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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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feststellte). In Hawaii würde es erneut eine Bestandsaufnahme geben, und auf einem weiteren Formular mußte er bestätigen, daß er die Gegenstände auch tatsächlich zurückerhalten hatte. Sie muteten ihm zu, ein seine persönliche Habe betreffendes Formular zu unterschreiben, nachdem sie seine Frau ermordet und ihn und Charlie durch das halbe Land gejagt, gekidnappt und gefangengehalten hatten. Das hielt Andy für einen recht finsteren Humor; kafkaesk. Ich möchte die Schlüssel wirklich nicht gern verlieren, dachte Andy, während er seine Unterschrift kritzelte; vielleicht brauche ich gelegentlich einen davon, um eine Flasche Soda zu öffnen.
    Stimmt’s, Jungs?
    Er erhielt auch eine von Cap säuberlich abgezeichnete Kopie des Zeitplans für diesen Mittwoch. Die Abfahrt war auf zwölf Uhr dreißig festgesetzt, und Cap würde Andy in seinem Quartier abholen. Er und Cap würden sich dann zum östlichen Kontrollpunkt begeben, wobei sie den Parkplatz C passieren mußten. Dort würden sich ihnen zwei Begleitfahrzeuge anschließen. Dann würden sie nach Andrews fahren und um etwa fünfzehn Uhr die Maschine besteigen. Zum Auftanken war nur eine Zwischenlandung vorgesehen – Durban Air Force Base in der Nähe von Chicago. In Ordnung, dachte Andy. Okay.
    Er zog sich an und wurde aktiv. Er packte seine Kleidung ein, sein Rasierzeug, Schuhe, Hausschuhe. Man hatte ihm zwei Samsonite-Koffer zur Verfügung gestellt. Er vergaß nicht, alles sehr bedächtig zu tun. Er bewegte sich mit der vorsichtigen Konzentration eines Mannes, der unter Drogen steht. Nachdem er von Cap über Rainbird informiert worden war, hatte er zuerst gehofft, mit ihm zusammenzutreffen: es wäre ein solches Vergnügen gewesen, den Mann, der Charlie den Betäubungspfeil in den Hals geschossen und sie später noch übler verraten hatte, so zu beeinflussen, daß er sich die Waffe an die Schläfe setzte und abdrückte. Aber er wollte Rainbird nicht mehr treffen. Er wollte keine Überraschungen. Die tauben Stellen in seinem Gesicht waren auf die Größe von Stecknadelköpfen geschrumpft, aber sie waren noch da – eine ständige Erinnerung daran, daß er wahrscheinlich sterben würde, wenn er seine Fähigkeit zu sehr strapazieren mußte.
    Er wollte nur, daß alles glatt ablief.
    Seine wenigen Habseligkeiten waren schnell gepackt, und jetzt konnte er sich nur noch hinsetzen und warten. Bei dem Gedanken, daß er seine Tochter bald wiedersehen würde, wurde ihm warm ums Herz.
    Auch ihm erschien die Zeit bis dreizehn Uhr wie eine Ewigkeit.
3
    Rainbird hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Er war gegen fünf Uhr morgens von Washington zurückgekommen, hatte seinen Cadillac in die Garage gefahren, und saß jetzt an seinem Küchentisch und trank eine Tasse Kaffee nach der anderen. Er wartete auf einen Anruf aus Andrews, und bevor dieser Anruf kam, konnte er sich nicht in Sicherheit wiegen. Es war theoretisch denkbar, daß Cap noch erfuhr, daß er den Computer manipuliert hatte. McGee hatte Cap Hollister zwar ganz schön durcheinandergebracht, aber dennoch sollte man ihn nicht unterschätzen.
    Gegen sechs Uhr fünfundvierzig klingelte das Telefon. Rainbird setzte seine Tasse ab, ging ins Wohnzimmer und nahm den Hörer ab. »Rainbird hier.«
    »Rainbird? Hier spricht Dick Folsom in Andrews. Adjutant von Major Puckeridge.«
    »Sie haben mich geweckt, Mann«, sagte Rainbird. »Ich wünsche Ihnen Filzläuse so groß wie Apfelsinenkisten. Das ist ein alter indianischer Fluch.«
    »Ihr Flug ist annulliert«, sagte Folsom. »Das wußten Sie wohl schon.«
    »Ja, Cap hat mich gestern abend selbst angerufen.« »Tut mir leid«, sagte Folsom. »Übliche Routine, weiter nichts.«
    »Gut, und die haben Sie eingehalten. Kann ich jetzt weiterschlafen?«
    »Ja. Ich beneide Sie.«
    Rainbird ließ das obligatorische Lachen hören und legte auf. Er ging in die Küche zurück, nahm seine Tasse, ging ans Fenster, schaute hinaus, sah nichts.
    Dabei ging ihm das Totengebet seines Volkes durch den Sinn.
4
    Cap erschien an diesem Morgen erst gegen halb elf in seinem Büro, anderthalb Stunden später als sonst. Bevor er das Haus verließ, hatte er seinen kleinen Vega von hinten bis vorne durchsucht. Während der Nacht war in ihm die Überzeugung gereift, daß es in dem Wagen von Schlangen nur so wimmelte. Für die Durchsuchung hatte er zwanzig Minuten gebraucht – er mußte sichergehen, daß sich keine Klapperschlangen oder Mokassinschlangen (oder gar etwas noch Bösartigeres und

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