Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
war ein Gefühl, als läge das Wochenende vor ihm wie ein einziges Traum vergnügen, bei dem ihm alles offenstand.
    Der Assistent kam zu ihm und fragte: »Wie fühlen Sie sich, Andy?«
    Andy sah ihn an. Es war der Mann, der ihm die Injektion verabreicht hatte – wann? Vor einem Jahr? Er strich sich mit der Handfläche über die Wange und hörte das Knistern von Bartstoppeln. »Ich fühle mich wie Rip van Winkle«, sagte er.
    Der Assistent lächelte. »Es waren nur achtundvierzig Stunden, nicht zwanzig Jahre. Wie fühlen Sie sich nun wirklich?«
    »Großartig.«
    »Normal?«
    »Was immer Sie darunter verstehen, ja. Normal. Wo ist Ralph?«
    »Ralph?« Der Assistent hob die Brauen.
    »Ja, Ralph Baxter. Ungefähr fünfunddreißig. Ziemlich groß. Mittelblondes Haar.«
    Der Assistent lachte. »Den haben Sie geträumt«, sagte er.
    Andy sah den Assistenten unsicher an. »Was habe ich?«
    »Sie haben ihn geträumt. Eine Halluzination. Der einzige
    Ralph, den ich kenne und der überhaupt irgend etwas mit den
    Lot-Sechs-Tests zu tun hat, ist ein Repetitor für Pharmakologie, Und der ist fünfundfünfzig.«
    Lange sah Andy den Assistenten schweigend an. Ralph nur eine Illusion? Nun, es könnte sein. Hierin lagen alle paranoiden Elemente eines Drogenrauschs. Ganz gewiß. Andy glaubte sich zu erinnern, daß Ralph eine Art Geheimagent war, der alle möglichen Leute umgebracht hatte. Er zeigte die Andeutung eines Lächelns. Der Assistent lächelte zurück … ein wenig zu eifrig, dachte Andy. Oder war das auch paranoid? Bestimmt war es das.
    Der Mann, der gesessen und sich unterhalten hatte, als Andy aufwachte, wurde nun aus dem Raum geleitet, wobei er Orangensaft aus einem Pappbecher trank.
    Vorsichtig fragte Andy: »Es hat sich doch niemand verletzt, oder?«
    »Verletzt?«
    »Nun – es hat doch niemand Krämpfe bekommen? Oder –«
    Der Assistent beugte sich vor und machte einen besorgten Eindruck. »Hören Sie, Andy, ich will doch hoffen, daß Sie nichts dergleichen bei Ihren Kommilitonen herumerzählen. Das könnte für Dr. Wanless bei seinem Forschungsprogramm eine Menge Scherereien bringen. Im nächsten Semester testen wir Lot Sieben und Lot Acht, und …«
    »Ist denn etwas vorgefallen?«
    »Einer der Jungs hatte eine Muskelreaktion, nicht der Rede wert, aber sehr schmerzhaft«, sagte der Assistent. »Sie war nach weniger als fünfzehn Minuten vorbei und hat ihm nicht geschadet. Aber jetzt herrscht hier die Atmosphäre eines Hexenjagd. Dann darf kein Mensch mehr zur Armee einberufen werde, man müßte die Militärakademien schließen und Dow Chemical verbieten, Leute einzustellen, weil sie Napalm produzieren … Das steht doch alles in keinem Verhältnis mehr, und im übrigen bin ich der Ansicht, daß es sich hier um ein sehr wichtiges Forschungsprojekt handelt.«
    »Wer war der Mann?«
    »Nun, das kann ich Ihnen nicht sagen. Denken Sie bitte daran, daß Sie unter dem Einfluß einer leicht halluzinogenen Droge standen. Verwechseln Sie die durch die Droge verursachten Halluzinationen bitte nicht mit der Wirklichkeit, um dann die ganze Horrorstory in der Uni zu verbreiten.«
    »Würde man das überhaupt zulassen?«
    Der Assistent sah ihn befremdet an. »Ich wüßte nicht, wie wir Sie daran hindern könnten. Jedes Testprogramm an der Universität ist nun einmal auf freiwillige Probanden angewiesen. Für lausige zweihundert Dollar können wir von Ihnen doch kaum einen Treueeid erwarten, finden Sie nicht auch?«
    Andy verspürte Erleichterung. Wenn dieser Kerl log, gab er jedenfalls eine ausgezeichnete Vorstellung. Es war alles nur eine Serie von Halluzinationen gewesen. Und auf dem Bett neben ihm begann Vicky, sich zu regen.
    »Nun, was ist?« fragte der Assistent lächelnd. »Ich denke, ich sollte eigentlich die Fragen stellen.«
    Und er stellte Fragen. Als Andy sie alle beantwortet hatte, war auch Vicky wach. Sie wirkte ausgeruht und kaum nervös und lächelte ihn strahlend an. Die Fragen waren detailliert. Viele von ihnen waren genau die Fragen, die Andy selbst gestellt hätte.
    Warum hatte er also das Gefühl, daß es sich nur um Augenwischerei handelte?
14
    Andy und Vicky saßen in einem der kleineren Aufenthaltsräume des Hauptgebäudes auf einer Couch und verglichen ihre Halluzinationen.
    Sie hatte keine Erinnerung an das, was ihm am meisten Sorgen machte: jene blutige Hand, die sich schlaff aus dem Gedränge der weißen Kittel hervorgestreckt und gegen die Karte geschlagen hatte, um dann wieder zu verschwinden.
    Andy

Weitere Kostenlose Bücher