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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Ping-Pong Tisch und ein übergroßes Brett für Backgammon. Weitere Brettspiele lehnten an der Wand, und einige sehr große Bücher waren an einem niedrigen Tisch, den Vicky selbst gebaut hatte, auf gereiht. Eine Wand war ganz mit Taschenbüchern dekoriert, und an den übrigen Wänden hingen, teils gerahmt, einige von Vicky gestrickte, kleinere Wandbehänge in afghanischem Stil. Sie witzelte manchmal, daß sie eine starke Begabung für die kleine Form, aber einfach nicht die Ausdauer habe, eine ganze verdammte Decke zu stricken. In einem Kinderschrank bewahrte Charlie ihre Bücher auf, in exakter alphabetischer Reihenfolge, was Andy ihr zwei Jahre vorher an einem kalten, schneereichen Winterabend beigebracht hatte. Sie war heute noch davon fasziniert.
    Ein schönes Zimmer.
    Ein leeres Zimmer.
    Er redete sich ein, erleichtert zu sein. Das Vorgefühl, die Vorahnung, oder wie man es auch nennen wollte, war Einbildung gewesen. Vicky war ganz einfach nicht zu Hause. Er schaltete das Licht aus und ging in den Wäscheraum zurück.
    Die Waschmaschine, ein Modell, das von vorn gefüllt wurde, und das sie für sechzig Dollar auf einer Versteigerung erworben hatten, stand noch immer offen. Ohne nachzudenken, ähnlich wie er eine Prise des verstreuten Salzes hinter sich geworfen hatte, schloß er die Klappe. Am Glasfenster des Geräts klebte Blut. Nicht viel. Nur drei oder vier Tropfen. Aber es war Blut.
    Andy starrte darauf. Hier unten war es kühler. Zu kühl. Hier unten war es wie im Leichenschauhaus. Jetzt sah er, daß auch auf dem Fußboden Blut war. Es war noch nicht einmal getrocknet. Ein kleines Geräusch, ein leises und doch schreiendes Flüstern drang ihm aus der Kehle.
    Er durchforschte den Wäscheraum, der nicht viel mehr war als eine weißgetünchte Nische. Er öffnete den Wäschekorb. Nur eine einzelne Socke lag darin. Er schaute in das kleine Fach unter der Spüle. Nichts außer Waschpulver und Weichspüler und anderen Reinigungsmitteln. Er sah unter der Treppe nach. Nichts als Spinnweben und das Plastikbein einer von Charlies älteren Puppen – dieses abgerissene Glied, das Gott weiß wie lange hier unten gelegen und darauf gewartet hatte, wiedergefunden zu werden.
    Er öffnete die Tür zwischen der Waschmaschine und der Trockenschleuder, und krachend fiel das große Bügelbrett auf den Fußboden, und dort, mit hochgebundenen Beinen, so daß »ihre Knie dicht unter dem Kinn lagen, mit geöffneten, blicklosen Augen und tot, hockte Vicky Tomlinson McGee, mit einem “Putzlappen geknebelt. Der dicke, widerliche Geruch von Möbelpolitur lag in der Luft.
    Andy gab ein dumpfes, ersticktes Geräusch von sich und stolperte zurück. Er fuchtelte mit den Händen, als wolle er diese schreckliche Vision vertreiben, und mit einer traf er die Schaltleiste der Schleuder, die sich heulend in Bewegung setzte. Die Wäsche im Gerät wurde mit einem klickenden Geräusch umgewälzt. Andy kreischte. Und dann rannte er. Er rannte die Treppen hoch in die Küche, wo er stolperte und mit dem Kopf aufschlug. Schweratmend richtete er sich wieder auf.
    Das Bild kam zurück. Es wurde in Zeitlupe wiederholt wie eine Torszene bei einer Fußballübertragung. Es sollte ihn später noch oft bis in seine Träume verfolgen. Die Tür, die sich öffnete, . das Bügelbrett, das krachend auf den Fußboden schlug, mit einem Geräusch, das ihn irgendwie an eine Guillotine erinnerte, und dann seine zusammengekauerte Frau mit einem Lappen im Mund, der zum Polieren der Möbel gebraucht worden war. Es kam in einer Art totaler Erinnerung zurück, und er wußte, daß er wieder schreien würde, und schlug sich mit dem Unterarm gegen den Mund, biß hinein, und sein Schrei war nur als ersticktes Winseln zu hören. Zweimal tat er es, und etwas fuhr aus ihm heraus, und er war wieder ruhig. Es war die trügerische Ruhe eines schweren Schocks, aber sie war nützlich. Die dumpfe Angst und das allgemeine Entsetzen fielen ab. Das Pochen in seiner rechten Hand war weg, und der Gedanke, der sich jetzt in seinen Kopf schlich, war so kalt wie die Ruhe, die sich über ihn gelegt hatte, so kalt wie der Schock, und dieser Gedanke hieß CHARLIE.
    Er stand auf und ging ans Telefon. Dann wandte er sich wieder der Treppe zu. Er blieb einen Augenblick oben stehen und biß sich auf die Lippen. Dann gab er sich einen Ruck und stieg nach unten. Die Schleuder lief und lief. Es waren nur ein paar Jeans darin, und es war der große Messingknopf am Verschluß, der dieses klickende

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