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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Karte der Gegend im Umfeld der Interstate 80, die Hände in den hinteren Taschen seiner Jeans.
    Andy hatte keine Ahnung, was er jetzt tun wollte.
    Charlie hatte Wasser getrunken. Einer der Männer beugte sich vor und nahm auch einen Schluck. Dann gingen sie auf ihren Lieferwagen zu. Von der linken hinteren Seite des Wagens beobachtete Andy sie. Charlie schien Angst zu haben, richtige Angst. Sie hatte geweint. Andy prüfte die Hintertür, ohne zu wissen warum, aber es war ohnehin zwecklos; die Tür war verschlossen.
    Dann trat er abrupt hinter dem Wagen hervor und zeigte sich.
    Sie waren sehr schnell. Andy sah an ihren Augen, daß sie ihn schon erkannten, bevor noch Charlies Gesicht aufleuchtete. »Daddy!« rief sie so schrill, daß die jungen Leute mit dem Baby erstaunt aufschauten. Eins der Mädchen unter der Ulme schirmte ihre Augen mit der Hand gegen die Sonne ab, um zu sehen, was los war.
    Charlie wollte zu ihm laufen, aber einer der Männer packte sie an der Schulter und hielt sie fest, wobei er ihr den Rucksack halb vom Rücken riß. Eine Sekunde später hielt er eine Waffe in der Hand. Er hatte sie irgendwo unter seinem Sakko so rasch hervorgeholt, daß man an den üblen Trick eines Zauberers glauben mochte. Er hielt den Lauf an Charlies Schläfe.
    Der andere Mann löste sich von Charlie und seinem Partner und schlenderte lässig auf Andy zu. Er hatte die Hand unter der Jacke, aber seine Zauberei funktionierte nicht so gut wie die seines Partners; er hatte ein wenig Mühe, seine Waffe zu ziehen.
    »Weg vom Wagen, wenn Sie nicht wollen, daß Ihrer Tochter etwas passiert«, sagte der Mann mit dem Revolver.
    »Daddy!« schrie Charlie wieder.
    Andy bewegte sich langsam vom Lieferwagen weg. Auch der andere Kerl, der vorzeitig kahl geworden war, hatte jetzt einen Revolver in der Hand. Er richtete ihn auf Andy. Er stand keine fünf Meter entfernt. »Ich rate Ihnen dringend, sich nicht zu bewegen«, sagte er leise. »Dies ist ein fünfundvierziger Colt, und er macht riesige Löcher.«
    Der junge Mann mit Frau und Baby stand auf. Streng blickten seine Augen durch die randlose Brille. »Was geht hier eigentlich vor?« fragte er im getragenen, kultivierten Tonfall des College-Lehrers.
    Der Agent bei Charlie wandte sich ihm halb zu und nahm den Lauf seiner Kanone von Charlies Schläfe, damit der junge Mann sie sehen konnte. »Regierungsangelegenheit«, sagte er. »Bleiben Sie, wo Sie sind; es hat alles seine Ordnung.«
    Die Frau griff den Arm ihres Mannes und zog ihn auf den Stuhl zurück.
    Andy sah den Agenten mit der beginnenden Glatze an und sagte mit leiser, freundlicher Stimme: »Das Ding ist viel zu heiß, um es in der Hand zu halten.«
    Der Kahlkopf sah ihn erstaunt an. Dann, ganz plötzlich, kreischte er auf und ließ den Revolver fallen. Er schlug auf den Boden, und ein Schuß löste sich. Eines der Mädchen unter den Ulmen stieß einen entsetzten Schrei aus. Der Kahlkopf hielt sich die Hand und hüpfte vor Schmerz. In seiner Handfläche erschienen weiße Blasen, die aufgingen wie Brotteig.
    Der Mann bei Charlie starrte seinen Partner an, und einen Augenblick lang war die Waffe nicht mehr auf ihr Köpfchen gerichtet.
    »Sie sind blind«, sagte Andy zu ihm und stieß zu, so hart er konnte. Eine grauenhafte Welle von Schmerz raste durch seinen Kopf.
    Der Mann schrie plötzlich gellend auf, ließ Charlie los und fuhr sich mit der Hand an die Augen.
    »Charlie«, sagte Andy ganz leise, und seine Tochter rannte auf ihn zu und umklammerte zitternd seine Beine. Der Mann im Informationsstand stürzte nach draußen, um zu sehen, was hier los war.
    Der Kahlkopf hielt sich noch immer die verbrannte Hand und rannte zu Andy und Charlie hinüber. Sein Gesicht war verzerrt.
    »Geh schlafen«, sagte Andy kurz und stieß wieder zu. Der Kahlkopf stürzte wie von der Axt gefällt zu Boden und schlug mit der Stirn auf das Pflaster. Die junge Frau des strengen Lehrers stöhnte auf.
    Andy hatte jetzt üble Kopfschmerzen, und halb unbewußt war er froh, daß Sommer war und er seit MAl seine Fähigkeit nicht mehr eingesetzt hatte, nicht einmal, um einem Studenten einen kleinen Anstoß zu geben, der ohne guten Grund seine Zwischenprüfung sausen lassen wollte. Er war also aufgeladen – aber aufgeladen oder nicht, Gott wußte, daß er für das würde büßen müssen, was er an diesem Sommernachmittag tat.
    Der Blinde taumelte über das Gras, hielt sich die Hände vors Gesicht und schrie. Er stolperte gegen eine grüne Tonne mit der

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