Feuerkind
Entsetzen in sich aufsteigen. Nur vier übrig? Wovon redete Quincey?
»Soweit ich weiß, kann einer von ihnen Schlüssel verbiegen er Türen öffnen, ohne sie auch nur zu berühren.« Quinceys Stimmen klang dünn. Sie kam über Tausende von Meilen telefonkabel, über Schaltstationen und Relais und Kabelkästen in Nevada, Idaho, Colorado, Iowa. Millionen Stellen, um Quinceys Stimme mitzuschneiden.
»Tatsächlich«, sagte Andy und versuchte, in normalem Tor. fall weiterzusprechen. Und er dachte an Vicky, die manchmal das Radio aus-und das Fernsehgerät einschalten konnte, ohne ranzugehen – und Vicky war sich dieser Fähigkeit anscheinend nicht einmal bewußt.
»Oh, ja, kein Zweifel. Er ist – wie kann man es nennen? – ein dokumentierter Fall. Wenn er diese Dinge zu oft tut, bekommt er Kopfschmerzen, aber tun kann er sie. Sie haben ihn in einer kleinen Raum gesperrt, dessen Tür er nicht öffnen und desser Schloß er nicht verbiegen kann. Dort machen sie Tests mit ihm Er verbiegt Schlüssel. Er öffnet Türen. Und er soll schon fas verrückt sein.«
»Oh … mein … Gott«, sagte Andy schwach.
»Er ist Teil der Friedensbemühungen, und darum schadet ei auch nichts, wenn er verrückt wird«, fuhr Quincey fort. »Er verliert den Verstand, damit zweihundertzwanzig Millionen Amerikaner frei und sicher leben können. Verstehst du?«
»Ja«, flüsterte Andy.
»Was mit den beiden ist, die geheiratet haben? Nichts Soweit man weiß. Sie leben unauffällig in einem ruhigen Staat im Mittleren Westen, zum Beispiel Ohio. Vielleicht werden sie jährlich einmal überprüft. Damit man feststellt, ob sie auch Schlüssel verbiegen oder Türen öffnen, ohne sie zu berühren oder ob sie bei irgendeinem obskuren Straßenfest als Zauberkünstler auftreten. Gut, daß die beiden so etwas nicht können nicht wahr, Andy?«
Andy schloß die Augen und roch verbrannten Stoff. Manch mal öffnete Charlie die Kühlschranktür, schaute hinein und kroch wieder davon. Wenn Vicky gerade bügelte, schaute sie nur zum Kühlschrank hinüber, und die Tür fiel zu – ohne daß sie das Empfinden hatte, etwas Ungewöhnliches zu tun. Das war aber nur manchmal. Bei anderen Gelegenheiten schien es nicht zu funktionieren, und sie unterbrach das Bügeln und schloß die Kühlschranktür selbst (oder schaltete das Radiogerät aus oder das Fernsehgerät ein). Vicky konnte keine Schlüssel verbiegen, sie konnte nicht Gedanken lesen oder fliegen oder Feuer entfachen oder die Zukunft voraussagen. Sie konnte manchmal über das ganze Zimmer hinweg eine Tür schließen und das war’s auch schon. Manchmal, nachdem sie mehrere solche Dinge getan hatte, klagte sie über Kopfschmerzen oder einen verdorbenen Magen, wie Andy bemerkt hatte. Und Andy wußte nicht, ob es sich dabei um eine physische Reaktion handelte oder um eine Art Warnung aus dem Unterbewußtsein. Wenn sie ihre Periode hatte, war ihre Fähigkeit, diese Dinge zu tun, vielleicht ein wenig ausgeprägter. Diese Kleinigkeiten, die noch nicht einmal häufig geschahen, sah Andy mittlerweile als normal an. Was ihn selbst betraf … er konnte Menschen psychisch beeinflussen. Es gab eigentlich keinen Namen dafür. Autohypnose kam der Sache vielleicht am nächsten. Und er schaffte es nicht oft, weil er davon Kopfschmerzen bekam. An den meisten Tagen dachte er überhaupt nicht daran, daß er nicht völlig normal war und es seit jenem Tag in Raum 70 des Jason-Gearneigh-Gebäudes auch nie wieder gewesenwar.
Er schloß die Augen und sah auf dem dunklen Feld unter den geschlossenen Augenlidern jene kommaförmige Blutspur und die verstümmelten Worte COR OSUM.
»Ja, das ist ganz gut«, fuhr Quincey fort, als ob Andy ihm zugestimmt hätte. »Sonst hätte man sie in zwei kleine Räume gesperrt, wo sie die ganze Zeit arbeiten müßten, damit zweihundertzwanzig Millionen Amerikaner frei und sicher leben können.«
»Eine gute Sache«, stimmte Andy zu.
»Diese zwölf Leute«, sagte Quincey. »Vielleicht hat man diesen zwölf Leuten eine Droge gegeben, die man selbst noch nicht kannte. Es könnte sein, daß jemand – ein gewisser verrückter Doktor – sie absichtlich getäuscht hat. Oder vielleicht dachte er, daß er sie täuschte, und sie täuschten absichtlich ihn. Aber das spielt keine Rolle.«
»Nein.«
»Man gab ihnen also diese Droge, und sie hat vielleicht ihre Chromosomen ein wenig verändert. Oder sogar sehr stark.
Wer weiß. Und vielleicht haben zwei von ihnen geheiratet und beschlossen, ein Kind zu
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