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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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benebelt gewesen, daß es kein Wunder war, daß sie sich sein Gesicht nicht gemerkt hatte. Das wäre ihr bei jedem anderen genauso ergangen.
    Er sprach so glatt und überzeugend, daß sie ihm von Anfang an mißtraute.
    Er berichtete ihr, daß Hockstetter sich Sorgen machte, weil sie darauf bestand, ihren Vater zu sehen, bevor sie an weiteren Tests teilnahm. Charlie gab nur die Tatsache zu und schwieg im übrigen trotzig … hauptsächlich aus Angst. Wenn man so glatten Leuten gegenüber irgendwelche Dinge begründete, würden sie jedes Argument zerpflücken, bis aus Schwarz Weiß wurde und umgekehrt. Es war besser, ganz einfach seine Forderung zu stellen. Und es war sicherer.
    Aber er hatte sie in Überraschung versetzt.
    »Okay«, hatte er gesagt, »wenn du darauf bestehst.« Ihr erstauntes Gesicht muß komisch gewirkt haben, denn er lachte. »Das zu arrangieren, wird allerdings einige Zeit dauern, aber –«
    Bei den Worten »das zu arrangieren« wurde ihr Gesicht sofort wieder abweisend. »Keine Feuer mehr«, sagte sie. »Keine Tests mehr. Und wenn es zehn Jahre dauert, es zu ›arrangieren‹.«
    »Oh, so lange natürlich nicht«, sagte er ohne das geringste Anzeichen von Verstimmung. »Aber ich muß das gewissen Leuten gegenüber verantworten, Charlie. Und in einem Laden wie diesem gibt es viel Papierkrieg. Aber du brauchst vorher nicht einmal eine Kerze anzuzünden.«
    »Gut«, sagte sie mit versteinertem Gesicht und glaubte ihm kein Wort. Sie glaubte nicht, daß er irgend etwas arrangieren würde. »Ich würde es auch nicht tun.«
    »Vielleicht kann ich es bis … Mittwoch arrangieren. Ja, das wäre zu schaffen.«
    Dann hatte er plötzlich geschwiegen und den Kopf schiefgelegt, als lauschte er auf etwas, das sie nicht hören konnte. Charlie sah ihn erstaunt an und wollte schon fragen, ob ihm etwas fehle. Aber sie schwieg. Irgend etwas … irgend etwas an der Art, wie er so dasaß, kam ihr bekannt vor.
    »Glauben Sie wirklich, daß ich ihn am Mittwoch sehen kann?« fragte sie ängstlich.
    »Ich denke doch«, sagte Cap. Er saß unruhig auf seinem Stuhl und stieß einen lauten Seufzer aus. Sie sahen einander an, und er lächelte ein wenig verwirrt… auch dieses Lächeln kam ihr irgendwie bekannt vor. Völlig zusammenhanglos sagte er dann: »Dein Vater spielt doch einigermaßen Golf, nicht wahr?«
    Charlie dachte scharf nach. Soweit sie wußte, hatte ihr Vater in seinem ganzen Leben keinen Golfschläger angefaßt. Das wollte sie gerade sagen … als ihr plötzlich alles klar war.
    (Mr. Merk! Er ist wie Mr. Merk!)
    Mr. Merle war einer der leitenden Angestellten gewesen, die sich in New York an ihren Vater gewandt hatten. Ein kleiner Mann, hellblond und mit einer rosagerandeten Brille. Er war gekommen, um sich sein Selbstvertrauen stärken zu lassen, wie iie anderen Klienten auch. Er war bei einer Versicherungsgesellschaft oder einer Bank oder so was. Und Daddy hatte sich eine Zeitlang Sorgen um Mr. Merle gemacht. Es ging um ein Echo. Und es hatte etwas mit einem Buch zu tun, das Mr. Merle einmal gelesen hatte. Daddy hatte Mr. Merle beeinflußt, damit er mehr Selbstvertrauen bekam, und seitdem wurde er ganz krank, wenn er an die Geschichte dachte. Daddy sagte, daß das Echo von dieser Geschichte kam und wie ein Tennisball in seinem Kopf herumhüpfte. Es kam nie zur Ruhe, und die Erinnerung an diese Geschichte wurde immer schlimmer, bis Mr. Merle sehr krank wurde. Aber Charlie wußte, daß Daddy viel Übleres befürchtete; er hatte Angst, daß Mr. Merle sterben könnte. Deshalb mußte Mr. Merle eines Abends länger bleiben, und Daddy beeinflußte ihn, so daß er glaubte, er hätte die Geschichte nie gelesen. Und danach ging es Mr. Merle wieder gut. Daddy hoffte nur, wie er ihr einmal sagte, daß Mr. Merle niemals den Film »The Deer Hunter« sehen würde, aber er erklärte ihr nicht den Grund.
    Aber bevor Daddy Mr. Merle behandelte, hatte der so ausgesehen wie Cap jetzt.
    Sie war plötzlich ganz sicher, daß ihr Vater diesen Mann beeinflußt hatte, und gewaltige Aufregung ergriff sie. Nachdem sie, abgesehen von Johns spärlichen Berichten, nichts von ihrem Vater gehört hatte und nicht wußte, wo er sich befand, hatte sie jetzt das eigenartige Gefühl, daß ihr Vater plötzlich bei ihr im Zimmer war und ihr sagte, daß alles in Ordnung und er in der Nähe sei.
    Cap stand plötzlich auf. »Ich gehe jetzt. Aber ich komme wieder, Charlie. Und mach dir keine Sorgen.«
    Sie wollte ihn bitten zu bleiben und ihr von ihrem

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