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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Schwert. Die Nebelschwaden zogen vorbei. Es war nur ein Wagen mit Versorgungsgütern, auf dem sich Fässer stapelten und vor dem ganz still ein Maultier stand, während der Kutscher ausgestreckt auf dem Boden lag; ein Speer ragte aus seinem Rücken.
    »Hier entlang«, zischte West und hielt darauf zu, wobei er versuchte, auf den schlammigen Wegen zu bleiben. Die Wagen, das war gut. Die Wagen wiesen auf den Versorgungszug hin, auf die Nahrungsmittel und die Feldscher. Die Wagen bedeuteten, dass sie sich aus dem Tal hinausbewegten, zumindest weg von der Front, wenn es überhaupt noch eine gab. West dachte einen Augenblick nach. Die Wagen, das war schlecht. Wagen waren Beute. Die Nordmänner würden raublüstern von ihnen angezogen werden wie Fliegen von einem Honigtopf. Er deutete in den Nebel hinein, weg von den leeren Karren, den zerbrochenen Fässern, den ausgekippten Truhen, und die anderen folgten ihm leise. Nur ihre schmatzenden Schritte auf dem nassen Boden und ihr heiserer Atem waren zu hören.
    Sie kämpften sich weiter voran über offenes Gelände und dreckige Klumpen nassen Grases, bis der Boden allmählich anstieg. Die anderen überholten ihn, und er winkte sie vorüber. Ihre einzige Aussicht bestand darin, in Bewegung zu bleiben, aber jeder Schritt fiel ihm schwerer und schwerer. Aus der Wunde am Kopf sickerte Blut in sein Haar und lief ihm seitlich das Gesicht herunter. Der Kopfschmerz wurde immer schlimmer statt besser. Er fühlte sich schwach, elend, und ihm war furchtbar schwindlig. Verzweifelt umklammerte er das Heft des schweren Schwertes, als ob es ihn aufrichten könnte, aber er ging immer gebeugter und hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte Cathil.
    »Weiter mit Ihnen!«, presste er hervor. Er konnte Hufschlag hören, jedenfalls glaubte er das. Die Angst trieb ihn voran, nur die Angst. Er sah die anderen vor sich, wie sie mühsam weitergingen. Prinz Ladisla war weit voraus, dann kam Pike und dann Cathil, die sich immer wieder zu ihm umwandte. Vor ihnen lag ein Grüppchen Bäume, wie er durch den Nebel erkennen konnte, der allmählich dünner wurde. Er konzentrierte sich auf ihre geisterhaften Schemen und hielt auf sie zu, und sein Atem fuhr heiser durch seine Kehle, als er sich den Abhang hinaufschleppte.
    Er hörte Cathils Stimme. »Nein.« Während das Entsetzen in ihm hochkroch, wandte er sich um. Er sah die Umrisse eines Reiters nicht weit von ihnen entfernt.
    »Laufen Sie zu den Bäumen!«, keuchte er. Sie bewegte sich nicht, daher packte er ihren Arm und schubste sie vorwärts, wobei er selbst vornüber in den Morast fiel. Mühsam kam er wieder auf die Füße, richtete sich auf und stolperte von ihr weg, weg von den Bäumen, weg vom sicheren Schutz. Er lief seitlich über den Abhang. Der Nordmann zeichnete sich immer klarer ab, als er ihm durch den Nebel entgegenkam. Nun hatte er auch West entdeckt und trottete mit gesenktem Speer auf ihn zu.
    West bewegte sich weiter seitwärts voran. Ihm brannten die Beine, die Lungen, und er setzte die letzte verbliebene Stärke ein, um den Reiter von den anderen wegzulocken. Ladisla hatte die Bäume bereits erreicht. Pike verschwand gerade im Unterholz. Cathil warf einen letzten Blick über ihre Schulter, dann folgte sie ihm. West konnte nicht mehr weiter. Er blieb stehen, sank am Berghang zu Boden, zu müde, um auch nur stehen zu bleiben. Von Kämpfen war gar nicht zu reden. Er sah, wie der Nordmann näher kam. Die Sonne brach durch die Wolken und schimmerte auf der Spitze seines Speers. West hatte keine Ahnung, was er tun sollte, wenn sie aufeinandertrafen. Außer sterben.
    Dann richtete sich der Reiter im Sattel auf und griff sich an die Hüfte. Dort waren Federn. Graue Federn, die der Wind bewegte. Er stieß einen kurzen Schrei aus. Der Schrei brach ab, und er starrte West an. Eine Pfeilspitze ragte aus seinem Hals. Der Speer fiel ihm aus den Händen, und der Reiter rutschte allmählich seitlich aus dem Sattel. Sein Pferd trottete weiter in leichtem Bogen den Abhang hinauf und blieb dann stehen.
    West blieb einen Augenblick niedergekauert am Boden, ohne zu begreifen, auf welche Weise er da gerade dem Tod entronnen war. Er stolperte auf die Bäume zu, jeder Schritt kostete ihn Überwindung, seine Gelenke fühlten sich so wacklig an wie bei einer Marionette. Seine Knie gaben nach, und er ließ sich ins Unterholz fallen. Kräftige Finger machten sich an seiner Kopfwunde zu schaffen, und er hörte in Nordisch

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