Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
Stuhl auf und schleuderten den schwer atmenden Islik zurück auf die Sitzfläche. Vitari sah mit verschränkten Armen zu.
    »Das ist alles sehr schmerzhaft«, sagte Glokta, »aber man kann die Schmerzen eine Weile aushalten, wenn man weiß, dass sie nicht allzu lange anhalten werden. Wenn sie nicht länger dauerten als, sagen wir, bis Sonnenuntergang. Um einen Mann schnell zu brechen, muss man ihm damit drohen, ihm dauerhaft etwas zu entziehen. Ihn auf eine Art zu verletzen, die nie wieder heilen wird. Ich weiß das.«
    »Ahh!«, schrie der Gesandte und warf sich auf seinem Stuhl hin und her. Severard wischte die Klinge seines Messers an der weißen Robe in Höhe der Schulter ab, dann warf er ein Ohr auf den Tisch. Es lag einfach so auf dem Tisch: ein verlorenes, blutiges, fleischiges Halbrund. Glokta starrte es an.
In einer glutheißen Zelle ganz wie dieser haben mich die Diener des Imperators über lange Monate hinweg zu dieser abstoßenden, verkrümmten Spottgestalt gemacht. Man hätte darauf hoffen können, dass die Möglichkeit, einem von ihnen dasselbe widerfahren zu lassen, mir einen Hauch von Vergnügen bereiten würde.
Und dennoch fühlte er gar nichts.
Nichts außer meinem eigenen Schmerz.
Er verzog gequält das Gesicht, während er sein Bein ausstreckte und das Klicken im Knie spürte; dann zog er zischend die Luft durch das leere Zahnfleisch ein.
Wieso also mache ich das?
    Glokta seufzte. »Als Nächstes kommt ein Zeh. Dann ein Finger, dann ein Auge, eine Hand, Ihre Nase, und so weiter. Verstehen Sie? Es wird mindestens eine Stunde dauern, bis Ihr Verschwinden bemerkt wird, und wir arbeiten schnell.« Glokta deutete mit dem Kinn auf das abgetrennte Ohr. »Wir könnten bis dahin einen Stapel mit Ihren Körperteilen angehäuft haben, der gut einen Fuß hoch ist. Ich werde an Ihnen herumsäbeln, bis Sie nur noch aus einer Zunge und einem Sack voller Eingeweide bestehen, wenn es sein muss, aber ich werde herausbekommen, wer der Verräter ist, das verspreche ich Ihnen. Nun? Wissen Sie jetzt vielleicht etwas?«
    Der Gesandte starrte ihn an, atmete schwer; dunkles Blut sickerte aus seiner hochherrschaftlichen Nase aufs Kinn, lief aus der Wunde seitlich am Kopf.
Ist er sprachlos vor Schock, oder denkt er über seinen nächsten Schachzug nach? Letztlich spielt es keine Rolle.
»Ich fange an, mich zu langweilen. Fangen Sie mit seinen Händen an, Frost.« Der Albino griff nach dem Handgelenk.
    »Warten Sie!«, heulte der Gesandte. »Gott sei mir gnädig, warten Sie! Es war Vurms. Korsten dan Vurms, der Sohn des Statthalters!«
    Vurms. Das ist schon fast zu offensichtlich. Aber dennoch, meist sind die offensichtlichen Antworten auch die richtigen. Dieser kleine Drecksack würde seinen eigenen Vater verkaufen, wenn er glaubte, dass er einen Käufer für ihn fände …
    »Und die Frau, Eider!«
    Glokta runzelte die Stirn. »Eider? Ganz sicher?«
    »Sie hat es geplant! Sie hat die ganze Sache geplant!« Glokta saugte nachdenklich an seinem leeren Zahnfleisch. Es schmeckte schal.
Ein wirklich scheußliches Gefühl der Enttäuschung, oder aber ist es das scheußliche Bewusstsein, es schon die ganze Zeit geahnt zu haben? Sie war die Einzige mit dem nötigen Hirn, dem Mut und dem Geld für Verrat. Eine Schande.
Aber wir wissen es besser, als bei Geschichten auf einen glücklichen Ausgang zu hoffen.
    »Eider und Vurms«, murmelte Glokta. »Vurms und Eider. Unser hässliches kleines Geheimnis ist bald aufgeklärt.« Er sah zu Frost hinüber. »Sie wissen, was Sie zu tun haben.«

SCHLECHTE AUSSICHTEN
    Der Hügel erhob sich aus dem Gras, ein formvollendeter Kegel wie von Menschenhand errichtet. Es war seltsam, wie er so allein dastand inmitten der völlig flachen Ebene. Ferro traute ihm nicht.
    Auf seiner Spitze ragten verwitterte Steine in einem unebenen Kreis auf; sie lagen auch verstreut auf den Hängen, manche waren umgekippt. Der kleinste reichte gerade bis zu den Knien, der größte war zweimal mannshoch. Dunkle, nackte Steine, die dem Wind trotzten. Uralt, kalt, zornig. Ferro sah sie böse an.
    Es fühlte sich so an, als blickten die Steine ebenso böse zurück.
    »Was ist das für ein Ort?«, fragte Neunfinger.
    Quai zuckte die Achseln. »Dieser Ort ist alt, ganz furchtbar alt. Älter als das Kaiserreich. Vielleicht wurde er sogar in der Zeit vor Euz errichtet, als die Teufel über die Erde zogen.« Er grinste. »Vielleicht wurde er von den Teufeln erbaut. Wer weiß? Ein Tempel für längst vergessene Götter? Ein

Weitere Kostenlose Bücher