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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Leitung der Operation – und damit auch die Verantwortung – an Al abgegeben und war sehr erleichtert. Er stellte noch eine Frage im Zusammenhang mit der örtlichen und der Staatspolizei, die bei der Aktion hinzugezogen worden waren.
    »Wir sagen den Leuten vorläufig noch nichts«, sagte AI. »Wenn wir sie kriegen, können sie ihre Straßensperren einpacken. Wenn nicht, sollen sie sich auf das Zentrum des abgesperrten Gebiets zubewegen. Aber, unter uns, wenn wir sie mit sechzehn Mann nicht schaffen, schaffen wir sie überhaupt nicht, Norv.«
    Norv spürte den leisen Vorwurf und schwieg. Er wußte, daß es besser wäre, die beiden ohne fremde Einmischung zu greifen, denn Andy McGee sollte einen bedauerlichen Unfall erleiden. Einen tödlichen Unfall. Wenn keine Blaukittel herumlungerten, konnte das um so diskreter über die Bühne gehen.
    Vor ihm und Al ließ OJ die Bremslichter seines Wagens kurz aufleuchten und bog in den Feldweg ein. Die anderen folgten.
12
    »Mir ist das alles schleierhaft«, sagte Norma. »Roberta … Charlie. Nun beruhige dich doch.«
    »Sie verstehen es nicht«, sagte Charlie. Ihre Stimme klang schrill und doch wie erstickt. Es machte Irv ganz nervös, sie anzusehen. Sie machte ein Gesicht wie ein Kaninchen in der Schlinge. Sie riß sich von Normas Arm los und rannte zu ihrem Vater hinüber, der ihr die Hände auf die Schultern legte.
    »Ich glaube, sie wollen dich töten, Daddy.«
    »Was?«
    »Dich töten«, wiederholte sie. In panischer Angst starrte sie ihn an. Ihre Lippen zuckten. »Wir müssen weg, wir müssen-«
    Heiß. Zu heiß hier drinnen.
    Er schaute nach links. An der Wand zwischen Ofen und Spüle hing ein Zimmerthermometer, wie man es bei jedem Versandhaus kaufen kann. Es hatte unten einen roten Plastikteufel mit einer Forke, der grinste und sich die Stirn wischte. Unter seinen gespaltenen Hufen stand: HEISS GENUG FÜR EUCH? Das Quecksilber im Thermometer stieg langsam an, ein drohend erhobener roter Finger.
    »Ja, genau das wollen sie tun«, sagte Charlie. »Dich töten, dich töten, wie sie es mit Mami getan haben. Bring mich weg, ich will nicht, ich will nicht, daß es wieder passiert. Ich will nicht. . .«
    Sie wurde immer lauter. Und unablässig stieg die Quecksilbersäule.
    »Charlie? Paß auf!«
    Ihre Augen flackerten nicht mehr so sehr. Norma lehnte sich ganz eng an ihren Mann.
    »Irv … was -?«
    Aber Irv war Andys Blick zum Thermometer nicht entgangen, und plötzlich wußte er, daß Andys Geschichte stimmte. Im Raum war es wärmer geworden. So warm, daß man schwitzte. Das Quecksilber im Thermomoter stand bei über dreißig Grad.
    »Heiliger Himmel«, sagte Irv heiser. »Hat sie das getan, Frank?«
    Andy ignorierte ihn. Seine Hände lagen noch auf Charlies Schultern. Er sah ihr in die Augen. »Charlie, glaubst du, es ist zu spät? Was sagt dir dein Gefühl?«
    »Ja«, sagte sie, und ihr Gesicht war leichenblaß. »Sie sind schon auf dem Feldweg. Oh, Daddy, ich habe Angst.«
    »Du könntest sie aufhalten«, sagte er ruhig.
    Sie sah ihn an.
    »Ja«, sagte er.
    »Aber – Daddy –, es ist etwas Böses. Ich weiß es. Ich könnte sie töten.«
    »Ja«, sagte er.
    »Jetzt ist wahrscheinlich die Frage, ob man tötet oder getötet wird. Soweit ist es wohl gekommen.«
    »Ist es dann nichts Böses?« Ihre Stimme war kaum zu hören.
    »Doch«, sagte Andy. »Es ist böse. Mach dir nur nichts vor. Und tu’s nicht, wenn du es noch kontrollieren kannst. Nicht einmal für mich.«
    Sie schauten einander in die Augen. Andys Augen müde, blutunterlaufen und erschrocken. Charlies Augen weit aufgerissen, wie hypnotisiert.
    Sie sagte: »Wenn nun doch … etwas passiert … hast du mich dann noch lieb?«
    Träge stand die Frage zwischen ihnen im Raum.
    »Charlie«, sagte er, »ich werde dich immer liebhaben. Ganz gleich, was geschieht.«
    Irv war ans Fenster getreten und kam jetzt wieder zu den anderen. »Ich glaube, ich habe mich zu entschuldigen«, sagte er. »Da kommt eine ganze Wagenkolonne den Weg herauf.
    Wenn Sie wollen, helfe ich Ihnen. Ich habe mein Jagdgewehr.« Aber er sah ängstlich aus, fast krank.
    Charlie sagte: »Sie brauchen Ihr Gewehr nicht.«
    Sie entzog sich den Händen ihres Vaters und trat an den Ausgang. In Normas weißem Strickpullover sah sie noch kleiner aus. Sie ging nach draußen.
    Nach kurzem Zögern folgte Andy ihr. Sein Magen fühlte sich wie gefroren an, als hätte er einen ganzen Eisblock verschluckt. Das Ehepaar Manders blieb in der Küche zurück. Andy

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