Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Computer an, die entsprechenden Benachrichtigungen vorzunehmen. Victor Puckeridge und sein Adjutant Richard Folsom. Die neuen Anweisungen würden um Mitternacht per Telex nach Andrews abgehen, und die Maschine, die er benutzen sollte, würde einfach ohne ihn starten. Niemand, einschließlich Cap, würde etwas erfahren.
    600GOODBYE COMPUTER 600
    604 GOODBYE CAP 604
    Rainbird schob seinen Stuhl zurück. Es wäre natürlich durchaus möglich, dem ganzen Spuk schon heute abend ein Ende zu bereiten. Aber das wäre nicht überzeugend. Bis zu einem gewissen Grad konnte er sich auf das Material des Computers stützen, aber damit war nicht viel auszurichten. Man mußte sie stoppen, wenn die Sache schon ablief und die Hintergründe zu erkennen waren. Das war auch viel amüsanter.
    Sache war überhaupt zum Lachen. Während sie sich auf das Mädchen konzentriert hatten, hatte der Mann seine Fähigkeit wiedererlangt, wenn er sie je wirklich verloren hatte. Vielleicht hatte er sie die ganze Zeit nur erfolgreich vor ihnen verborgen. Wahrscheinlich nahm er schon lange keine Drogen mehr. Jetzt hatte er Cap im Griff, und es bedurfte für ihn nur noch eines Schritts, um die ganze Organisation in den Griff zu bekommen, deren Gefangener er war. Es war wirklich komisch; Rainbird wußte aus Erfahrung, daß das Ende solcher Spiele oft komisch war.
    Er wußte nicht genau, was McGee plante, aber er konnte es sich denken. Sie würden tatsächlich nach Andrews fliegen, aber Charlie würde mitkommen. Cap würde sie ohne Schwierigkeiten vom Gelände schaffen – Cap und wahrscheinlich sonst niemand auf der Welt. Sie würden nach Andrews fliegen, aber nicht nach Hawaii. Vielleicht hatte Andy die Absicht, sich nach Washington, D.C. abzusetzen. Möglicherweise wollten sie das Flugzeug auch in Durban verlassen, und Andy würde Cap darauf programmieren, ihnen einen Dienstwagen zu besorgen. In diesem Fall würden sie nach Shytown verschwinden – aber nur, um ein paar Tage später in Balkenschlagzeilen der Chicago Tribune wieder aufzutauchen. Er hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, sich überhaupt nicht einzumischen. Auch das wäre amüsant. Cap würde wahrscheinlich im Irrenhaus landen, wo er über Golfschläger und Schlangen im Gras phantasieren oder sich das Leben nehmen würde. Was die Firma anbetraf: Man brauchte sich nur einen Ameisenhaufen vorzustellen, unter dem ein Kanister mit einer Viertelgallone Nitroglyzerin steht. Keine fünf Monate, nachdem die Presse von dem seltsamen Schicksal der Familie McGee erfahren hatte, so vermutete Rainbird, würde die Firma aufhören zu existieren. Er empfand der Firma gegenüber keine Loyalität und hatte sie nie empfunden. Er war sein eigener Herr, ein verkrüppelter Söldner des Glücks, ein kupferhäutiger Todesengel. Sein Status hier interessierte ihn nicht viel mehr als Bullendreck auf einer Wiese. In diesem Augenblick galt seine Loyalität nicht der Firma.
    Sie galt Charlie. Sie beide hatten eine Verabredung. Er würde ihr in die Augen schauen und sie ihm … und es könnte passieren, daß sie gemeinsam verbrennen würden. Auch die Tatsache, daß er die Welt möglicherweise vor einer fast unvorstellbaren Katastrophe bewahrte, wenn er sie tötete, hatte in seinen Überlegungen keine Rolle gespielt. Er schuldete der Welt nicht mehr Loyalität als der Firma. Nicht nur die Firma, sondern auch die Welt hatte ihn aus einer in sich geschlossenen Wüstengesellschaft herausgerissen, die seine Rettung hätte sein können … oder ihn doch wenigstens zu einem Schnaps saufenden harmlosen Indianer gemacht, der in einer Tankstelle an der 76 Benzin verkauft oder an einem schäbigen Stand an der Straße zwischen Flagstaff und Phöenix als Eingeborenenkunst deklarierte billige Puppen verhökert.
    Aber Charlie. Charlie!
    Schon seit jener endlosen, dunklen Nacht während des Stromausfalls hatte er mit ihr eng umschlungen einen langen Todeswalzer getanzt. Was er an jenem frühen Morgen in Washington, als Wanless unter seinen Händen starb, nur vermutet hatte, war zur unumstößlichen Gewißheit geworden: das Mädchen gehörte ihm. Aber es würde ein Akt der Liebe sein, nicht der Zerstörung, weil mit fast der gleichen Sicherheit auch das Entgegengesetzte stimmte.
    Das konnte man akzeptieren. In vieler Hinsicht wünschte er sich den Tod. Und durch sie, in ihren Flammen, zu sterben, wäre ein Akt der Reue … und möglicherweise der Absolution.
    Wenn sie und ihr Vater wieder zusammen waren, würde sie zu einer geladenen

Weitere Kostenlose Bücher