Feuerhimmel (German Edition)
eingerahmten Fotos an der Wand im Flur. Ein Bild zeigte eine riesige Eiche, deren Äste fast bis zum Boden hinunterhingen. Ein anderes ein Feld von hohen, sich biegenden Gräsern. Ein gewundener Pfad, der ins Endlose zu führen schien, eine alte Holzscheune.
Sie blieb stehen, um die Bilder besser betrachten zu können. „Diese Fotos sind wirklich schön. Ich kann mich erinnern, dass in deinem Arbeitszimmer ähnliche Bilder hängen. Woher hast du die?“
„Sie sind von mir. Das ist so eine Art Hobby.“
Das überraschte sie ein bisschen. Dass so ein kräftiger, maskuliner Typ wie Gabe diesen feinen Sinn für den Bildaufbau besaß. „Sie sind wirklich sehr gut, Gabe.“
„Danke.“
Er war ein Mann mit vielen Talenten, musste sie feststellen – nicht nur, was seine Fähigkeiten als Liebhaber betraf. Das hatte sie nicht erwartet, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war.
Gabe führte sie weiter den Flur entlang, bis sie das große Schlafzimmer erreichten. „Ich lasse dir ein bisschen Zeit, damit du dich frisch machen kannst. Danach zeige ich dir die Ranch.“
Sie brauchte einen Moment. Ihr Herz hämmerte noch immer von diesem unglaublichen Sex, und ihre Knie fühlten sich weich an. Nach ein paar Minuten in seinem großen Badezimmer mit spanischen Fliesen erschien Mattie in Jeans, Turnschuhen und einer kurzärmeligen weißen Baumwollbluse. Gabe mustertesie kurz anerkennend. Sie machten eine Tour durchs Haus, das durchgehend im spanischen Stil gestaltet war, dann führte er sie nach draußen.
„Du hast Pferde?“, fragte sie, als sie einen wunderschönen Palomino und einen großen kräftigen Braunen entdeckte.
„Nur ein paar. Das sind Sundance und Warrior. Als Kind wollte ich immer gern ein Pferd haben, aber wir hatten kein Geld für so was. Irgendwann würde ich gern Quarter Horses züchten. Vielleicht klappt es. Man kann nie wissen.“
„Du hast mir mal erzählt, dass du deinen Vater nie kennengelernt hast. Wie war deine Mutter?“
Er presste die Lippen zusammen. „Sie war Alkoholikerin und tablettensüchtig. Als wir noch klein waren, haben uns ihre Freunde ständig geschlagen. Aber sobald Jackson alt genug war, um sich zu wehren, hatte das plötzlich ein Ende.“
„Du sagtest, dein Bruder wäre ein Preisboxer gewesen.“
„Das stimmt. Er hat bei Meisterschaften mitgemacht. Er hat zwar nie gewonnen, aber er war verdammt gut.“
„Und Devlin ist ein ehemaliger Ranger. Das sind ja harte Burschen in eurer Familie.“
Er zuckte die breiten Schultern. „Das war eine Art Überlebensnotwendigkeit.“
Mattie blieb an dem Holzzaun stehen, der die Pferdeweide umgab. „Familien wie deine … sind der Grund, warum ich im Family Recovery Center arbeite. Als ich noch zur Schule ging, hatte ich eine Freundin, deren Vater sie und ihre Mutter ständig verprügelt hat. Sie flehte mich an, niemandem etwas zu sagen, und ich habe mich daran gehalten. Diese Entscheidung habe ich immer bereut.“
„Du sagst, du bist noch zur Schule gegangen. Es war nicht dein Fehler. Wenn du dich eingemischt hättest, wäre es vielleicht sogar noch schlimmer geworden.“
„Das hatte meine Freundin damals auch gesagt.“
Gabe betrachtete sie eindringlich. „Diese Freundin war nicht zufällig Tracy Spencer, oder?“Mattie sah zur Seite.
„Wie ich sehe, stehst du weiterhin zu deinem Versprechen.“
„Sie ist immer noch nicht ganz darüber hinweg.“
„Du konntest Tracy nicht helfen, also versuchst du nun, andere Kinder vor dem gleichen Schicksal zu beschützen.“
„Das stimmt. Obwohl ins FRC hauptsächlich Familien kommen, die nicht mehr unter häuslicher Gewalt leiden, sondern versuchen sich von dem Vergangenen zu erholen.“
Sie dachte an Angel, der die Gewalttätigkeit seines Vaters überlebt hatte, nur um jetzt auf der Straße krankenhausreif geschlagen zu werden. Sie spürte wieder dieses Gewicht auf ihrer Brust.
„Ich weiß genau, woran du jetzt denkst. Wir rufen nachher im Krankenhaus an und erkundigen uns nach seinem Zustand. Angel wird sich bestimmt wieder erholen.“
Sie nickte, obwohl keiner von ihnen das genau wissen konnte.
„Aber bis dahin genießen wir es, dass wir in dieser weiten, offenen Landschaft sind.“
Er hatte recht. Sich ein paar Stunden zur Erholung zu gönnen, war kein Grund, Schuldgefühle zu entwickeln. Mattie lächelte ihn an. „Können wir reiten?“
„Ich wüsste nicht, was ich lieber täte.“ Er lachte. „Na ja, vielleicht doch. Aber im Moment sollten wir uns mit dem Reiten
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