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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dieses Geräusch immer noch hören – wenn seine Kopfschmerzen es zuließen. Seit jenem Tage hatte er nie wieder den Raum Nr. 70 im Jason-Gearneigh-Gebäude betreten, aber das Geräusch blieb ihm vertraut.
    Er hörte es häufig in seinen Träumen … und sah diese emporgereckte blutbeschmierte Hand.
18
    Fast lautlos glitt der grüne Wagen die Zubringerstraße des Flughafens entlang, um die Auffahrt zur Nordroute zu erreichen. Auf dem Fahrersitz saß Norville Bates und hielt die Hände am Lenkrad konstant auf zehn und zwei Uhr. Gedämpf und weich tönte klassische Musik aus dem UKW-Empfänger Norville Bates trug sein Haar jetzt kurz und zurückgekämmt aber die kleine halbkreisförmige Narbe an seinem Kinn hatte sich nicht verändert – an der Stelle hatte er sich als Kind an der Scherbe einer Colaflasche verletzt. Vicky hätte ihn wiedererkannt, wenn sie noch gelebt hätte.
    »Es ist noch jemand unterwegs«, sagte der Mann im blauen Anzug. Er hieß John Mayo. »Der Kerl ist nicht astrein. Außer für uns arbeitet er auch noch für den DIA.«
    »Eine ganz gewöhnliche Nutte«, sagte der dritte Mann, und alle drei lachten nervös und ein wenig zu laut. Sie wußten, daß sie den Verfolgten dicht auf der Spur waren. Sie rochen schon Blut. Der Name des dritten Mannes war Orville Jamieson, aber er zog es vor, OJ genannt zu werden, oder besser noch The Juice. Im Büro unterschrieb er seine Aktennotizen immer mit OJ. Einmal hatte er eine mit »The Juice« unterschrieben, und Cap, dieser Mistkerl, hatte ihm einen Verweis erteilt. Nicht nur mündlich, sondern einen schriftlichen Verweis, der in seine Personalakte gekommen war.
    »Du glaubst also, es ist die Nordroute?« fragte OJ.
    Norville Bates zuckte die Achseln. »Entweder die Nordroute, oder sie sind direkt nach Albany gegangen«, sagte er. »Ich habe dem Dorftrottel die Hotels in der Stadt überlassen, denn es ist schließlich seine Stadt. Ist das richtig?«
    »Natürlich«, sagte John Mayo. Er und Norville kamen gut miteinander aus. Das hatte schon eine lange Geschichte. Sie führte in den Raum 70 im Jason-Gearneigh-Gebäude zurück, und das, mein Freund, falls man Sie jemals fragen sollte, war eine haarige Angelegenheit gewesen. Etwas so Haariges wollte John nie wieder durchmachen müssen. Er war der Mann, der den Jungen mit dem Herzstillstand behandelt hatte. Zu Anfang des Krieges war er Sanitäter in Vietnam gewesen, und er wußte mit einem Defibrillator umzugehen – wenigstens theoretisch. In der Praxis hatte es nicht so gut funktioniert, und der Junge war nicht mehr zu retten gewesen. Zwölf junge Leute hatten an dem Tag Lot Sechs bekommen. Zwei von ihnen waren gestorben – der Junge mit dem Herzstillstand und ein Mädchen, das sechs Tage später in ihrer Wohnung offenbar eine plötzliche Gehirnembolie nicht überlebt hatte. Zwei andere waren unheilwar geisteskrank geworden – einer von ihnen der junge Mann, er sich die Augen ausgekratzt hatte, die andere ein Mädchen, später vom Hals an total gelähmt war. Wanless hatte behauptet, das habe psychologische Gründe, aber wer konnte das schon wissen? Es war schon ein höllisches Stück Arbeit gewesen.
    »Der Dorftrottel nimmt seine Frau mit«, sagte Norville gerade. »Sie sucht ihre Enkelin. Ihr Sohn ist mit dem kleinen Mädchen abgehauen. Natürlich geht es um Ehescheidung. Sie will die Polizei nur im Notfall verständigen, aber sie hat Angst, ihr Sohn könnte durchdrehen. Wenn sie das richtig bringt, gibt es keinen Nachtportier in der ganzen Stadt, der ihr nicht erzählt, ob die beiden bei ihm ein Zimmer genommen haben.«
    »Wenn sie es richtig vorträgt«, sagte OJ. »Bei diesen Weibern kann man das nie wissen.«
    John sagte: »Wir fahren zur nächsten Auffahrt, klar?«
    »Klar«, sagte Norville. »Noch drei bis vier Minuten.«
    »Hatten sie denn überhaupt genug Zeit, dorthin zu kommen?«
    »Ja, aber sie müssen verdammt gewetzt sein. Vielleicht erwischen wir sie schon an der Auffahrt, wenn sie dort versuchen, mitgenommen zu werden. Vielleicht haben sie auch den Weg abgekürzt und sind gleich zur Standspur runtergelaufen. In beiden Fällen brauchen wir nur weiterzufahren, bis wir sie finden.«
    »Wo soll’s denn hingehen, mein Freund, steigen Sie ein«, sagte The Juice und lachte. Er trug eine .357 Magnum im Schulterhalfter.
    »Wenn sie schon einer mitgenommen hat, Norv«, sagte John, »sind wir aber angeschissen.«
    Norville zuckte die Achseln. »Eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Es ist jetzt viertel nach

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