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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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morgen bei Tagesanbruch hier sein.« Sie gab ihm den Schlauch zurück.
    »Morgen bei Tagesanbruch.« Neunfinger schob den Stopfen langsam wieder an seinen Platz. »Dreizehn, hast du gesagt?«
    »Dreizehn.«
    »Und wir sind vier.«
    »Fünf, wenn uns der Wegkundige beispringt.«
    Neunfinger rieb sich das Kinn. »Unwahrscheinlich.«
    »Ob dieser Zauberlehrling in einem Kampf was taugt?«
    Neunfinger verzog das Gesicht. »Nicht viel.«
    »Was ist mit Luthar?«
    »Würd mich wundern, wenn der im Streit schon mal die Faust erhoben hätte, von einer Klinge ganz zu schweigen.«
    Ferro nickte. »Dreizehn gegen zwei also.«
    »Schlechte Aussichten.«
    »Ziemlich.«
    Er holte tief Luft und starrte in die Grube zu seinen Füßen. »Wenn du abhauen wolltest, würde ich dir das nicht übel nehmen.«
    »Phh«, schnaubte sie. Komisch, darüber hatte sie nicht einmal nachgedacht. »Ich bleibe. Will doch sehen, wie’s ausgeht.«
    »In Ordnung. Gut. Kann nicht sagen, dass ich dich nicht brauchen könnte.«
    Der Wind fuhr durchs Gras und seufzte an den Steinen. Es gab Dinge, die man in solchen Augenblicken sagen sollte, vermutete Ferro, aber sie wusste nicht, welche. Sie hatte es nie so mit dem Reden gehabt.
    »Eins noch. Wenn ich draufgehe, begräbst du mich.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Abgemacht?«
    Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Abgemacht.« Plötzlich wurde ihr bewusst, wie lange es her war, dass sie einen anderen Menschen ohne die Absicht berührt hatte, ihm wehzutun. Es war ein seltsames Gefühl, wie sich seine Hand um ihre legte, wie sich seine Finger fest um ihre schlossen und sich seine Handfläche gegen ihre presste. Warm. Er nickte ihr zu. Sie nickte ihm zu. Dann ließen sie los.
    »Was ist, wenn wir beide sterben?«, fragte er.
    Sie zuckte die Achseln. »Dann können die Krähen das Fleisch von unseren Knochen picken. Was macht das letztlich auch für einen Unterschied?«
    »Keinen großen«, brummte er und ging langsam den Abhang hinunter. »Keinen großen.«

DIE STRASSE ZUM SIEG
    West stand unterhalb eines Grüppchens verkrüppelter Bäume im schneidenden Wind auf einer Anhöhe oberhalb des Flusses Cumnur und sah die lange Kolonne an sich vorüberziehen. Oder, genauer gesagt, er sah zu, wie sie genau das nicht tat.
    Die sauber aufgestellten Karrees der Königstreuen, die an der Spitze von Prinz Ladislas Armee marschierten, kamen bestens voran. Man erkannte sie an ihren Rüstungen, die immer wieder aufblinkten, wenn die bleiche Sonne gelegentlich einige Strahlen durch die zerrissenen Wolken hindurchschickte, und an den roten und goldenen Standarten, die jede Kompanie vor sich her trug. Sie hatten den Fluss bereits überquert und sich auf der anderen Seite wieder zu einer ordentlichen Formation zusammengeschlossen, wo sie nun einen deutlichen Kontrast zu dem Durcheinander am diesseitigen Ufer bildeten.
    Die Einberufenen waren am frühen Morgen mit großem Eifer aufgebrochen, offenbar erleichtert, dem elenden Lager den Rücken kehren zu können, aber es hatte keine Stunde gedauert, bis hier und da ein Mann, der älter war als die anderen oder schlechteres Schuhwerk hatte, zurückfiel, und so war die Kolonne schließlich mehr und mehr ausgefranst. Soldaten rutschten in dem halb gefrorenen Morast aus oder stolperten, fluchten und rempelten ihre Nebenmänner an oder traten denen, die vor ihnen her gingen, in die Hacken. Die Bataillone hatten sich schließlich aufgelöst, in die Länge gezogen und von ordentlichen Karrees in formlose Haufen verwandelt, sie vermischten sich mit den Einheiten, die vorweg- und hinterhermarschierten, bis sich die ganze Kolonne wie große Wellen bewegte: Eine Gruppe eilte voraus, während die nächste anhielt, wie die Glieder eines monströsen, dreckigen Regenwurms.
    An der Brücke ging dann schließlich das letzte bisschen Ordnung verloren, das die Truppe noch gehabt hatte. Die unordentlich aufgestellten Kompanien drängten sich müde und schlecht gelaunt dem schmalen Übergang entgegen, schoben und schnauften. Die Hinteren schoben mehr und mehr nach, ungeduldig, die Brücke endlich zu überqueren, um sich dann ausruhen zu können, und verlangsamten das Weiterkommen durch den Druck ihrer Körper nur noch mehr. Dann verlor ein Karren, der dort ohnehin nichts zu schaffen hatte, mitten auf der Brücke ein Rad, und nun wurde aus dem zähen Fluss von Soldaten, die es hinüberschafften, ein mühsames Tröpfeln. Niemand schien zu wissen, wie man den Wagen fortbewegen oder wen man

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