Feuerhimmel (German Edition)
Unter den hohen Deckenbalken stand in der Ecke eine Kiste mit Kinderspielsachen, auf dem Kaffeetisch vor dem Polstersofa und denSesseln stapelten sich Kinderbücher. „Unglücklicherweise fand Vance, dass er doch lieber mit einer jungen Blondine zusammen sein möchte, die er als Sekretärin eingestellt hat.“
Mattie verzog das Gesicht, und Debbie lachte.
„Wollt ihr was trinken? Eistee vielleicht?“
„Danke, aber wir werden nicht lange bleiben“, entgegnete Gabe.
„Was kann ich denn für euch tun?“
„Ich weiß, du hast in letzter Zeit ziemlich viel durchgemacht“, begann Mattie. „Aber vielleicht hast du von den Bränden auf Gabes Baustellen gelesen?“
„Ich hab’s in den Fernsehnachrichten gesehen. Tut mir leid, Gabe, das ist ja schrecklich!“
„Wann ist Vance denn hier ausgezogen?“, erkundigte Gabe sich.
„Das ist jetzt fast einen Monat her. Ich war zu wütend, um ihn zu vermissen.“
„Als er ging, schien er da … Also in welcher psychischen Verfassung war er da? Schien er deprimiert? War er verärgert über das, was ihm passiert ist?“
„Zuerst war er glücklich. Er hatte seine junge Geliebte. Inzwischen glaube ich, dass er bereut, was er getan hat.“
„Wie sieht es mit dem Bankrott aus?“, wollte Mattie wissen. „Wie hat er das aufgenommen?“
„Er hat sich selbst die Schuld daran gegeben. Er meint, er hätte sich besser um sein Geschäft kümmern müssen.“
Gabe wechselte einen Blick mit Mattie. Wenn Gleason sich selbst dafür verantwortlich machte, hätte er keinen Grund, sich gegen seinen Hauptkonkurrenten zu wenden.
Debbie betrachtete ihn mit düsterem Gesichtsausdruck. „Sie glauben doch nicht etwa, dass Vance etwas mit den Brandstiftungen zu tun hat, oder?“
„Ehrlich gesagt, nicht. Ich denke, der Mann, der das getan hat, sitzt bereits im Gefängnis. Aber ich wollte trotzdem allen Hinweisen nachgehen.“
„Vance ist ein Mistkerl, aber er ist nicht verrückt. Außerdem will er auf keinen Fall noch mehr Ärger, als er bereits hat.“
Gabe nickte.
„Wir wollten nur deine Meinung dazu hören“, sagte Mattie. „Die Leute reagieren unterschiedlich auf Stresssituationen.“
„Wie ich schon sagte, Vance ist vielleicht im Moment ein bisschen daneben, aber er ist nicht verrückt.“
„Wir wollen Sie nicht weiter aufhalten“, sagte Gabe. „Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben!“
„Na ja … Jetzt, wo Vance nicht mehr da ist, habe ich nicht mehr so viel zu tun.“
„Ich hoffe, alles wird sich noch zum Guten wenden“, sagte Mattie.
„Wer weiß. Mal sehen. Ich glaube, Vance bereut es wirklich. Und wir sind immer noch verheiratet.“
Mattie umarmte sie zum Abschied. „Viel Glück!“
Sie verließen das Haus und gingen zum Wagen zurück.
„Wir haben getan, was wir konnten“, sagte Gabe, als er wieder hinter dem Steuer saß. „Während du dich heute Morgen angezogen hast, habe ich bei Thomas Daily angerufen und ihm von meiner Begegnung mit Carlton Webster berichtet. Ich hatte nicht den Eindruck, dass ihn das sonderlich interessiert. Die Polizei hat jetzt ihren Verdächtigen. Offensichtlich kann Clay für die Abende, an denen es gebrannt hat, kein Alibi vorweisen. Er meint, er hätte in seinem Motelzimmer geschlafen. Wenn es keine weiteren Erkenntnisse gibt, wird er im Gefängnis bleiben müssen.“
„Tut mir leid, dass es ausgerechnet dein Freund war.“
„Ich würde wirklich gern mit ihm sprechen und hören, was er dazu zu sagen hat. Aber er weigert sich, mich zu empfangen.“ Gabe steckte den Schlüssel ins Zündschloss und warf den Motor an.
„Wenigstens läuft er nicht mehr frei herum.“
„Tja, das ist ein Argument.“
„Vielleicht ist endlich alles vorbei.“
Gabe lenkte den Truck vom Straßenrand. „Vielleicht. Apropos vorbei: Dein Urlaub ist fast zu Ende. Was hältst du davon, wenn wir heute Nachmittag zu meiner Ranch fliegen und dort übernachten? Wenn sich was Neues ergeben sollte, können wir innerhalb von zwei Stunden wieder zurück sein.“
„Du hast eine Ranch?“
Er zuckte die Schultern. „Es sind nur um die tausendzweihundert Quadratkilometer. Aber da fühle ich mich wirklich zu Hause.“ Er griff nach ihrer Hand und zog sie an seine Lippen. „Ich würde es dir sehr gern zeigen.“
Eine heiße Woge durchströmte sie. In Gedanken ging sie alle Argumente durch, die gegen eine enge Beziehung mit Gabe sprachen.
„Komm schon! Es ist nur eine Nacht, wir haben es uns verdient.“
Verdammt, sie wollte so gern
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