Feuerkind
Mrs. Bacon zu, die ihren Mann verloren hatte und seitdem mit dem Wodka verheiratet war – und so sah sie auch aus; die Flitterwochen mit diesem Herrn spielten ihrem Gesicht und ihrer Figur übel mit.
Man grüßte die beiden Mädchen mit dem Jaguar, die das Haus Ecke Jasmin Street und Lakeland Avenue gemietet hatten – und überlegte, wie es wohl wäre, mit den beiden eine Nacht zu verbringen. Mit Mr. Hammond in der Laurel Lane, der ständig seine Hecke beschnitt und der bei IBM arbeitete, unterhielt man sich unter dem unablässigen Surren der elektrischen Heckenschere über Baseball. Er stammte aus Atlanta und war fanatischer Anhänger der Atlanta Braves. Er haßte die Big Red Machine von Cincinnati, was ihn in der Nachbarschaft nicht gerade beliebt machte. Aber das kümmerte Hammond nicht. Ihn interessierte eher seine nächste Gehaltsaufbesserung bei IBM.
Aber es ging nicht um Mr. Hammond. Es ging nicht um Mrs. Bacon, und es ging auch nicht um die beiden Puppen in ihrem weißen Jaguar mit der roten Grundierung um die Scheinwerfer. Es ging einfach darum, daß das Gehirn sich im Unterbewußtsein seine eigene Vorstellung bildete: Leute, die nach Lakeland gehören.
Aber in den Monaten, bevor Vicky getötet und Charlie aus dem Haus der Dugans entführt wurde, waren Leute dort gewesen, die dieser Vorstellung nicht entsprachen. Aber dann hatte Andy nicht mehr an sie gedacht. Er sagte sich, daß es albern wäre, Vicky zu beunruhigen, bloß weil er sich von dem Gespräch mit Quincey hatte verrückt machen lassen.
Die Leute in dem hellgrauen Lieferwagen. Der Rothaarige, den er eines Abends hinter dem Steuer eines AMC Matador hatte hocken sehen und an einem anderen Abend, etwa zwei Wochen später, hinter dem Steuer eines Plymouth Arrow, und zehn Tage danach auf dem Beifahrersitz des grauen Lieferwagens. Zu viele Handelsvertreter kamen an die Tür. Es hatte
Abende gegeben, an denen sie von einem Ausflug zurückgekommen waren oder von einem Kinobesuch mit Charlie, um das jüngste Disney-Epos zu sehen, da er das Gefühl hatte, daß jemand in der Wohnung gewesen war, daß nicht alles genau an seinem Platz lag.
Das Gefühl, beobachtet zu werden.
Aber er hatte geglaubt, daß sie es beim Beobachten belassen würden. Das war sein alberner Fehler gewesen. Er war immer noch nicht ganz davon überzeugt, daß es sich bei ihnen um Panik gehandelt hatte. Vielleicht hatten sie Charlie und ihn erwischen und Vicky töten wollen, da sie relativ nutzlos war -wer brauchte denn schon eine Telepathin minderer Qualität, deren großer Trick darin bestand, vom anderen Ende des Zimmers aus den Kühlschrank zu schließen? Dennoch ließ ihr brutales und überstürztes Vorgehen ihn vermuten, daß Charlies überraschendes Verschwinden sie dazu veranlaßt hatte, schneller als geplant zu handeln. Wäre Andy untergetaucht, hätten sie vielleicht noch stillgehalten. Aber es war Charlie gewesen, und Charlie war es auch, an der sie eigentlich interessiert waren. Davon war Andy jetzt überzeugt.
Er stand auf, reckte sich und hörte dabei seine Gelenke knacken. Zeit, ins Bett zu gehen. Zeit, nicht mehr diese alten, schmerzlichen Erinnerungen zu wälzen. Er wollte sich nicht für den Rest seines Lebens wegen Vickys Tod Vorwürfe machen. Er war schließlich nur Mitwisser. Und so lange mochte der Rest seines Lebens nun auch wieder nicht dauern. Die Vorgänge auf der Veranda der Mandersfarm hatte Andy gut begriffen. Sie hatten ihn umbringen wollen. Jetzt wollten sie nur noch Charlie.
Er ging ins Bett, und nach einer Weile schlief er ein. Er hatte keine schönen Träume. Immer wieder sah er die Flammen über den festgetretenen Boden des Vorhofs rasen, sah sie sich teilen und einen Zauberring um den Hauklotz herum bilden, sah die Hühner in Flammen aufgehen wie lebende Brandsätze. Im Traum spürte er die Hitzehülle um sich, die immer heißer Wurde.
Sie hatte gesagt, sie wollte kein Feuer mehr anzünden.
Und das war vielleicht auch besser.
Manchmal hatte Andy McGee Gefühle – Vorahnungen von ungewöhnlicher Intensität. Seit dem Experiment im Jason-Gearneigh-Gebäude. Er wußte nicht, ob es sich um eine schwach ausgeprägte Fähigkeit handelte, die Zukunft vorauszusehen, aber er hatte gelernt, sich auf seine Vorahnungen zu verlassen, wenn sie sich einstellten.
Am Mittag jenes Augusttages 1980 hatte er eine böse Vorahnung.
Es begann während des Mittagessens in der Fakultätskantine im obersten Stock des Unionsgebäudes. Er hatte mit Ev OBrian, Bill
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