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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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worden. Sie hoben sich sehr weiß und sehr deutlich von der Asphaltdecke ab. Der Platz war zu mehr als drei Vierteln
    besetzt. Es war Essenszeit. Hatte Charlie ihr Essen bekommen? Würden sie ihr etwas geben? Vielleicht.
    (Vielleicht halten sie irgendwo an der Strafte an, um zu tanken und etwas zu essen – sie können schließlich nicht immer nur fahren und fahren und fahren)
    Wohin? Wohin können sie nicht fahren?
    (Sie können nicht bis Virginia fahren, ohne eine Rast einzulegen, nicht wahr? Ein kleines Mädchen muß doch einfach manchmal anhalten weil sie mal muß, nicht wahr?)
    Er richtete sich auf und empfand ein ungeheures Gefühl der Dankbarkeit. Es war gekommen, einfach nur so. Nicht der Flughafen, was seine erste Vermutung gewesen wäre, wenn er nur spekuliert hätte. Nicht der Flughafen, sondern die Interstate. Er war nicht völlig sicher, ob seine Vorahnung sich bewahrheiten würde, aber er war ziemlich sicher. Auf jeden Fall war es besser, als ganz im dunkeln zu tappen.
    Er ließ den Kombi über den frisch gemalten Pfeil rollen, der auf den Ausgang zur Straße zeigte, und bog wieder in die Carlisle ein. Zehn Minuten später hatte er den Schlagbaum vor der Interstate passiert, und die Gebührenquittung steckte in einer abgegriffenen und mit Anmerkungen versehenen Ausgabe von Das verlorene Paradies, die neben ihm auf dem Sitz lag. Weitere zehn Minuten später lag Harrison, Ohio, hinter ihm. Vierzehn Monate später sollte er dann die Reise antreten, die ihn nach Tashmore, Vermont, führen würde.
    Seine Ruhe hielt an. Er stellte das Radio lauter und fühlte sich besser. Ein Song folgte dem anderen, und er kannte nur die älteren, denn er hatte vor drei oder vier Jahren aufgehört, Popmusik zu hören. Aus keinem besonderen Grund; eher zufällig.
    Sie hatten ihm gegenüber immer noch einen Vorsprung, aber seine innere Ruhe hatte ihre eigene kalte Logik. Sie sagte ihm, daß der Vorsprung so gewaltig nicht sein konnte – und daß er Arger bekommen würde, wenn er jetzt einfach mit hundertzwanzig Stundenkilometern die Überholspur entlangrauschte. Er hielt den Tacho stur auf knapp unter hundert, weil er sich ausrechnete, daß die Männer, die Charlie entführt hatten, die Geschwindigkeitsbegrenzung von knapp neunzig nicht gern überschreiten würden. Gewiß, wenn eine Streife sie deshalb anhielt, konnten sie ihre Ausweise zücken, aber sie dürften trotzdem einige Schwierigkeiten haben, die Anwesenheit eines schreienden sechsjährigen Kindes zu erklären. Es würde sie aufhalten und ihnen ganz sicher bei den Leuten Ärger eintragen, die hier die Drähte zogen, wer immer die sein mochten,
    Sie konnten sie unter Drogen gesetzt und versteckt haben, flüsterte sein Verstand. Wenn sie dann gestoppt werden, weil sie mit hundertzwanzig oder hundertdreißig Stundenkilometern durch die Gegend jagten, brauchten sie nur ihre Ausweise zu zeigen und konnten gleich weiterfahren. Wird ein Beamter der Ohio State Police einen Wagen beschlagnahmen, der der Firma gehört?
    Während Andy mit diesen Problemen kämpfte, floß der östliche Ohio vorbei. Erstens könnten sie Bedenken haben, Charlie Drogen zu geben. Ein Kind ruhigzustellen, war eine heikle Sache, wenn man kein Experte war … und vielleicht wußten sie auch nicht, welchen Einfluß eine solche Behandlung auf die Fähigkeiten haben würde, die sie untersuchen sollten. Zweitens könnte ein Beamter der State Police sehr wohl den Lieferwagen beschlagnahmen, zumindest konnte er sie auf die Standspur dirigieren und sie dort festhalten, bis er die Gültigkeit ihrer Ausweise hatte prüfen lassen. Drittens, warum sollten sie sich denn ein Bein ausreißen? Sie hatten keine Ahnung, daß sie verfolgt wurden. Es war noch nicht ein Uhr. Andy hatte bis zwei Uhr im College zu tun. Die Leute von der Firma kannten seine Dienststunden und mußten annehmen, daß er frühestens um halb drei zu Hause sein konnte. Wahrscheinlich rechneten sie damit, daß es dann noch eine halbe bis zwei Stunden dauern konnte, bis der Alarm ausgelöst wurde.
    Warum sollten sie sich nicht Zeit lassen? Andy fuhr schneller.
    Vierzig Minuten vergingen, fünfzig. Es erschien ihm länger. Er fing an, ein wenig zu schwitzen; Sorge durchnagte das künstliche Eis der Ruhe, des Schocks. War der Lieferwagen wirklich irgendwo vor ihm, oder war das Ganze nur Wunschdenken gewesen?
    Der Verkehr bot ein ständig wechselndes Bild. Er sah zwei graue Lieferwagen. Keiner von beiden sah so aus wie der, den er gelegentlich durch

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