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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Münzen inzwischen säuberlich aufgeschichtet und verteilte sie jetzt in die entsprechenden Fächer seiner Kassette.
    »Wissen Sie«, sagte er und schloß die Schublade. Dann sah er Andy erwartungsvoll an. »Ich würde Ihnen ja fünf Dollar nachlassen, wenn Sie den Zigarettenautomaten reparieren könnten. Der funktioniert schon seit einer Woche nicht mehr.«
    Andy trat zum Automaten, der in der Ecke stand, und tat so, als ob er ihn sich ansah. Dann wandte er sich ab. »Nicht unser Fabrikat«, sagte er.
    »Pech. Aber was soll ich machen. Gute Nacht, Junge. Im Schrank liegt eine Extradecke, falls Sie sie brauchen.«
    »Prima.« Er ging. Der Kies knirschte unter seinen Füßen, und grauenhaft verstärkt drang ihm das Geräusch in die Ohren. Er ging zur Konifere hinüber, wo er Charlie zurückgelassen hatte, aber Charlie war nicht da.
    »Charlie?«
    Keine Antwort. Er ließ den Zimmerschlüssel mit dem grünen Plastiketikett von einer Hand in die andere gleiten. Beide Hände waren plötzlich schweißnaß.
    »Charlie?«
    Immer noch keine Antwort. Er versuchte sich zu erinnern, und jetzt schien es ihm, als ob der letzte Wagen, während er das Formular ausfüllte, abgebremst hatte. Vielleicht war es ein grüner Wagen gewesen.
    Sein Herz begann schneller zu schlagen, und wilder Schmerz fuhr ihm ins Gehirn. Er überlegte, was er tun sollte, wenn Charlie weg war, aber er konnte nicht denken. Zu sehr tat ihm der Kopf weh. Er …
    Von den Büschen her hörte er leises Schnauben und Schnarchen. Ein Geräusch, das er nur zu gut kannte. Er rannte hinüber, daß der Kies spritzte. Die harten Zweige der Konifere schlugen ihm um die Beine und verhakten sich in seiner Cordjacke.
    Mit fast bis ans Kinn angezogenen Knien lag Charlie hinter dem Gebüsch auf dem Rasen. Sie war fest eingeschlafen. Einer, Augenblick stand Andy mit geschlossenen Augen da. Dann rüttelte er sie wach und hoffte, daß es in dieser Nacht das letzte Mal sein würde. In dieser entsetzlich langen Nacht.
    Ihre Augenlider bewegten sich, und dann sah sie zu ihm auf. »Daddy?« fragte sie kaum verständlich und noch halb im Traum.
    »Ich habe mich nicht sehen lassen, wie du sagtest.«
    »Ich weiß, mein Kleines«, sagte er. »Ich weiß. Komm. Wir gehen schlafen.«
22
    Zwanzig Minuten später lagen sie beide im Doppelbett von Apartment 16. Charlie schlief ganz fest, und ihr Atem ging ruhig. Andy war noch wach, aber er dämmerte dem Schlaf entgegen. Nur das unablässige Hämmern in seinem Kopf hielt ihn wach. Und die vielen Fragen.
    Seit einem Jahr schon waren sie auf der Flucht. Es war fast nicht zu glauben, vielleicht deshalb nicht, weil es nicht wie Flucht ausgesehen hatte, jedenfalls nicht, als sie noch in Port City lebten. In Port City in Pennsylvania hatte er Abmagerungskurse verkauft, und dort war Charlie auch zur Schule gegangen. Und wie konnte jemand auf der Flucht sein, der einen Job hatte und dessen Tochter das erste Jahr zur Schule ging? In Port City hätte man sie fast erwischt, nicht, weil die anderen besonders gut gewesen wären (obwohl sie äußerst hartnäckig waren was Andy sehr beunruhigte), sondern weil Andy einen entscheidenden Fehler gemacht hatte: er hatte sich erlaubt, vorübergehend zu vergessen, daß sie auf der Flucht waren.
    Das konnte jetzt nicht passieren.
    Wie dicht waren sie ihnen auf den Fersen? Waren sie noch in New York? Wenn er doch nur davon ausgehen könnte, daß sie die Nummer des Taxis nicht hatten und immer noch versuchten, den Fahrer zu finden. Aber höchstwahrscheinlich waren sie in Albany und krochen über den Flughafen wie Maden über einen Fleischklumpen. Hastings Glen? Vielleicht am Morgen. Aber vielleicht auch nicht. Hastings Glen lag fünfzehn Meilen vom Flughafen entfernt. Nur nicht verrückt machen lassen.
    Ich habe es verdient, vor die Autos zu rollen, weil ich den Mann in Brand gesteckt habe! Und er hörte seine Stimme antworten: Es hätte schlimmer kommen können. Du hättest ihm das Gesicht verbrennen können.
    Geisterstimmen, die ihn verfolgten.
    Etwas anderes fiel ihm ein. Er fuhr angeblich einen Vega. Wenn der Nachtportier morgen früh vor Apartment 16 keinen geparkten Vega sah, würde er dann einfach annehmen, daß der Mann von der United Vending Company weitergefahren sei, oder würde er der Sache nachgehen? Aber jetzt konnte er nichts unternehmen. Er war total erledigt.
    Ich dachte mir doch gleich, daß etwas mit ihm nicht stimmt. Er sah so blaß und krank aus. Und er hat mit Kleingeld bezahlt. Angeblich arbeitet

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