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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dabei seine verdammten Zigaretten?«
    Rachel hielt sich wie ein Schulmädchen die Hand vor den Mund, kicherte und nickte. »Er hat schon eine halbe Packung geschafft.«
    Cap brummte etwas vor sich hin. Rachel ging, und er wandte sich den Unterlagen zu. Wie oft hatte er das Material während der letzten elf Monate durchgesehen? Ein dutzendmal? Zwei dutzendmal? Er kannte es schon fast auswendig. Und wenn Al recht hatte, würde er die beiden letzten McGees bis zum Ende der Woche aufgespürt haben. Bei diesem Gedanken spürte er ein heißes Prickeln der Erregung im Magen.
    Wahllos blätterte er in den Akten, zog hier einen Bogen heraus und las dort einen Bericht. Sein bewußter Verstand war auf neutral geschaltet, sein Unterbewußtsein aber lief auf hohen Touren. Was er jetzt brauchte, waren keine Einzelheiten, er mußte das Ganze in den Griff bekommen. Und diesen Griffmußte er erst finden, wie Baseballspieler sagen.
    Er fand eine Notiz von einem jüngeren Wanless (ach, waren sie nicht damals alle jünger gewesen?), die das Datum »13. September 1968« trug. Caps Augen blieben an einem Absatz hängen:
    von enormer Wichtigkeit für das weitere Studium kontrollierbarer psychischer Phänomene. Weitere Versuche mit Tieren wären unverwertbar (siehe unten 1), und, wie ich während der Gruppentreffen im Sommer schon betonte, könnten Versuche mit Sträflingen oder anderen Probanden mit von der Norm abweichendem Persönlichkeitsbild zu ernsthaften Problemen führen, falls Lot Sechs auch nur annähernd so wirksam ist, wie wir vermuten (siehe unten 2). Ich empfehle deshalb weiterhin …
    Du empfiehlst weiterhin, daß wir das Zeug an Kontrollgrup-pen von Studenten verfüttern, wobei, im Falle eines Mißerfolgs, für alle Eventualitäten Vorsorge getroffen ist, dachte Cap. Wanless hatte damals wirklich nicht lange gefackelt. Sein Motto war gewesen: Volldampf voraus, und den letzten beißen die Hunde. Man hatte zwölf Leute getestet. Zwei von ihnen waren gestorben, einer während des Tests, der andere kurz darauf. Zwei waren unheilbar geisteskrank geworden, und diese beiden waren noch dazu Krüppel – der eine war erblindet, der andere litt an einer psychotischen Lähmung, und beide waren in Maui eingesperrt, wo sie bleiben würden, bis ihr elendes Leben zu Ende war. Es blieben also noch acht. Einer von ihnen war 1972 bei einem Autounfall gestorben, einem Autounfall, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit überhaupt kein Unfall war, sondern Selbstmord. Ein anderer war 1973 vom Dach des Postamts in Cleveland gesprungen. In diesem Fall gab es keine Zweifel; der Mann hatte eine Nachricht des Inhalts hinterlassen, er könne »die Bilder in seinem Kopf nicht länger ertragen«. Die Polizei von Cleveland hatte zum Selbstmord führende Depressionen und Paranoia diagnostiziert. Cap und die Firma hatte einen tödlichen Lot-Sechs-Schock angenommen. Nun blieben noch sechs.
    Drei andere hatten zwischen 1974 und 1977 Selbstmord begangen, wonach man von vier erwiesenen Selbstmorden ausgehen konnte. Wahrscheinlich aber war die Gesamtzahl fünf. Fast die halbe Klasse, könnte man sagen. Alle vier Probanden, die nachweislich durch Selbstmord endeten, hatten einen völlig normalen Eindruck gemacht, bevor sie dann zu Schußwaffe oder Strick griffen oder sich von einem hohen Gebäude stürzten. Aber wer wußte schon, was sie vielleicht durchgemacht hatten? Wer wußte das wirklich?
    Jetzt waren also nur noch drei übrig. Seit 1977, als das Lot-Sechs-Projekt, das lange geruht hatte, plötzlich wieder brandaktuell wurde, hatte man einen Burschen namens James Richardson, der mittlerweile in Los Angeles lebte, ständig unter geheimer Überwachung gehalten. Er hatte 1969 am Lot-Sechs-Experiment teilgenommen, uid während er unter dem Einfluß der Droge stand, hatte er die gleichen erstaunlichen Fähigkeiten wie die anderen an den Tag gelegt: Telekinese, Gedankenübertragung und das vielleicht interessanteste Symptom von allen (jedenfalls vom speziellen Standpunkt der Firma aus gesehen): die gedankliche Beherrschung anderer.
    Aber, wie es auch bei den übrigen der Fall gewesen war, schienen Richardsons durch die Droge bewirkten besonderen Kräfte mit Nachlassen der Drogenwirkung völlig geschwunden zu sein. Folgeuntersuchungen in den Jahren 1971, 1973 und 1975 blieben ohne Ergebnis. Das hatte selbst Wanless zugeben müssen, und er war bei dem Thema Lot Sechs ausgesprochen fanatisch. Ständige Computer-Stichproben (und als die Sache mit McGee

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