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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Aufschrift ABFÄLLE und stürzte in ein wildes Durcheinander von Sandwichtüten, Bierdosen, Zigarettenkippen und leeren Sodaflaschen.
    »Oh, Daddy, hatte ich eine Angst«, sagte Charlie und fing an zu weinen.
    »Der Wagen steht gleich da drüben. Siehst du ihn?« hörte Andy sich sagen. »Steig ein, ich komme gleich nach.« »Ist Mami hier?«
    »Nein. Aber steig jetzt ein, Charlie.« Damit konnte er sich jetzt nicht befassen. Jetzt mußte er sich irgendwie mit den Zeugen befassen.
    »Was, zum Teufel, ist hier los?« rief der Mann vom Informationsstand entsetzt.
    »Meine Augen«, schrie der Mann, der Charlie den Revolver an die Schläfe gehalten hatte. »Meine Augen, meine Augen. Was hast du mit meinen Augen gemacht, du Hurensohn?« Er stand auf. An einer Hand klebte Sandwichpapier. Er wankte davon, auf den Informationsstand zu, und der Mann in Bluejeans rannte wieder in seine Bude.
    »Geh jetzt, Charlie.«
    »Kommst du nicht auch, Daddy?«
    »Ja, in einer Sekunde. Und nun geh.«
    Andy ging an dem schlafenden Agenten vorbei, dachte kurz an dessen Revolver und beschloß, ihn liegenzulassen. Er ging zu dem jungen Paar am Picknicktisch hinüber. Nur nicht übertreiben, sagte er sich. Nur ganz leicht. Nur anticken. Bloß kein Echo hervorrufen. Es geht darum, diesen Leuten nicht zu schaden.
    Grob riß die junge Frau ihr Baby aus dem Kindersitz, so daß es aufwachte. Es fing an zu weinen. »Bleiben Sie mir vom Leibe, Sie Wahnsinniger!« sagte sie.
    Andy sah den Mann und seine Frau an.
    »Das ist alles nicht so schlimm«, sagte er und stieß zu. Erneuter Schmerz legte sich wie eine riesige Spinne auf seinen Hinterkopf … und drang tief ein.
    Der junge Mann schien erleichtert. »Na, Gott sei Dank.«
    Seine Frau brachte nur ein kleines Lächeln zustande. Bei ihr hatte es nicht so sehr gewirkt; ihr mütterliches Empfinden war geweckt worden.
    »Ein hübsches Kind haben Sie da«, sagte Andy. »Ein kleiner Junge, nicht wahr?«
    Der Blinde stolperte und knallte mit dem Kopf gegen den Türpfosten des roten Pinto, der wahrscheinlich den beiden Mädchen gehörte. Er heulte auf. Von seiner Schläfe floß Blut. »Ich bin blind!« schrie er wieder.
    Das vorsichtige Lächeln der jungen Frau war jetzt strahlend. »Ja, ein Junge«, sagte sie. »Er heißt Michael.«
    »Hallo, Mike«, sagte Andy. Er strich dem Baby über den fast kahlen Kopf.
    »Ich weiß überhaupt nicht, warum er schreit«, sagte die junge Frau. »Bis eben hat er noch so schön geschlafen. Er hat gewiß Hunger.«
    »Das wird’s sein«, sagte ihr Mann.
    »Entschuldigen Sie mich.« Andy ging zum Informationsstand. Er hatte keine Zeit zu verlieren. Jeden Augenblick konnten weitere Leute dieses Tollhaus an der Landstraße aufsuchen.
    »Was ist los, Mann?« fragte der Bursche in den Bluejeans. »EinUberfall?«
    »Es ist nichts passiert«, sagte Andy und stieß noch einmal leicht zu. Es machte ihn langsam krank. In seinem Kopf dröhnte und hämmerte es.
    »Oh«, sagte der andere. »Ich wollte gerade nachsehen, wie man von hier nach Chagrin Falls kommt. Entschuldigen Sie mich.« Und er schlenderte an seinen Platz zurück.
    Die beiden Mädchen hatten sich bis an den Sicherheitszaun zurückgezogen, der den Rastplatz von dem dahinterliegenden Farmland trennte. Sie starrten ihn mit aufgerissenen Augen an. Der Blinde schlurfte mit ausgestreckten Armen im Kreis herum-Er fluchte und weinte.
    Langsam ging Andy auf die Mädchen zu und zeigte ihnen dabei, daß er nichts in der Hand hatte. Er sprach mit ihnen. Die eine fragte ihn etwas, und er antwortete. Bald darauf fingen sie beide an zu lächeln und nickten ihm zu. Andy winkte ihnen zu, und sie winkten zurück. Dann ging er rasch über das Gras zu seinem Kombiwagen. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, und sein Magen schien zu rotieren. Er konnte nur beten, daß niemand auf den Rastplatz fahren würde, bevor er und Charlie verschwunden waren. Es war nichts mehr übrig. Er hatte sich völlig verausgabt. Er glitt hinter das Steuer und ließ den Motor an.
    »Daddy«, sagte Charlie und umarmte ihn. Ihr Kopf lag an seiner Brust. Er drückte sie kurz und setzte den Wagen zurück. Den Kopf zu drehen, war eine Qual. Das schwarze Pferd. Dieser Gedanke war es, der ihm anschließend immer kam. Irgendwo in der dunklen Scheune seines Unterbewußtseins hatte er das schwarze Pferd aus dem Stall gelassen, und jetzt würde es wieder in seinem Gehirn hin und her rennen. Er mußte irgendwohin, wo er sich ausruhen konnte. Schnell. Er würde nicht mehr

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