattie Baker zu warten lohnte sich.
Nach ihrem Joggen am Freitagmorgen verbrachte Mattie mehrere Stunden im Büro. Sie traf alle nötigen Vorbereitungen, um gegen Mittag gehen und die nächste Woche freinehmen zu können. Außer dass sie Angel im Krankenhaus besuchen wollte, brauchte sie die freie Zeit, um nach dem Mann zu suchen, der den Jungen so brutal zusammengeschlagen hatte.
Kurz nach zwölf fuhr sie zum Family Recovery Center hinüber. Sie hatte keine festen Arbeitszeiten, aber man war esdort gewohnt, dass sie regelmäßig vorbeikam und sich erkundigte, was zu tun sei.
„Zurzeit läuft alles wunderbar“, sagte Sophie Dominquez am Empfang, eine dreißigjährige Lateinamerikanerin mit einem Abschluss in Sozialwissenschaft.
„Wenn Sie mich nächste Woche brauchen, erreichen Sie mich am besten auf dem Handy.“
„In Ordnung. Aber Sie tun wirklich mehr als genug, wenn Sie Rosa Ramirez und ihrem Sohn helfen.“
Mattie nickte nur zum Abschied. Wieder hatte sie das Bild von Angel in der Intensivstation vor Augen, mit all den Blutergüssen und Schnitten und so blass und aufgequollen, dass er kaum zu erkennen war. Sie schluckte, um den Kloß im Hals loszuwerden. Doch sie wusste, dass sie nichts weiter tun konnte. Später würde sie noch im Krankenhaus vorbeischauen, um den Jungen zu besuchen.
Vom FRC aus fuhr sie zur Galerie Zigman, noch etwas auf ihrer To-do-Liste. Enrique und ein paar seiner Freunde hatten eine ganze Ladung Bilder dorthin gebracht, und Mattie wollte wissen, ob die Bilder des Jungen den Galeristen gefielen.
Als sie in die Galerie kam, wurde sie von Barbara Zigman begrüßt. Mit ihrem schwarzen Stachelhaar, dem kurzen weißen Rock, einem Top mit schwarz-weißem Blumenmuster und dazu einer schweren schwarzen Perlenkette sah sie sehr elegant, aber auch jugendlich aus.
„Mattie! Wie schön, Sie zu sehen.“
„Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich einfach so unangemeldet vorbeikomme. Hatten Sie denn schon Zeit, sich ein paar von Enriques Bildern anzusehen?“
„Ich hätte Sie schon längst anrufen sollen. Sal und ich haben gerade so viel um die Ohren. Aber wir haben uns die Arbeiten des Jungen angesehen, und sie sind wirklich einzigartig. Wir freuen uns wahnsinnig, dass Sie ihn uns vorgestellt haben.“
Mattie lächelte erleichtert. Sie hatte auf diese Reaktion gehofft, war sich aber nicht sicher gewesen.
„Ich werde ihm sagen, dass er herkommen soll“, schlug Mattie vor.
„Kann man ihn denn auf dem Handy erreichen?“
Doch Enrique besaß kein Handy; seine Mutter konnte es sich nicht leisten, ihm eines zu kaufen. „Ich werde ihm ausrichten, dass er Sie anrufen soll“, erwiderte Mattie. Und dann würde sie dafür sorgen, dass er ein Mobiltelefon bekam.
„Wie geht es nun weiter?“, fragte Mattie, während Barbara ihr hier und da ein neues Gemälde zeigte.
„Wenn Enrique einen Exklusivvertrag mit uns abgeschlossen hat, wollen wir eine Ausstellung mit seinen Arbeiten vorbereiten.“ Barbara lächelte. „Ich glaube, das wird ein voller Erfolg.“
Mattie erwiderte ihr Lächeln. „Das hört sich wunderbar an!“
Sie unterhielten sich noch eine Weile. Mattie versprach, dafür zu sorgen, dass Enrique in der Galerie vorbeikam. Dann nahm sie sich vor, Sid Weiss den Vertrag noch einmal vorzulegen, bevor Enrique ihn unterschrieb.
Nachdem sie das erledigt hatte, rief sie Gabe an. An diesem Nachmittag wollten sie wieder in die Gegend fahren, wo man Angel nach dem Übergriff gefunden hatte, und sich ein
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