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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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verbeulten rotweißblauen Briefkasten, auf dem an der einen Seite der Name MANDERS stand. Irv bog in eine holprige Zufahrt ein, die fast eine halbe Meile lang war.
    »Es muß ein Heidengeld kosten, hier im Winter den Schnee wegpflügen zu lassen«, meinte Andy.
    »Das mache ich selbst«, sagte Irv.
    Dann lag ein großes, aus Holz erbautes weißes Farmhaus vor ihnen. Das Gebäude war drei Stockwerke hoch, und die Fenster waren in leuchtendem Grün abgesetzt. Andy kam es vor wie eines jener Häuser, die anfangs ganz normal gebaut werden, im Laufe der Jahre aber ein bizarres Aussehen erlangen. Hinten lagen zwei Schuppen. An der Südseite hatte man ein Gewächshaus angebaut, und an der Nordseite ragte, eine breite, mit Sonnenblenden versehene Veranda hervor.
    Hinter dem Haus stand eine rot gestrichene Scheune, die schon bessere Tage gesehen hatte, und zwischen Scheune und Haus lag ein Vorhof, eine Sandfläche, auf der ein paar Dutzend Hühner gackernd einherstolzierten. Als der Wagen auf sie zufuhr, stoben sie laut schimpfend und mit ihren nutzlosen Flügeln schlagend davon. Zurück blieb ein Hauklotz mit einer tief eingeschlagenen Axt.
    Irv fuhr den Lastwagen in die Scheune, in der es angenehm nach Heu roch. Andy erinnerte sich an den Geruch aus seinen vielen Sommern in Vermont. Als Irv den Motor abstellte, war von irgendwo aus dem dunklen Inneren der Scheune ein tiefes, melodisches Muhen zu hören.
    »Sie haben eine Kuh «, sagte Charlie, und etwas wie Verzückung lag in ihrem Gesicht. »Ich höre sie.«
    »Wir haben drei«, sagte Irv. »Die du jetzt hörst, ist Bossy -ein sehr origineller Name, findest du nicht auch, Kleine? Sie glaubt, sie müßte dreimal am Tage gemolken werden. Du kannnst sie dir später ansehen, wenn dein Daddy es dir erlaubt.«
    »Darf ich, Daddy?«
    »Ich denke schon«, sagte Andy, der im Geiste schon kapitulierte. Sie hatten sich an die Straße gestellt, um eine Mitfahrgelegenheit zu finden, und statt dessen waren sie entführt worden.
    »Kommen Sie herein und lernen Sie meine Frau kennen.«
    Sie schlenderten über den Vorhof und warteten auf Charlie, die sich nicht von den Hühnern trennen konnte. Die hintere Tür öffnete sich, und eine etwa fünfundvierzigjährige Frau trat auf die Stufen hinaus. Gegen die Sonne legte sie die Hand über die Augen und rief: »Ach, du bist es, Irv. Wen hast du denn mitgebracht?«
    Irv lächelte. »Nun, die Kleine hier ist Roberta, und dieser Bursche ist ihr Daddy. Ich habe den Namen nicht ganz verstanden. Deshalb weiß ich nicht, ob wir verwandt sind.«
    Andy trat vor und sagte: »Ich heiße Frank Burton, Madam. Ihr Mann hat meine Kleine und mich zum Essen eingeladen, wenn es keine Mühe macht. Wir freuen uns, Sie kennenzulernen.«
    »Ich auch«, sagte Charlie, die an den Hühnern mehr interessiert war als an der Frau – wenigstens im Augenblick.
    »Ich bin Norma Manders«, sagte die Frau. »Treten Sie näher. Sie sind willkommen.«
    Aber Andy bemerkte den erstaunten Blick, den sie ihrem Mann zuwarf.
    Dann betraten sie das Haus durch einen Eingang, in dem bis in Kopfhöhe Brennholz aufgestapelt war, und erreichten eine riesige Küche, in der ein großer Holzofen und ein langer, mit einem rot-weiß karierten Wachstuch bedeckter Tisch besonders ins Auge fielen. In der Luft lag ein Geruch von Obst und Paraffin. Es riecht nach Einmachen, dachte Andy.
    »Frank hier und seine kleine Tochter sind auf dem Weg nach Vermont«, sagte Irv. »Ich dachte, es würde ihnen nicht schaden, wenn sie unterwegs einmal eine gute, warme Mahlzeit bekämen.«
    »Natürlich nicht«, pflichtete die Frau ihrem Mann bei. »Aber wo haben Sie denn Ihren Wagen, Mr. Burton?«
    »Nun –« druckste Andy und schaute zu Charlie hinüber, aber sie würde ihm nicht helfen können; sie ging mit ihren kleinen Schritten in der Küche auf und ab, und mit der unverstellten Neugier eines Kindes schaute sie sich alles an.
    »Frank hatte ein paar Schwierigkeiten«, sagte Irv und sah seine Frau direkt an. »Aber darüber müssen wir nicht unbedingt reden. Nicht jetzt.«
    »Wie du meinst«, sagte Norma. Sie hatte ein angenehmes, offenes Gesicht – eine hübsche Frau, die es gewöhnt war, hart zu arbeiten. Ihre Hände waren rot und rissig. »Ich habe Hühnerfleisch und könnte einen schönen Salat zusammenstellen. Und dann ist da noch reichlich Milch. Magst du gern Milch, Roberta?«
    Charlie drehte sich nicht um. Sie fühlt sich mit dem Namen nicht angesprochen, dachte Andy. Mein Gott, dies wird immer

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