Feuerkind
schöner.
»Kleines!« sagte er laut,
Sie drehte sich jetzt um und lächelte ein wenig zu breit. »Oh, ja, ich trinke sehr gern Milch.«
Andy sah den warnenden Blick, den Irv seiner Frau zuwarf: Keine Fragen , jetzt nicht. Andy war ganz verzweifelt. Was immer von ihrer Geschichte noch übriggeblieben war … jetzt war alles ein einziges Durcheinander. Aber es blieb ihm nichts übrig, als sich zum Essen an den Tisch zu setzen und abzuwarten, was Irv Manders im Sinn hatte.
9
»Wie weit sind wir vom Motel entfernt?« fragte John Mayo. Ray sah auf den Tachometer. »Siebzehn Meilen«, sagte er und fuhr rechts ran. »Das ist weit genug.«
»Aber vielleicht –«
»Nein, wir hätten sie schon längst einholen müssen. Wir werden zurückfahren und uns mit den anderen treffen.«
John schlug mit dem Handballen auf das Armaturenbrett. Diese verdammte Reifenpanne! »Bei diesem Job haben wir von Anfang an Pech gehabt, Ray. Ein Intelligenzler und ein kleines Mädchen. Und dennoch verfehlen wir sie ständig.«
»Nein, ich glaube, wir haben sie«, sagte Ray und griff nach seinem Walkie-Talkie. Er zog die Antenne heraus und hielt sie aus dem Fenster. »In einer halben Stunde haben wir die ganze Gegend abgeriegelt. Und ich wette, bevor wir ein Dutzend Häuser überprüft haben, erkennt jemand diesen Lastwagen. Modell aus den späten Siebzigern, dunkelgrüner International Harvester, Vorrichtung zum Anbringen eines Schneepflugs, hölzerne Seitenstäbe an der Ladefläche, um hohe Ladung aufzunehmen. Ich glaube immer noch, daß wir sie vor Einbruch der Dunkelheit haben.«
Wenig später sprach er mit Al Steinowitz, der sich gerade dem Slumberland-Motel näherte. Al verständigte seine Agenten entsprechend. Bruce Cook erinnerte sich daran, den Wagen in der Stadt gesehen zu haben. OJ ebenfalls. Er hatte vor dem A&P-Laden geparkt.
Al schickte sie in die Stadt zurück, und eine halbe Stunde später wußten sie alle, daß der Lastwagen, der die Flüchtigen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mitgenommen hatte, Irving Manders, RFD No. 5, Baillings Road, Hastings Glen, New York, gehörte.
Es war kurz nach zwölf Uhr dreißig.
10
Das Essen war sehr gut. Charlie aß wie ein Pferd – drei Portionen Hühnerbraten mit Soße, eines von Norma Manders’ heißen Brötchen, eine Schüssel Salat und drei von ihren selbst eingelegten Dillgurken. Sie schlössen die Mahlzeit mit einigen Scheiben heißem Apfelkuchen sowie ein paar Ecken Cheddarkäse ab – wozu Irv seine Meinung beisteuerte: »Apfelkuchen ohne Käse ist wie ein Kuß ohne Umarmung.« Das trug ihm einen liebevollen Rippenstoß von seiner Frau ein. Irv rollte mit den Augen, und Charlie lachte. Andy war über seinen eigenen Appetit erstaunt. Charlie rülpste und nahm schuldbewußt die Hand vor den Mund.
Irv lächelte sie an. »Draußen ist mehr Platz als drinnen, Kleine.«
»Wenn ich noch mehr esse, platze ich«, antwortete Charlie. »Das sagte meine Mutter früher … ich meine, das sagt meine Mutter immer.«
Andy lächelte müde.
»Norma«, sagte Irv und stand auf, »warum gehst du mit der Kleinen nicht raus und fütterst die Hühner?«
»Ich muß das Geschirr spülen«, sagte Norma.
»Das erledige ich schon«, sagte Irv. »Ich möchte mich ein wenig mit Frank unterhalten.«
»Möchtest du gern die Hühner füttern?« fragte Norma.
»Oh, ja.« Charlies Augen strahlten.
»Nun, dann komm. Hast du eine Jacke? Es ist kühl geworden.«
»Hmm …« Charlie sah Andy an.
»Du kannst einen Pullover von mir anziehen«, sagte Norma. Wieder diese Blicke zwischen ihr und Irv. »Roll die Ärmel ein wenig hoch, dann geht’s schon.«
»Okay.«
Norma holte eine alte Wolljacke und einen zerschlissenen weißen Pullover, in dem Charlie fast ertrank, obwohl sie die Ärmel viermal aufgerollt hatte.
»Hacken sie?« fragte Charlie, ein wenig nervös.
»Nur nach ihrem Futter, Honey.«
Sie gingen hinaus und schlössen hinter sich die Tür. Man hörte Charlie immer noch plappern. Andy schaute Irv Manders an, und Irv hielt seinen Blicken gelassen stand.
»Möchten Sie ein Bier, Frank?«
»Ich heiße nicht Frank«, sagte Andy. »Ich vermute, daß Sie das wissen.«
»Das stimmt. Und wie lautet nun Ihr Titel?«
Andy sagte: »Je weniger Sie wissen, um so besser für Sie.«
»Also gut«, sagte Irv, »ich nenne Sie einfach Frank.« Schwach hörten sie von draußen Charlies entzücktes Quietschen. Norma sagte etwas, und Charlie stimmte ihr offenbar zu.
»Ich könnte schon ein Bier
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