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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Vater zu erzählen. Sie wollte wissen, wo er war und wie es ihm ging … aber sie brachte kein Wort heraus.
    Cap ging zur Tür und blieb dann stehen. »Oh, fast hätte ich es vergessen.« Er trat auf sie zu, nahm einen gefalteten Zettel aus der Brusttasche und reichte ihn ihr. Sie nahm ihn stumm, betrachtete ihn und steckte ihn in die Tasche ihres Bademantels. »Und wenn du auf diesem Pferd reitest, mußt du auf Schlangen achten«, riet er ihr. »Wenn ein Pferd eine Schlange sieht, scheut es. Jedesmal. Es –«
    Er brach ab und rieb sich die Schläfe. Einen Augenblick lang sah er ganz alt und wirr aus. Dann schüttelte er langsam den Kopf, als wollte er den Gedanken abschütteln. Er verabschiedete sich und ging.
    Als er weg war, blieb Charlie einen Augenblick stehen. Dann nahm sie den Zettel heraus und las ihn. Und jetzt sah alles ganz anders aus.
9
    Charlie, Liebes –
    Erstens: wenn du dies gelesen hast, mußt du den Zettel durch die Toilette spülen, okay?
    Zweitens: Wenn alles abläuft wie geplant – was ich hoffe –, werden wir am nächsten Mittwoch hier herauskommen. Der Mann, der dir diesen Zettel gab, arbeitet mit uns zusammen, obwohl er es nicht weiß … wenn du verstehst, was ich meine.
    Drittens: Du mußt am Mittwoch nachmittag um ein Uhr im Stall sein. Wie du das machst, ist gleich – zünde notfalls noch ein Feuer für sie an. Aber du mußt unbedingt kommen.
    Viertens, und das ist das Wichtigste: Du darfst diesem John Rainbird nicht trauen. Das bringt dich vielleicht ein wenig aus der Fassung, denn ich weiß, daß du Vertrauen zu ihm hattest. Aber er ist ein sehr gefährlicher Mann. Niemand nimmt dir übel, daß du ihm vertraut hast – Hollister sagt, daß er seine Rolle höchst überzeugend gespielt hat. Aber du mußt eins wissen: er war der Anführer der Männer, die uns bei Großvaters Hütte gefangennahmen. Hoffentlich regst du dich nicht zu sehr auf, aber wie ich dich kenne, wird das wohl der Fall sein. Es macht keine Freude festzustellen, daß andere einen für ihre Zwecke ausgenutzt haben. Hör zu, Charlie: falls Rainbird dich aufsucht – und das wird er wahrscheinlich tun – ist es sehr wichtig, daß er nicht merkt, daß sich deine Einstellung zu ihm verändert hat. Am Mittwoch wird er uns nicht mehr im Wege sein.
    Wir gehen nach Los Angeles oder Chicago, Charlie, und ich glaube, es wird mir gelingen, eine Pressekonferenz zu arrangieren. Ich rechne damit, daß ein alter Freund namens Quincey uns helfen wird, und ich glaube – ich muß es glauben –, daß er sich für uns einsetzen wird, wenn es uns gelingt, Verbindung mit ihm aufzunehmen. Man würde uns vielleicht immer noch festhalten wollen, aber wir wären wenigstens zusammen. Ich hoffe, daß du dir das genauso sehr wünschst wie ich.
    Alles wäre nicht so schlimm, wenn sie nicht die falschen Gründe dafür hätten, dich Feuer anzünden zu lassen. Wenn du Bedenken dagegen hast, wieder fortzulaufen, dann vergiß nicht, daß es das letzte Mal ist… und auch deine Mutter hätte es so gewünscht.
    Ich vermisse dich, Charlie, und hab’ dich sehr lieb.
    Dad.
10
    John?
    John der Anführer der Männer, die auf sie und ihren Vater mit Betäubungspfeilen geschossen hatten?
    John?
    Sie schüttelte den Kopf. Ein Gefühl der Verlassenheit und des Schmerzes überwältigte sie. Wenn sie ihrem Vater glaubte, hatte John sie von Anfang an belogen und betrogen, nur damit sie mit den Tests einverstanden war. Wenn sie aber weiter an John glaubte, dann war die Mitteilung, die sie zerknüllt und durch die Toilette gespült hatte, eine mit dem Namen ihres Vaters unterschriebene Lüge. Jede dieser Möglichkeiten tat weh und setzte ihr gewaltig zu. Bedeutete Erwachsensein das? Solche Schmerzen zuzufügen? So viel Leid? Wenn es so war, würde sie gerne jung sterben.
    Sie wußte noch, wie sie bei ihrem ersten Ritt auf Necromancer einmal aufgeschaut und Johns Lächeln gesehen hatte … und etwas hatte in seinem Lächeln gelegen, das ihr gar nicht gefiel. Sie erinnerte sich daran, daß sie seine Gefühle nicht hatte deuten können. Er war gegen sie wie abgeschirmt gewesen oder … oder …
    Sie versuchte, den Gedanken beiseite zu schieben,
    (oder innerlich tot)
    aber es gelang ihr nicht.
    Aber so war er nicht. Er war doch ganz anders. Seine entsetzliche Angst in der Dunkelheit. Seine Geschichte über das, was die Vietcong ihm angetan hatten. Konnte das eine Lüge gewesen sein? Wo doch sein zerstörtes Gesicht dafür sprach, daß seine Geschichte stimmte?
    Sie

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