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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Ihr Ohr.« Isliks Kopf prallte mit hohlem Aufschlag auf den Tisch. Ein Gesichtsausdruck war nicht wirklich auszumachen, eher zeigte er eine schreckliche Schlaffheit, die offenen Augen starrten in verschiedene Richtungen, und die Zunge hing ihm leicht heraus. Er rollte unrund über die schöne Platte und hinterließ eine wacklige Spur blutiger Schlieren auf dem herrlich polierten Holz, bevor er, mit dem Gesicht nach oben, genau vor General Vissbruck liegen blieb.
    Ein wenig zu theatralisch vielleicht, aber voller Dramatik. Das muss man mir doch lassen. Niemand dürfte nun noch an meiner Entschlossenheit zweifeln.
Vissbruck glotzte den blutigen Kopf auf dem Tisch vor ihm an, und die Kinnlade klappte ihm immer weiter und weiter herunter. Er erhob sich halb von seinem Platz und sank dann wieder zurück, wobei sein Stuhl über den Fliesenboden schrammte. Mit einem bebenden Finger zeigte er auf Glokta.
    »Sie sind verrückt! Sie sind verrückt! Jetzt wird es für niemanden mehr Gnade geben! Für keinen Mann, keine Frau und kein Kind in Dagoska! Wenn die Stadt jetzt fällt, gibt es für keinen von uns mehr Hoffnung!«
    Glokta zeigte sein zahnloses Lächeln. »Dann würde ich vorschlagen, dass Sie alle sich mit ganzem Herzen dafür einsetzen, dass die Stadt nicht fällt.« Er sah zu Korsten dan Vurms. »Es sei denn, es wäre zu spät dafür, nicht wahr? Es sei denn, Sie hätten die Stadt bereits an die Gurkhisen verkauft und könnten nicht mehr zurück!«
    Vurms’ Augen huschten zur Tür, zu Cosca, zum entsetzten General Vissbruck, zu Frost, dessen massige Gestalt drohend in einer Ecke lauerte, und schließlich zu Magisterin Eider, die immer noch stählerne Ruhe und Gelassenheit bewies.
Und so wird unsere kleine Verschwörung aus den Schatten ans Licht gezerrt.
    »Er weiß Bescheid!«, kreischte Vurms, schob seinen Stuhl zurück und stand schwankend auf, dann machte er einen Schritt auf die Fenster zu.
    »Ganz offensichtlich weiß er Bescheid.«
    »Dann tun Sie doch etwas, verdammt!«
    »Das habe ich schon«, erwiderte Eider. »Inzwischen werden Coscas Männer die Landmauer besetzt, den Graben überbrückt und die Tore für die Gurkhisen geöffnet haben. Die Kais, der Große Tempel und selbst die Zitadelle sind ebenfalls in ihren Händen.« Von draußen erklang ein entferntes Rasseln. »Ich glaube, ich höre sie schon, sie sind direkt vor der Tür. Es tut mir leid, Superior Glokta, es tut mir wirklich leid. Sie haben alles getan, was Seine Eminenz von Ihnen erwarten konnte, und mehr als das, aber die Gurkhisen strömen dennoch bereits in die Stadt. Sie sehen, weiterer Widerstand ist zwecklos.«
    Glokta sah Cosca an. »Darf ich darauf etwas erwidern?« Der Styrer lächelte leicht und deutete eine steife Verbeugung an. »Sehr freundlich. Ich bedauere zutiefst, Sie enttäuschen zu müssen, aber die Tore sind in der Hand von Haddisch Kahdia und einigen seiner ergebensten Priester. Er sagte, er würde sie den Gurkhisen öffnen – wie war noch seine Formulierung – wenn Gott höchstselbst es ihm befiehlt. Haben Sie eine göttliche Erscheinung vorgesehen?« Eiders Gesicht war deutlich abzulesen, dass dem nicht so war. »Was die Zitadelle betrifft, so hat sich die Inquisition des Gebäudes bemächtigt, um die Sicherheit der treuen Diener Seiner Majestät zu gewährleisten. Es sind meine Praktikalen, die Sie dort draußen hören. Und was Meister Coscas Söldner betrifft …«
    »So stehen sie auf ihren Posten auf der Mauer, Herr Superior, wie befohlen!« Der Styrer schlug die Hacken zusammen und salutierte in makelloser Haltung. »Sie sind bereit, einen Angriff der Gurkhisen zurückzuschlagen.« Er grinste zu Eider hinüber. »Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich zu einer derart kritischen Zeit aus Ihren Diensten scheide, Frau Magister, aber wie Sie sehen, habe ich ein besseres Angebot bekommen.«
    Es folgte eine überraschte Pause. Vissbruck hätte nicht entgeisterter dreinschauen können, wenn ihn der Blitz getroffen hätte. Vurms sah sich mit wildem Blick um. Er trat einen weiteren Schritt zurück, doch Frost bewegte sich sofort auf ihn zu. Aus dem Gesicht von Magisterin Eider war alle Farbe gewichen.
Und so endet die Jagd, und alle Füchse sind gestellt.
    »Sie sollten sich eigentlich nicht wundern.« Glokta lehnte sich bequem auf seinem Stuhl zurück. »Nicomo Coscas Untreue ist im ganzen Weltenrund Legende. Es gibt kaum ein Land unter der Sonne, in dem er keinen Auftraggeber betrogen hat.« Der Styrer lächelte und

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