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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vertragen«, sagte Andy.
    »Okay.«
    Irv holte zwei Dosen Utica Club aus dem Kühlschrank, öffnete sie, stellte Andys Dose auf den Tisch und seine auf die Anrichte. Dann nahm er eine Schürze vom Haken neben der Spüle und band sie um. Die Schürze war rot und gelb, und der Saum hatte Rüschen, aber irgendwie gelang es ihm, nicht lächerlich auszusehen.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte Andy.
    »Nein. Ich weiß, wo alles hingehört«, sagte Irv. »Fast alles wenigstens. Von Woche zu Woche räumt sie allerdings um. Keine Frau hat es gern, wenn ihr Mann sich in ihrer Küche auskennt. Sie wollen zwar, daß man ihnen hilft, aber sie lassen sich lieber fragen, wo der Kochtopf hingehört oder der Lappen seinen Platz hat.«
    Andy, der sich an seine Tage als Vickys Küchenlehrling erinnerte, lächelte und nickte.
    »Es ist nicht gerade meine Stärke, mich um anderer Leute Angelegenheiten zu kümmern«, sagte Irv, während er Wasser einlaufen ließ und ein Spülmittel hinzufügte. »Ich bin Farmer, und, wie ich Ihnen schon sagte, hat meine Frau an der Ecke Baillings Road und Albany High Street ein kleines Souvenirgeschäft. Wir leben hier schon fast zwanzig Jahre.«
    Er drehte sich zu Andy um.
    »Aber als ich Sie beide dort hinten an der Straße stehen sah, wußte ich sofort, daß etwas nicht stimmte. Ein erwachsener Mann und ein kleines Mädchen sieht man selten als Anhalter. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Andy nickte und trank einen Schluck von seinem Bier.
    »Außerdem sah es so aus, als seien Sie gerade aus dem Slumberland gekommen, aber sie hatten kein Reisegepäck, noch nicht einmal ein Köfferchen. Da beschloß ich weiterzufahren. Dann hielt ich an. Weil … nun, sich um anderer Leute Angelegenheit zu kümmern, ist eine Sache, etwas Bedürftiges zu sehen und einfach wegzuschauen, eine andere.«
    »Den Eindruck hatten Sie also? Sahen wir so schlimm aus?«
    »Zuerst«, sagte Irv, »jetzt nicht mehr.« Er spülte sorgfältig das bunt zusammengewürfelte alte Geschirr und stellte es zum Ablaufen in einen Drahtkorb. »Jetzt weiß ich einfach nicht, wie ich Sie beide einschätzen soll. Mein erster Gedanke war, daß Sie es sein müssen, hinter denen die Polizisten her sind.« Er sah, wie Andys Gesichtsausdruck sich veränderte und ruckartig das Bier absetzte. »Ich vermute, daß Sie es sind«, sagte er leise. »Ich hoffte, daß es nicht der Fall ist.«
    »Welche Polizisten?« fragte Andy heiser.
    »Sie haben um Albany herum alle Ausfallstraßen abgeriegelt«, sagte Irv. »Wenn wir auf Route 40 noch sechs Meilen weitergefahren wären, hätte man uns an der Sperre bei der Kreuzung mit Route neun gestoppt.«
    »Und warum sind Sie dann nicht einfach weitergefahren?« fragte Andy. »Dann wäre die Sache für Sie erledigt gewesen. Sie hätten nichts mehr damit zu tun.«
    Irv machte sich nun über die Töpfe her. Dann wühlte er im Wandschrank über der Spüle herum. »Was habe ich gesagt? Ich kann den berühmten Topfschrubber nicht finden … Moment, hier ist er … Warum ich nicht einfach weitergefahren bin? Vielleicht wollte ich meine natürliche Neugier befriedigen.«
    »Sie wollen also ein paar Fragen beantwortet haben?«
    »Jede Menge«, sagte Irv. »Ein erwachsener Mann und ein kleines Mädchen, die ein Auto anhalten wollen. Das kleine Mädchen hat nicht mal eine Tasche, und die Polizei ist hinter den beiden her. Also habe ich eine Idee. Gar nicht mal so weit hergeholt. Ich denke also, hier ist vielleicht ein Daddy, der seine kleine Tochter haben wollte, obwohl sie ihm nicht zugesprochen wurde. Also hat er sie entführt.«
    »Das hört sich für mich aber sehr weit hergeholt an.«
    »Das passiert doch jeden Tag, Frank. Und ich denke, das hat der Mami nicht gefallen, und sie hat Daddy angezeigt. Dann gab es einen Haftbefehl, und nun wird Daddy gesucht. Das würde diese Straßensperren erklären. Eine Fahndung von solchem Umfang gibt es nur bei Kapitalverbrechen … oder Entführung.«
    »Sie ist meine Tochter, aber ihre Mutter hat uns nicht die Polizei auf den Hals gehetzt. Ihre Mutter ist seit einem Jahr tot.«
    »Na ja, ich hatte die Idee inzwischen selbst schon auf den Misthaufen geworfen«, sagte Irv. »Man braucht kein Detektiv zu sein, um zu erkennen, daß ihr beiden euch recht gut versteht. Ganz gleich, was sonst noch im Spiel sein mag, es sieht nicht so aus, als hätten Sie das Mädchen gegen seinen Willen bei sich.«
    Andy sagte nichts.
    »Hier sind wir also bei meinem Problem angelangt«, sagte Irv. »Ich habe

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